Von Wales nach Schottland

An unserem letzten Tag in Wales war es spät geworden und nach unserer Rückkehr nach England wollten wir in Ruhe die vielen Eindrücke verarbeiten.
Da mein Smartphone wieder meinte, es bräuchte kein Netz, checkten wir auf der Delamere Forest Camping und Caravanning Club Site ein. Die lange Helligkeit ausnutzend, machten wir noch eine kleine Abendwanderung, nutzten schnell das vorhandene Internet und fielen dann doch leicht erschöpft in unsere Betten.
Manchester, das bereits von den Römern besiedelt war, stand als nächstes auf unserem Programm. Nachdem wir endlich einen Parkplatz erhascht hatten, erkundeten wir das doch recht kompakte Zentrum. Aber irgendwie waren wir für diese hektische Stadt noch zu müde vom Vortag. Wir wollten weiter und waren froh, als wir über die mehr als stark befahrene Stadtautobahn aus dem Trubel herauskamen.

Lake-Windermere-_©H.Holzinger_DSC_3445
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Wir wollten wieder an das Meer und hatten einen Tipp bekommen, dass bei Cockerham ein netter Übernachtungsplatz wäre, der direkt am Meer läge. Also auf Richtung Cockerham um dann den Pfeilen zum Wanderparkplatz Glasnost zu folgen. Nach einigen Kilometern wurde die Straße immer schlechter, dann einspurig ohne Ausweichen. Das letzte Stück konnten wir noch im Schritttempo fahren, da tiefe Löcher das Weiterkommen fast verhinderten. Am Wanderparkplatz, wirklich direkt am Coast-Pfad gelegen, wies ein Schild darauf hin, dass der Schranken während der Nacht geschlossen werde und „no overnight parking“ erlaubt sei. Nachdem wir schon so mühsam hingehoppelt waren, machten wir eine kleine Wanderung zur Ruine der Cockersand Abbey, beobachteten die vielen Wildvögel, jausneten und tasteten uns mit unserem WoMo wieder Richtung fahrbarer Straße zurück.

Lake-District_©H.Holzinger_DSC_3447
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Danach ging es zügig auf der M6, an Lancaster vorbei, unserem nächsten Ziel, dem Lake District, entgegen.
Nun, Timing ist anscheinend nicht immer unsere größte Stärke. Es war Freitag, sprich das Wochenende stand vor der Tür. Rund um unseren nächsten geplanten Übernachtungspunkt, in Keswick, wurrlte es von Menschenmassen, da gerade an diesem Wochenende ein großes Festival stattfinden sollte. An der Zufahrt zum Campingplatz war bereits ein kleiner Stau und als wir die Barriere des Platzes erreichten, wurde uns sofort mitgeteilt, es gäbe nicht ein freies Plätzchen. Ein kurzer Blick auf das Gewusel um uns – hier hätte nicht einmal ein Schuhlöffel geholfen, um noch irgendwas oder irgendjemanden unterzubringen. Wir flüchteten so schnell es eben ging und machten uns auf die Suche nach einem freien Plätzchen für die Nacht.

Lake-Windermere_©H.Holzinger_DSC_3442
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Nach drei erfolglosen Versuchen checkten wir auf dem Dalebottom Farm Caravan und Camping Club ein. Eine riesengroße Wiese gehörte uns fast allein. Zwei andere WoMo’s standen weit entfernt. Weiter unten waren zwei große Zelte aufgestellt und nach und nach kamen noch drei Wohnwägen angefahren. Rund um unser WoMo sprangen kleine Schafe, die uns in den Schlaf blökten. Da die sanitären Einrichtungen nicht ganz das hielten, was sie versprachen, griffen wir auf unsere Infrastruktur zurück und machten uns dann am nächsten Morgen auf, endlich den Lake-District zu erforschen.

Lake-District_©V.Holzinger_IMG_0987
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Die Naturschönheiten vom Lake District ziehen jährlich Millionen Menschen an. Nicht weit von den großen Städten Liverpool, Manchester und Lancaster gelegen, suchen hier Sportler und Sportlerinnen aller Genre Erholung.
Hunderte Wanderwege führen durch das Gebiet, manche Gegenden sind nur zu Fuß zu erreichen. Der 112 km lange Cumbria Way verläuft von Carlisle über Keswick und Coniston nach Ulverston. Neben dem Westteil des Coast Walk gibt es auch anspruchsvolle Bergrouten. Wer den Scafall Pike, mit seinen 977 m der höchste Berg in der Region, besteigen will, sollte mindestens 7 Stunden einplanen und dabei das Wetter im Auge behalten.

Lake-District_©V.Holzinger_IMG_0992
Lake-District_©V.Holzinger_IMG_0992

Auch Wassersportler kommen im Lake District voll auf ihre Rechnung. Hier liegt der Windermere, mit seinen über 16 Kilometern Länge Englands größter See. An der Ostflanke des Wastwater, Englands tiefstem See, türmen sich Geröllwände von über 600 m auf, die Seen Bassenthwaite, Derwentwater, Crummok Water, Thirlmere, Rydal Water und viele, viele andere bieten malerische Ausblicke.
Der Mix aus Seen, die in den verschiedensten Farben glitzern und glänzen, das sie umgebende Grün und die hoch wirkenden Berge macht verständlich, dass sich so viele Menschen magisch angezogen fühlen und hier ihre Freizeit verbringen wollen.

Lake-District_©H.Holzinger_DSC_3441
Lake-District_©H.Holzinger_DSC_3441

Im Lake District kommt auch die Kultur nicht zu kurz. Hier siedelten bereits die Römer, auf deren Spuren man wandeln kann. Zahlreiche kleine Städte und Örtchen besitzen, so wie überall in England, wunderschöne Gärten, Burgen oder Cottages, die zur Besichtigung einladen.
Entlang der verschiedensten See, wo es uns mit unserem WoMo möglich war, fuhren wir kreuz und quer durch den Lake District. Wenn das Wetter mitspielte, machten wir eine kleine Wanderung oder hockten uns ganz einfach an einen See, sahen den Wellen zu und ließen uns die Sonne auf die Nase scheinen.
Schön langsam war es dann Zeit Abschied zu nehmen. Wir sattelten wieder unser WoMo, fuhren auf die M6 und erreichten bei Gretna Green unser nächstes Etappenziel – Schottland.