Wales – Land von faszinierender Schönheit

Wales, zwar Teil des Vereinigten Königreichs, hat sich gegenüber England bis heute viel Selbständigkeit erhalten.
Nicht nur die eigene Sprache, die in unseren Ohren melodisch klingt, aber als Zungenbrecher fungieren könnte, ist allgegenwärtig, auch besitzt Wales seit 1999 ein eigenes Parlament. Wikinger, Römer, Normannen und Engländer schrieben hier Geschichte, trotzdem oder gerade deshalb entwickelte sich ein eigener Nationalcharakter, der bis in die Gegenwart reicht.

©V.Holzinger_IMG_0819
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Von ganz unterschiedlichen Landschaften geprägt, findet man hier auf relativ kleinem Raum neben gut 1200 Küstenkilometern mit zum Teil steilen Klippen, imposante Bergwelt, üppige Gärten und rund 600 Burgen und Schlösser, die von der stolzen Vergangenheit zeugen. Begünstigt vom Golfstrom, ist das Klima relativ mild, dafür aber auch sehr feucht. Schafzucht ist vorherrschend, der Tourismus nimmt immer mehr an Bedeutung zu.

Tintern-Abbey_©V.Holzinger
Tintern-Abbey_©V.Holzinger

Wir begannen unsere Wales-Rundfahrt im romantischen Wye-Tal, das nicht nur durch den bezaubernden Ort Tintern besticht, sondern als größten Anziehungspunkt mit der zwar zerstörten, aber immer noch imposanten Tintern Abbey aufwartet. Einst reichstes Kloster in Wales, löste Henry VIII die Abbey auf und ließ sie zerstören. Noch heute zeugt die dachlose Ruine von einstiger Größe und auch Macht.
Da soviel Geschichte hungrig macht, gönnten wir uns gleich vis-a-vis einen Cream Tea und für weitere Aktivitäten voll gerüstet zu sein.

Abergavenny_©V.Holzinger
Abergavenny_©V.Holzinger

Durch das Wye-Tal fuhren wir nach Abergavenny, das nicht nur durch seine normannische Burgruine, sondern auch durch die St. Maries Priory und seine Lage am Fuße der Black Mountains punktet. Da unsere Vorräte schon Lücken aufwiesen, nutzen wir gleich die Möglichkeit und füllten diese wieder auf.
Über Blaenavon, in dem einst das „schwarze Gold“ aus dem Berg geholt wurde und das heute durch sein Bergbaumuseum besticht, ging es nach Caerleon. Caerleon, einst römische Befestigungsanlage, besitzt aus dieser Zeit noch eine eindrucksvolle Bäderanlage sowie Überreste eines Amphitheaters aus dem 2. Jahrhundert. Wir ergatterten mit Mühe einen passenden Parkplatz für unser WoMo und machten uns zur Besichtigung auf.

Caerphilly_©V.Holzinger
Caerphilly_©V.Holzinger

Danach stand weiter Geschichte am Programm. Die normannische Wasserburg Caerphilly Castle war unser nächstes Ziel. Es war bereits spät geworden und die zweitmächtigste Burg Großbritanniens war bereits geschlossen. Wir machten Fotos und trollten uns zu unserem WoMo, da der Sonnenschein in einen Regenguss überging.
Wir gaben unser nächstes Ziel in das Navi ein und standen nach ein paar Kilometern in einem Stau, der sich gewaschen hatte. Im Stop and Go-Verkehr bewegten wir uns weiter, der Blechwurm war kilometerlang. Beim nächsten angeschriebenen Campingplatz fuhren wir von der Autostraße ab und landeten bei einem Farmcamping in der Nähe von Llangennech.

©V.Holzinger
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Bei dem zum Camping gehörenden schmucken Haus läuteten wir, zahlten brav unseren Obolus, unterhielten uns noch ein wenig mit der Besitzerin, die erst aus Frankreich und Spanien zurückgekehrt war und fuhren dann nach hinten auf den ausgewiesenen Platz. Um es kurz zu halten – dieser Campingplatz war der größte Reinfall seit Beginn unserer Reise. Die Sanitäranlagen wurden anscheinend neu gebaut, die vorhandenen fielen in die Kategorie „vergiss sie“. Wir griffen auf unsere Infrastruktur zurück, krabbelten müde in unsere Betten und schliefen, vom Blöken der Schafe begleitet, in den nächsten Morgen.

Haverfordwest_©V.Holzinger
Haverfordwest_©V.Holzinger

Über Tenby mit seinem Sandstrand und Pembroke mit seinem auf einem Felsvorsprung befindlichen Pembroke Castle erreichten wir das an den Ufern des Flusses Cleddau gelegene Städtchen Haverfordwest. Nach einer kurzen Besichtigung der Burgruine von Haverfordwest und einem kleinen Rundgang im Städtchen wollten wir den Pembrokeshire Coast Park kennenlernen.
Da es bereits spät war, checkten wir in der St. David’s Camping & Caravanning Club Site ein und schliefen, diesmal vom Wind gebeutelt, in den nächsten Tag.

