Theatermuseum – In den eigenen vier Wänden. Papiertheater – eine bürgerliche Liebhaberei

Wer kennt sie noch, diese bunten Ausschneidebögen, die mit den verschiedensten Motiven versehen waren und die bei vielen Kindern für stundenlangen Zeitvertreib sorgten?

Heute, im Zuge der Retro-Welle, fast schon wieder „in“, geht die uralte Beschäftigung mit den sogenannten „Mandlbögen“ bis ins 15. Jahrhundert zurück. Damals wurden mit Hilfe einfachster Flugblätter religiöse und volkstümliche Themen behandelt und verbreitet.

Einen Höhenflug erlebten die Ausschneidebögen im Biedermeier, wo ein Rückzug in die eigenen vier Wände vollzogen und neue Formen der Unterhaltung gesucht wurden.
Begeistert wurde der ursprünglich von England ausgehende Papiertheater-Trend aufgegriffen. Theaterbegeisterte hatten die Möglichkeit, mit liebevoll aus Papier gestalteten Bühnen und Figuren nicht nur gerade aktuelle Theaterstücke nachzuspielen, sondern auch der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen.

Im Laufe der Zeit kamen Figuren aus Holz, Karton oder Metall dazu, denen mittels Kurbeln und Zahnrädern auf Laufbändern Bewegung eingehaucht wurde. Das „mechanische Theater“ oder „Theatrum mundi“ wurde noch mit Licht- und Geräuscheffekten ergänzt und war durch Zeigen von gesellschaftlichen Ereignissen bereits Vorläufer der Kino-Wochenschau.

Aufgrund des geänderten Geschmacks und neuer technischer Möglichkeiten verlor das Publikum in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts das Interesse an dieser Unterhaltungsform und das Papiertheater versank im Strudel der Zeit.

Mit der Ausstellung „In den eigenen vier Wänden. Papiertheater – eine bürgerliche Liebhaberei“ holt das Theatermuseum das Papiertheater aus der Versenkung und bietet etliche Schätze, die die ursprüngliche Faszination dieses Zeitvertreibs vermitteln.

Ergänzt wird die von Karin Neuwirth kuratierte Ausstellung durch das Märchenspiel „Prinzessin Wunderhold“, das aus 356 Einzelteilen besteht, Szene für Szene animiert wurde und nun als Film bestaunt werden kann.

Papiertheatervorstellungen, Führungen durch die Ausstellung, ein begleitendes Digitorial sowie ein eigenes Programm für Kinder sollen dafür sorgen, dass der besondere Charme dieser Objekte noch weiter Jung und Alt begeistert.

Kleine Anmerkung am Rande: Von Donnerstag, 8. Dezember bis Sonntag, 11. Dezember 2016 von 11:00 bis 18:00 Uhr, findet der „Gutes vom Bauernhof-Weihnachtsmarkt statt. Während der Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes kann das Theatermuseum gratis besucht werden.

In den eigenen vier Wänden.
Papiertheater – eine bürgerliche Liebhaberei
bis 20. März 2017
Theatermuseum
Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien

www.theatermuseum.at