Die Ringstrasse des Proletariats – Ein Gegenentwurf

Die Prachtbauten der Ringstraße wurden vor 150 Jahren errichtet und markierte damit den Beginn des liberalen, bürgerlichen Zeitalters.
Die prunkvollen Bauten dienten der Repräsentation oder standen nur wohlhabenden Leuten als Wohnraum zur Verfügung. Der Großteil der arbeitenden Bevölkerung lebte in menschenunwürdigen Verhältnissen. So bestanden 73% der Wiener Wohnungen nach dem Ersten Weltkrieg nur aus Zimmer und Kabinett. Mehrere sogenannte „Bettgänger“ teilten sich oftmals ein Bett zum Schlafen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung besaß kein eigenes Bett. Fast keine Wohnung verfügte über eigene Toiletten und über eine Wasserleitung.
Durch die dichte Verbauung waren dunkle, luftlose Hinterhöfe und lange Gänge mit Gangküche die Norm.
Am 1. Februar 1923 beschließt der Wiener Gemeinderat die zweckgebundene Wohnbausteuer und im September desselben Jahres wird ein erstes kommunales Wohnbauprogramm entworfen. Bis zum Jahre 1928 sollen 25.000 neue Wohnungen errichtet werden, die Licht, Luft und Sonne in den Wohnraum lassen. Bereits 1926 wurde das erste Wohnbauprogramm umgesetzt und 1927 ein weiteres für 30.000 Wohneinheiten beschlossen.
Zwischen 1919 und 1933 enstanden mehr als 380 kommunale Wohnbauten mit knapp 65.000 Wohnungen.
Neben dem Margaretner Metzleinstalerhof und dem Reumannhof entstanden prägnante und unverwechselbare „Volkswohnpaläste“, die sich mit oft monumentaler Architektur zur „Ringstraße des Proletariats“, dem „Gegenentwurf“ zur Ringstraße, zusammenfügten.
Vom Baugrund her nur bis zu 40% verbaut, durch Parks und Sportplätze aufgelockert und mit zahlreichen Infrastruktur- oder „Folgeeinrichtungen“ ausgestattet, wurde die schlimmste Wohnungsnot gemildert.
Durch die erzwungene Neufassung des Finanzausgleichs im Jahre 1929, dem Jahr der Weltwirtschaftskrise, wurde die kommunale Bautätigkeit stark eingeengt. Mit dem 1933 erlassenen Verbot, bestimmte Steuern einzuheben, wurde der soziale Wohnbau eingestellt.

Das Rote Wien
im Waschsalon Karl-Marx-Hof
„Die Ringstrasse des Proletariats – Ein Gegenentwurf“
Von 21.5.2015 bis 20.12.2015
Waschsalon Nr. 2, Karl-Marx-Hof, Halteraugasse 7, 1190 Wien
Donnerstag von 13 bis 18 Uhr, Sonntag von 12 bis 16 Uhr
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