St.-David's_©V.Holzinger
St.-David’s_©V.Holzinger

Das Örtchen St. Davids, vom Schutzpatron von Wales gegründet, war schon früh eine wichtige Pilgerstätte und besitzt die größte Kathedrale von Wales, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Neben der wunderschönen Kathedrale prangt der später entstandene Bischofspalast, der heute nicht mehr vollständig erhalten ist.
Wir ließen unser WoMo am Campingplatz stehen und nutzen den kleinen Pendelbus, der in einem Rundkurs einen Teil der Region abfährt. Bei geschickter Planung kann zuerst der Ort St. Davids besichtigt werden. Danach kann man eine Wanderung, immer mit wunderbarem Ausblick, entlang des Küstenpfades zu einem der umliegenden Orten machen, um dann mit dem Bus den Rückweg zum Campingplatz anzutreten.

St.-David's_Aberystwyth_
St.-David’s_Aberystwyth_

Nach unserer Besichtigung von St. Davids stärkten wir uns noch mit Kaffee und Kuchen im The Grove Hotel, besuchten die Ausstellung im gegenüberliegenden Heritage Center und machten uns zu unserer Wanderung auf. Mit dem kleinen Linienbus ging es nach einem ereignisvollen Tag zurück ins Camp, wo unser WoMo schon auf uns wartete.
Über schmale Sträßchen erreichten wir am nächsten Tag die Fährhafen Fishguard, fuhren, so weit es ging, der Küste entlang, machten einen kurzen Abstecher in den Hafen von Aberaeron um dann im einstigen „Biarritz von Wales“, in Aberystwyth, zu landen.

Aberystwyth_©H.Holzinger
Aberystwyth_©H.Holzinger

Heute Universitätsstadt, wartet Aberystwyth mit einer Promenade entlang des Wassers auf. Überragt von den Überresten des alten Castle, von dem man einen schönen Überblick auf das „Old College“, dem Universitätsgebäue, und über das Meer hat. Einen schönen Blick über die Küste hat man auch vom Constitution Hill, den man nicht nur über eine Straße, sondern stilgerecht, mit der historischen Bergbahn Cliff Railway erreicht.

Aberystwyth_©V.Holzinger
Aberystwyth_©V.Holzinger

Nach der Besichtigung der St. Michel Kirche regte sich Kaffeedurst. Die Sonne schien wieder einmal, einige Leute waren mit Winterjacke unterwegs, andere hatten bereits auf Sommerkleidchen und kurze Ärmel umgestellt. Für uns war es jedenfalls warm genug, um Kaffee im Freien zu trinken. Der einzige Anbieter, der uns diesen Wunsch erfüllen konnte, war Starbucks. Unser letzter Besuch bei dieser Kette war in Seattle und dies liegt doch schon etwas länger zurück. Kurz und einfach – bei diesem Starbuck ist es Usus am Tresen seine Bestellung aufzugeben, zu zahlen, seinen Namen zu nennen und wenn der Kaffee fertig ist, wird der Name aufgerufen und du kannst deine Bestellung abholen. Irgendwie wirkten wir anscheinend ob des Prozedere so entgeistert, dass die ausgesprochen nette Schankkraft meinte, wir sollten uns doch einfach draußen hinsetzen. Nach ein paar Minuten wurde uns, was ein absolutes Novum ist, der Kaffee mit einem freundlichen Lächeln serviert – auch so kann Werbung für eine Firma funktionieren!

©V.Holzinger
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Quer über die Cambrian Mountains wollten wir als nächstes Ziel Powis Castle nahe Welshpool ansteuern. Leider war die zu fahrende Straße nach einem schweren Motorradunfall gesperrt. Da bereits ein Arzt vor Ort und die zuständigen Rettungsmannschaften informiert waren, konnten wir nur warten, bis die Sperre aufgehoben wurde. Nach der Freigabe war es für die Besichtigung bereits zu spät und wir suchten nach einem passenden Nachtquartier, von dem am nächsten Tag unser Programm weitergehen konnte.
Wir fuhren an einer tief liegenden „Campingwiese“ vorbei, auf der du, gegen Bezahlung von 10 Pfund, im Matsch übernachten durftest. Da das nicht ganz nach unserem Geschmack war, schauten wir einfach noch ein Stück weiter und fanden in der Nähe von Shrewsbury den privat geführten und äußerst gepflegten Cartref Caravan & Camping Platz, wo wir eincheckten und eine ruhige Nacht verbrachten.

Shrewsbury_Powis-Castle
Shrewsbury_Powis-Castle

Am nächsten Morgen ging es zurück nach Welshpool zum Powis Castle. Durch eine ländliche Gartenanlage erreicht man den Parkplatz und das imposante Schloss. Die Terrassen und Gartenanlagen des Castle erinnern von der Anlage her an Gärten des Mittelmeeres, die Inneneinrichtung des Bauwerkes ist mehr als sehenswert. Da es nach der Besichtigung zum Sitzen im Freien zu windig war, tranken wir im leider nicht so stilvollen Restaurant des Castle unseren Cream Tea und machten uns dann zu einem weiteren Höhepunkt des Tages auf.

