St. Andrä am Zicksee – Relaxen im Seewinkel

Eigentlich und überhaupt fängt man einen Reisebericht nicht unbedingt so an. Aber eigentlich und überhaupt war unser Besuch im ersten Steppennationalpark Österreichs, im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel, gar nicht eingeplant.

Eigentlich und überhaupt sollte unser Kurzurlaub ganz wo anders hingehen. Nach Studium des Wetterberichts entschlossen wir uns dann genau dort hinzufahren, wo in den nächsten Tagen Schönwetter angesagt war – tja – und so landeten wir im Seewinkel, in der Gemeinde St. Andrä am Zicksee.

Das rund 1400 Seelen zählende Örtchen St. Andrä ist eingebettet zwischen Heiden und Äckern. Genau vor der Türe liegt der Zicksee, dessen Schlamm eine heilende Wirkung nachgesagt wird.
Was uns hier besonders gefällt: gar nicht typisch für so manche Seen in Österreich ist der Zicksee frei zugänglich und bietet äußerst gepflegte Wiesen zum Relaxen vor oder nach dem Bad.

Seewinkel_Zicksee_Ziesel©H. Holzinger
Seewinkel_Zicksee_Ziesel©H. Holzinger

Einzig Hunde haben großteils keinen Zutritt. Nicht, dass die St. Andräer nicht tierfreundlich wären, sondern gerade weil sie Tiere mögen. Rund um den Zicksee haben sich nämlich gar nicht scheue Ziesel angesiedelt, die ihre Nase überall aus ihren Bauten stecken. Am Abend kommen dann auch Kaninchen gehoppelt, die sich noch schnell ein Nachtmahl sichern wollen.
Besonders kleinere Kinder fühlen sich am See wohl, da die Wasserhöhe zwar schwankt, nie aber über Kniehöhe von Erwachsenen reicht. Wir Großen nehmen halt ein „Sitzbad“, tun unserer Haut damit Gutes oder drehen uns auf den Bauch und machen vorsichtige Tempi, damit nicht zu viel heilender Schlamm aufgewirbelt wird.

Seewinkel_Zicksee_©H. Holzinger
Seewinkel_Zicksee_©H. Holzinger

Ein besonderes Highlight sind die wunderschönen Sonnenuntergänge. Wenn die Sonne groß und rot schön langsam in den Zicksee taucht, ist der richtige Moment für Romantiker und Romantikerinnen gekommen.

Ein kleiner Spaziergang durch die Ortschaft führt an nett hergerichteten, im Burgenland-Barock gehaltenen Häusern vorbei. Einen Blick sollte man auch in die Kirche werfen oder bei der Pestsäule aus dem Jahre 1713 vorbeischauen.

So wie der ganze Seewinkel, ist auch die Gegend rund um den Zicksee ideal zum Radfahren. Wer Kinder mit hat, sollte die Touren aber genau auswählen, da manche für die Youngsters doch etwas eintönig sein könnten.

Seewinkel_Puszta_©H. Holzinger
Seewinkel_Puszta_©H. Holzinger

Aber so ein Fahrrad-Tripp zur Langen Lacke zahlt sich allemal aus. Zuerst führt der Weg am See vorbei, dann durch einige Felder und schon hat man die Lange Lacke erreicht. Gleich beim Ufer sieht man die verschiedensten Wasservögel, sogar Flamingos wurden schon gesichtet. Ein gutes Fernglas sollte bei Rad-Touren immer mit dabei sein. Besonders nett ist es, wenn die ein oder andere Jause und Getränk mitgenommen wird – die kann dann genüßlich beim Beobachten der Tiere verspeist werden.
Wer den circa 52 km langen Lackenradweg ganz fahren will, dem bietet sich eine einzigartige Naturwelt. Auf teils geschotterten oder asphaltierten Wegen kommt man an den verschiedensten Salzlacken vorbei, die, je nach Jahreszeit, entweder ganz ausgetrocknet sind oder eine Höhe bis 70 cm haben. Entlang der Strecke findet man eine Flora, die nur in diesem Gebiet wächst.

Seewinkel_Lange Lacke_©H. Holzinger
Seewinkel_Lange Lacke_©H. Holzinger

Durch St. Andrä führt auch der Hansagradweg. Der circa 60 km lange Rundkurs ist besonders für an der jüngeren Geschichte Interessierte zu empfehlen. Am äußersten Zipfel des Radweges liegt die „Brücke von Andau“, der Fluchtweg für tausende Ungarn und Ungarinnen im Jahre 1956 nach Österreich. Für den Hinweg zur Brücke haben wir die lange Gerade, die von Tadten zur Brücke führt, gewählt. Der Radweg geht quer durch das Schutzgebiet für die Großtrappe – also immer ein Fernglas mitführen. Da auf dieser Variante fast kein Schatten vorhanden ist, sollte auch die Sonneneinstrahlung unbedingt berücksichtigt werden. Mit ins Gepäck gehört auch etwas Proviant, und vor allem viel Flüssigkeit, da es von Tadten bis zur Brücke zwar nicht unbedingt weit ist, unterwegs aber keine Möglichkeit zur Einkehr besteht. Der Rückweg von der Brücke zum Örtchen Andau ist dann gespickt mit Objekten, die Künstler und Künstlerinnen im Gedenken an das historische Geschehen gestaltet haben.

Seewinkel_Brücke von Andau_©V. Holzinger
Seewinkel_Brücke von Andau_©V. Holzinger

Beim Badesee in Andau wollten wir eigentlich einen kleinen Halt machen und unserem Magen etwas Gutes tun. Aufgrund des etwas unwilligen Empfangs beim Eingang zum See sind wir einfach weitergeradelt und haben auf unsere mitgebrachten Vorräte zurückgegriffen. Bei Halbturn wendet sich der Hansagradweg wieder gegen St. Andrä, wo man dann die Beine am Zicksee unter einem Wirtshaustisch ausstrecken kann.

Seewinkel_Frauenkirchen_©V. Holzinger
Seewinkel_Frauenkirchen_©V. Holzinger

Ein netter Kulturausflug führt zur Basilika Frauenkirchen, eine der schönsten Barockkirchen des Burgenlandes. Vorbei an der „Martins-Therme“, die bei Schlechtwetter ein idealer Ort zum Relaxen ist, ist es mit dem Rad fast ein „Katzensprung“ zu dem Wallfahrtsort. Wer im Burgenland unterwegs ist, stößt bald auf den Namen „Esterhazy“, deren Familie noch immer über zahlreichen Grundbesitz verfügt. Besonders Frauenkirchen ist mit den Esterhazy stark verbunden, da Paul Esterhazy die Kirche errichten ließ. Rund um die Basilika gibt es genügend Infrastruktur für Genießer und Genießerinnen. Frauenkirchen besitzt auch eine kleine Fußgängerzone, die nett gestaltet ist. Aber auch hier sieht man, wie in so vielen Orten, dass die an der Peripherie angesiedelten Supermärkte und Einkaufsketten die Kaufkraft von der Innenstadt abziehen und diese teilweise veröden lassen.

Seewinkel_St. Andrä am Zicksee_©V. Holzinger
Seewinkel_St. Andrä am Zicksee_©V. Holzinger

Kurzurlaube sind nun einmal kurz und leider gingen sich nicht mehr Radausflüge aus. Aber was soll’s, St. Andrä ist mit dem Auto von Wien nicht weit entfernt und der nächste Kurzurlaub kommt bestimmt.