Zu Besuch in Sibiu, dem ehemaligen Hermannstadt

Sibiu, das ehemalige Hermannstadt, liegt in Rumänien und ist wohl eines der bezaubertsten Städtchen im einstigen Siebenbürgen.

Zuerst kamen die Römer, danach die Siebenbürger Sachsen, die im 12. Jahrhundert am Fuße der Südkarpaten eine Siedlung gründeten. Nach einer Zerstörung durch die Mongolen wurde der Ort wieder aufgebaut und konnte bereits im 14. Jahrhundert das Stadtrecht erlangen.

Sibiu_Hermannstadt_©H.-Holzinger

Die mittelalterliche Stadt wurde zügig durch Ringmauern befestigt und trotzte lange Zeit dem Ansturm der Türken. Bereits im 15. Jahrhundert war Sibiu das Zentrum der Siebenbürger Sachsen und hatte sich zum wichtigen Handelsplatz entwickelt.

In der wechselvollen Geschichte hinterließen nicht nur die Sachsen sondern Menschen aus der Habsburger Monarchie, Ungarn und eine starke jüdische Gemeinde ihre Spuren.

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Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs entschieden sich die Bürger und Bürgerinnen der damals zu Ungarn gehörigen Stadt für den Anschluss an Rumänien. Nach dem Anschluss wurde die Stadt von Hermannstadt in Sibiu umbenannt, unter der Ära von Nicolae Ceausescu verließen viele Deutschstämmige ihre Heimat. Ermöglicht wurde dies durch eine „Kopfprämie“, die Deutschland an Rumänien für jeden Auswanderer zahlte.
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs nutzten viele Einwohner und Einwohnerinnen die Chance und suchten ihr Glück in Deutschland.

Nur circa zwei Prozent der Siebenbürger Sachsen und ebenfalls circa zwei Prozent Ungarn gehören heute zur Bevölkerung von Sibiu. Nach der Wende in Rumänien konnten die Roma hier ihr Zentrum etablieren, rund neunzig Prozent der Städter und Städterinnen gehören der rumänischen Volksgruppe an.

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Heute ist Sibiu eine Stadt, die dank ihrer Ernennung im Jahre 2007 zur Kulturhauptstadt der Europäischen Union vorbildlich restauriert wurde.

Einst streng in Oberstadt, wo es nobel zuging und Unterstadt, wo das gemeine Volk wohnte, getrennt, sind die Stadtteile heutzutage über mehrere Treppen harmonisch verbunden. Beide Teile warten mit viel alter Bausubstanz auf, beide Teile laden zu einem Bummel ein.

Sibiu_Hermannstadt_©V.-Holzinger

Spazieren Sie über die stimmungsvolle Piata Mica, trauen Sie sich über die Lügenbrücke, besuchen Sie das Historische Museum an der alten Stadtmauer und machen Sie einen Sprung in die evangelische Kirche, besuchen Sie das Apotheken-Museum und spazieren Sie durch den Durchgang unter dem Ratturm, dem Wahrzeichen der Stadt, der Kleinen und Großen Ring verbindet.

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Bewundern Sie die prächtigen Patrizierhäuser rund um die Piata Mare. Hier finden Sie auch das Brukenthal-Museum, das unter anderem wegen seiner Gemälde Weltruhm besitzt. In der römisch-katholischen Dreifaltigkeitskirche, die sich mit ihrem barocken Aussehen perfekt in die Umgebung einfügt, werden heute Messen in Deutsch, Rumänisch und Ungarisch abgehalten. Von ihrem mächtigen Westturm blickt man auf das Denkmal von Gheorghe Lazar und auf die lebhafte Piata Mare, wo heute das Herz Sibius schlägt.

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Die Stadtpfarrkirche, deren steiler Westturm Ober- und Unterstadt überragt, kann über die Piata Huet betreten werden. Mit ihrem bronzenen Taufbecken, ihren Wandmalereien und ihren prächtigen Epitaphien ist sie allemal einen Besuch Wert.

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Bevor Sie jetzt die orthodoxe Kirche, die Ursulinenkirche oder die Capella Sfanta mit ihrer aus einem Monolith gehauenen Steinplastik besichtigen, sollten Sie nicht versäumen, einen Spaziergang zu den Resten der ehemaligen Stadtmauer, die zum Teil wieder hergestellt wurde und die von der Mächtigkeit der ehemaligen Befestigung zeugt, zu machen.

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Bei all den vielen Eindrücken könnten Sie sicher eine kleine Verschnaufpause brauchen. Dafür bietet sich eines der zahlreichen Cafés in der Fußgängerzone Strada N. Balcescu an, in dem man dann bei einem gemütlichen Kaffee auch das vorbeiflaniererde Publikum beobachten kann.