Pontcysyllte_Aquädukt_©H.Holzinger
Pontcysyllte_Aquädukt_©H.Holzinger

Ein Meisterwerk des schottischen Ingenieurs Thomas Telfords, das Pontcysyllte-Aquädukt, stand auf dem Programm. Das 300 m lange Aquädukt zählt seit dem Jahre 2009 zum UNESCO-Weltkulturerbe und überspannt in 40 m Höhe die Schlucht des Dee. In der wärmeren Jahreszeit fahren in einer schmalen Fahrrinne die Schiffe über das Pontcysyllte-Aquädukt auf die andere Seite der Schlucht. Nach einem Spaziergang entlang des Shropshire Union Canal beobachteten wir die Freizeitkapitäne, die über das Aquädukt schipperten und tranken noch Kaffee, bevor es weiter ging.
Unser nächstes Nachtquartier wollten wir im Snowdonia Nationalpark aufschlagen. Wir sattelten also unser WoMo, fuhren zum Bala Lake und checkten auf der Bala Camping & Caravanning Club Site ein.
Der am Abend einsetzende Regen hatte sich über Nacht verabschiedet und das Wetter war wieder freundlich geworden. Nach einem kurzen Halt in dem fest in touristischer Hand befindlichen Ort Bala fuhren wir entlang des größten natürlichen Gewässers in Wales, dem Bala-See. Umgeben von einer rauen Bergszenerie bietet der See glasklares Wasser und für Wassersportler einige Möglichkeiten zur Betätigung.

Snowdonia-NP_©H.Holzinger
Snowdonia-NP_©H.Holzinger

Uns zog es jedoch weiter, quer durch die Traumlandschaft des Snowdonia National Parks. Der nach dem höchsten Berg von Wales, dem 1085 m hohen Snowdon, benannte Park ist ein ein Wanderparadies, das zu ausgedehnten Touren einlädt. Vom Llanberis Pass, der auf der beliebtesten Route zum Snowdon-Gipfel liegt, hat man einen gigantischen Blick auf die Landschaft. Wer nicht so viel wandern will, nimmt die im Jahre 1896 erbaute Schmalspurbahn Snowdon Mountain Railway und genießt die Ausblicke, die sich bieten.

Criccleth_©H.Holzinger
Criccleth_©H.Holzinger

Müde von so vielen Naturerlebnissen checkten wir auf der Llanystumdwy Camping & Caravanning Club Site ein, die, zwischen zwei Straßen gelegen, eigentlich nur den großen Vorteil von Internet bietet, sonst eher uninteressant ist.
Quer durch die mit ungezähmter Schönheit gesegneten Lleyn Peninsula, die traumhafte Ausblicke über die Küste bietet, machten wir uns zu einer der berühmtesten Burgen Wales auf.

Caernarfon_©H.Holzinger
Caernarfon_©H.Holzinger

Die Stadt Caernarfon liegt am Ufer des Seiont River und besitzt neben den mächtigen Burg gleichen Namens eine sehr gut erhaltene Altstadt aus dem Mittelalter. Nach einem sehr kurzen Spaziergang entlang der trutzigen Anlage, der Stadtmauer und des Hafens trieb uns der kräftige Sturm, samt zwei kaputten Schirmen, zurück in unser WoMo. Dort drehten wir die Heizung auf volles Rohr und starteten zu einer der schönsten Städte Wales, nach Conwy.

Conwy_V.Holzinger
Conwy_V.Holzinger

Direkt am Meer gelegen, besitzt Conwy nicht nur eine mächtige Burg, sondern auch eine Altstadt, die von einer intakten Stadtmauer umgeben ist. Am Hafen findet man das schmalste Haus Großbritanniens, der mittelalterliche Stadtkern lädt mit seinen kleinen Geschäften zum Bummeln, Schauen und Kaufen. Nicht nur uns hat diese Stadt gefallen, sie scheint auch auf den Besichtigungslisten von diversen Agenturen zu stehen, da die Stadt von Gästen fast überrollt wird.

Conwy_H.Holzinger
Conwy_H.Holzinger

Als nächstes Ziel winkte das mit viktorianischen Charme gesegnete Seebad Llandudno. Der fast endlos scheinende Strand wird von Great Orme und Little Orme begrenzt und ist gesäumt von Häusern mit gepflegten Fassaden. Für einen netten Ausblick nimmt man die Great Orme Tramway, eine Standseilbahn mit Kabeltechnik, die auf den Great Orme führt. In der ganzen Stadt findet man geschnitzte Figuren aus Alice im Wunderland, deren Autor nette Tage in Llandudno verbrachte.

Llandudno_©H.Holzinger
Llandudno_©H.Holzinger

Nach unserer Erkundung der Stadt war unser Ausflug nach Wales beendet und wir kehrten nach England zurück.