Der Bastard – Zwei erschütternde Bücher von Franz Josef Stangl

Autobiografische Bücher haben es manchmal in sich, besonders wenn sie von Menschen geschrieben wurden, die aufgrund ihrer Geburt nicht auf der Sonnenseite des Lebens gelandet sind.
Der Inhalt des bereits im Jahre 2006 erschienenen Buches „Der Bastard. Der Fürsorgezögling“ von Franz Josef Stangl lässt noch immer frieren.
Stangl arbeitet in diesem Werk seine Kindheit auf, die er, als Sohn einer ledigen Mutter, ab fünf Jahren zuerst bei Pflegeeltern und in späterer Folge in Fürsorgeheimen verbrachte.
Seelische Grausamkeiten, brutale Schläge, eine Erziehung unter dem Motto: „Gott erhalte mir meine Gesundheit und die Arbeitskraft meiner Pflegekinder“ – alles unter den Augen der „wachsamen“ und dem Wohlergehen des Kindes verpflichteten Jugendwohlfahrt – ein Martyrium, das selbst Erwachsene nur schwer verkraften könnten.
Es verwundert nicht, dass all diese Gewalt und all dieser Terror Spuren hinterlassen – so auch bei Stangl. Nach seinen Jahren bei diversen Pflegefamilien und seinen gescheiterten Fluchtversuchen galt Stangl als „schwer erziehbar“, kam in eine Erziehungsanstalt und verbrachte sein Leben bis zum achtzehnten Lebensjahr in diversen Heimen.
Diese Jahre der erlebten Brutalität und Grausamkeiten fanden ihren Niederschlag in seinem zweiten Buch „Der Klosterzögling. Jugendjahre des Bastards“, das ebenfalls im Verlag Bibliothek der Provinz erschienen ist.
Nach einer „Karriere“ als Kleinkrimineller konnte Stangl im bürgerlichen Leben Fuß fassen, lebt heute in Wien und setzt sich für die Aufarbeitung von Schicksalen von zigtausenden Heimkindern ein.
Zwei Bücher, die man trotz flüssigen Erzählstils zeitweise zur Seite legen muss, um den gelesenen Inhalt seelisch zu verarbeiten.

Franz Josef Stangl
Der Bastard. Der Fürsorgezögling
Verlag Bibliothek der Provinz
ISBN: 978-3-85252-909-7
UVP 24,00 Euro

Franz Josef Stangl
Der Klosterzögling. Jugendjahre des Bastards
Verlag Bibliothek der Provinz
ISBN: 978-3-85252-381-1
UVP 24,00 Euro

www.bibliothekderprovinz.at