Szczecin/Stettin – Zu Gast in der ehemaligen Residenzstadt Pommerns

Fotos: ©V. + H. Holzinger Wir sind viel unterwegs, aber auch für uns gibt es noch genügend „weiße“ Flecken in Europa, die es Wert sind genau erkundet zu werden.

Eines dieser Gebiete ist eindeutig der Norden Polens, den wir auf unserer WoMo-Reise ganz intensiv kennenlernen wollten. Nach unserer Anreise über das Oberpfälzer Seenland, Görlitz und Frankfurt an der Oder war unsere erste Station Stettin/Szczecin.

Stettin, an der Oder, nahe deren Mündung ins Stettiner Haff gelegen, ehemalige Hanse- sowie Residenzstadt Pommerns, ist heute die siebtgrößte Stadt Polens und besitzt den zweitwichtigsten Hafen des Landes.

Dass die Stadt eine abwechslungsreiche und leidvolle Geschichte hinter sich hat, davon zeugen die sehr spärlich wiederhergestellten Bauten der einstigen Residenzstadt der Herzöge von Pommern. Zu stark waren die Bombardements der Royal Air Force, die im Zweiten Weltkrieg große Teile der Altstadt in Schutt und Asche legten.

Der nach und nach erfolgte Wiederaufbau ist bis auf wenige Ausnahmen eher der Nachkriegszeit geschuldet, wo Wohnraum knapp und Plattenbauten oder gesichtslose Architektur das Sagen hatten.

Aber es gibt sie noch, die Baudenkmäler, die von der Größe und dem Reichtum der einstigen preußischen Festungsstadt zeugen.

Mächtig und unübersehbar steht da das 1944 vollständig zerstörte und von 1958 bis 1980 wiederaufgebaute Schloss der pommerschen Herzöge mit seinem prächtigen Kuppelturm und wunderschönem Innenhof. Das Schloss dient heute als Kulturzentrum, das für Musik- und Theaterveranstaltungen genutzt wird. Hier findet man auch das Schlossmuseum und wer will, kann 204 Stufen erklimmen und einen Blick auf die Stadt werfen.

Stettin, ©V. + H. Holzinger

Wer nicht so viele Stufen steigen, aber Stettin trotzdem von oben bewundern will, kann sich ganz bequem für 8 Zloty oder 2 Euro mit dem Lift auf die Aussichtsplattform des Turms der Basilika des heiligen Jakobi befördern lassen.

Von dort fällt der Blick auf das rekonstruierte Altstadtviertel, das mit bunten Bürgerhäusern aufwartet, die mit Nachkriegsarchitektur durchsetzt sind.
Schon nimmt der Heumarkt historische Gestalt an, auch der barocke Rossmarktbrunnen ist zu bewundern.

Zahlreiche Solitäre, wie die Musikhochschule, die einst von Georg Christian Velthusen im Barockstil erbaut wurde oder das im Jahre 1724 bis 1725 erbaute Grumbkow Palais sind erhalten und sehenswert.

Schön auch das Alte Rathaus aus dem 15. Jahrhundert, ebenfalls rekonstruiert und mit einer barocken Südfassade und einem gotischen Anblick punktend.

Ins Auge sticht auch das orangefarbige Loitzenhaus, das heute eine Kunsthochschule beherbergt und einst von der Kaufmannsfamilie Loitz 1547 erbaut wurde.

Stettin, ©V. + H. Holzinger

Beim Spaziergang durch die Stadt stößt man dann bald auf das Königstor und das Berliner Tor, erbaut vom preußischen Festungsbaumeister Gerhard Cornelius von Walrave.

Ein unbedingtes Muss einer Besichtigung ist die fünfhundert Meter lange Hakenterrasse, die wohl das bekannteste Bauensemble der Stadt ist. Von ihren zwei Aussichtsplattformen, die einen schönen Blick auf die Oder freigeben, führen Treppen hinunter zu einem Springbrunnen, der im Sommer eine kleine Abkühlung bringt.

Entlang der Uferpromenade prunkt die im deutschen Neurenaissance errichtete Seefahrthochschule. Gleich daneben ist beim Meeresmuseums wieder Jugendstil angesagt und danach glänzt nordische Renaissance beim Sitz der Wojewodschaft Westpommern.

Trotz der Zerrissenheit des Stadtbildes ist Stettin ein gewisser Charme nicht abzusprechen. Zahlreiche Restaurants und Kaffees mit ihren kleinen Gärten oder Terrassen sorgen dafür, dass es besonders in der wärmeren Jahreszeit quirlig zugeht und die Stadt mit Leben erfüllt ist.

Stettin, ©V. + H. Holzinger

Kleiner Nachtrag für WoMo-Freunde oder Freundinnen:
Da wir es meist vermeiden, mit dem Wohnmobil in einer größeren Stadt zu stehen, übernachteten wir im Camping Marina PTTK, einem etwas außerhalb von Stettin gelegenen Campingplatz. Mit dem vor dem Platz haltenden Bus erreicht man innerhalb von circa 30 Minuten einfach das Stadtzentrum, das dann zu Fuß erkundet werden kann.
Der Campingplatz selbst liegt am Jachthafen des Dabie-Sees und besitzt auch ein Restaurant, das wir jedoch nicht testeten.
Da es keine Stellplatz-Anordnung gibt, steht jeder genau so, wie es im Augenblick der Ankunft gerade passt, was dann, bei Vollbelegung des Platzes, etwas mühsam werden kann.
Die Sanitäreinrichtungen sind sauber und frei nutzbar, das Personal distanziert höflich, die Anlage sehr gepflegt und gartenmäßig gestaltet.
Fazit: gepflegter Campingplatz, der eine gute Ausgangsbasis für einen Stettin-Besuch bietet – empfehlenswert.