Danzig/Gdansk – Perle der Ostsee

Fotos: Danzig, ©H. Holzinger
Danzig, diese von der Geschichte gebeutelte Stadt, war seit ihrer Gründung den politischen Ränkespielen ausgeliefert und ein Spielball der Herrschenden.

Rugier, Goten, Kaschuben, Polen, Litauer, Franzosen, Deutsche, Sowjets – sie alle wollten die heute polnische Hafenstadt vereinnahmen. Die daraus resultierenden Vertreibungen der jeweiligen Bevölkerung und die Neuansiedlung von neuen Bevölkerungsgruppen stellen bis heute kein Ruhmesblatt in der wechselvollen Geschichte der Stadt dar.

Seine Blütezeit erlebte Danzig zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert, mauserte sich zur blühendsten Hansestadt unter den östlichen Ostseeanrainern, Danzig wurde zur „Perle der Ostsee“.

Im Zweiten Weltkrieg eine umkämpfte Stadt, wird Danzig durch Bombardements fast völlig dem Erdboden gleichgemacht, nur mehr Ruinenreste zeugen von der einstigen Schönheit.

Wenn man heute Danzig besucht, erinnern nur mehr alte Fotos an die verheerenden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg.

Wie ein Phönix aus der Asche erhob sich die Stadt aus den Trümmerfeldern und lässt die Bombardements unwirklich erscheinen.

In jahrzehntelanger, mühevoller Arbeit, wurden sowohl Altstadt und Rechtstadt nach vorhandenen Bildern neu aufgebaut und beide erstrahlen in neuem Glanz.

Danzig, ©H. Holzinger

Wer in der Rechtstadt über den „Königsweg“ bummelt, gelangt von einer Sehenswürdigkeit zur anderen.

Durch das Hohe Tor zogen einst schon polnische Könige prunkvoll in die Stadt ein. Das Goldene Tor führt in die mit prächtigen Barock- und Renaissancehäusern ausgestattete Langgasse, die den Kohlenmarkt mit der beschaulich dahinfließenden Mottlau, einem Mündungsarm der Weichsel, verbindet. Das „Grüne Tor“, dieses mächtige Backsteingebäude, beherbergt heute eine Galerie und war einst die offizielle Residenz der polnischen Könige.

Von der Grünen Brücke aus hat man den schönsten Blick auf das Danziger Wahrzeichen, auf das Krantor. Das im 15. Jahrhundert errichtete Krantor war einst der größte Hafenkran der Welt, heute dient es unter anderem als Zentrum für Maritime Kultur.

Gegenüber des Krantors kann man Boote aus aller Welt bewundern, auf der Olawianka-Insel kann in drei Renaissance-Getreidespeichern die Hauptabteilung des Zentrums für Maritime Kultur besucht werden.

Prunkvolle Häuser findet man auch auf dem Langen Markt, in dessen Mitte der prächtige Neptunbrunnen prangt. Aus all der Pracht ragen das üppig verzierte Goldene Haus, das Rechtstädtische Rathaus mit seinen prunkvollen Räumen und mit seinem Turm, von dem man eine wunderbare Aussicht über die Stadt genießen kann und der Artushof mit seinem sehenswerten Versammlungssaal besonders heraus.

Buddenbrock-Fans werden in der Frauengasse so manches Motiv aus der Verfilmung des Buches finden. Ein besonderes Flair erhält die Gasse durch die „Beischläge“, den terrassenartigen Vorbauten der Häuser, die einst dem Hochwasserschutz geschuldet waren.

Danzig, ©H. Holzinger

Wenn man jetzt durch das Frauentor weiter bummelt, steht man wieder an der Mottlau, an deren Promenade sich ein Restaurant und Souvenir-Geschäft an das andere fädelt.

Danzig besitzt auch die größte Backsteinkirche im Ostseeraum, die an die 25.000 Personen beherbergen können soll. Mit ihrem filigranen Netzgewölbe und ihrer Sammlung kostbarer Kunstwerke von der Gotik bis zur Gegenwart ist sie für Kunstliebhaber und -liebhaberinnen absolut sehenswert.

Ein kleiner Side-Stepp und schon steht man vor der Großen Mühle, die zu den größten weltlichen Gebäuden des Mittelalters zählte und die ganz aus Backsteinen errichtet wurde.

Vom Krantor aus schippern Schiffe der Weißen Flotte zur berühmten Westerplatte, die als Symbol des polnischen Widerstandes gilt und heute ein beliebter Ausflugsort ist.
Bei der Schifffahrt kommt man nicht nur am ehemaligen Fischmarkt vorbei, man sieht auch die mächtigen Kräne der Danziger Werft, die durch die Streiks der Werftarbeiter berühmt wurde. Die Aufstände der Arbeiter der ehemaligen Danziger Lenin-Werft führten zur Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc, an deren Spitze Lech Walesa stand, der viel später der erste frei gewählte Präsident des Landes wurde.

Danzig, ©H. Holzinger

So wie alle historischen Städte, so wird auch Danzig von Touristenmassen gestürmt. Unter das internationale Publikum mischen sich besonders Reisende aus Asien, die die Stadt für sich entdeckt haben.
Auch in Danzig ist uns aufgefallen, dass einheimische Kinder- und Jugendgruppen überall anzutreffen sind und mit altersgerechten Führungen, die zeitweise sehr patriotisch abgehalten wirken, in die Geschichte der Stadt eingeführt werden.

Da die Sehenswürdigkeiten dicht beieinander liegen, erforscht man Danzig am besten zu Fuß. Lassen Sie sich einfach mit den Menschenmassen treiben, schauen Sie in Hauseingänge, besuchen Sie das absolut sehenswerte Bernsteinmuseum und planen Sie genügend Zeit ein, um diese prächtige Stadt hautnah zu erleben.

Danzig, ©H. Holzinger

Kleiner Nachtrag für WoMo-Fans: Wir residierten am Stadtrand von Danzig, am WoMo-Campingplatz Stogi. Die Lage ist nicht schlecht, im Sommer geben die Bäume Schatten, Ostsee und Straßenbahn in das Zentrum sind zu Fuß in nur fünf Minuten zu erreichen.

Besonders praktisch war, dass es in der Rezeption des Campingplatzes Vorverkaufsfahrscheine für die öffentlichen Verkehrsmittel gab. Ein nettes Service, das nicht zu verachten ist.

Was uns weniger begeisterte war, aber darauf kamen wir leider zu spät, da hatten wir schon eingecheckt und bezahlt, dass hinter uns eine deutsche WoMo-Gruppe ihre Zelte aufgeschlagen hatte, die laut grölend ihre Anwartschaft als „Patzhirsche“ kundtat. Am zweiten Tag ging es dann etwas ruhiger zu. Anscheinend hatten sich zahlreiche Gäste beschwert und der Lärmpegel hielt sich ab dann in Grenzen.

Sollte der Stogi voll sein – gleich vis-a-vis liegt noch ein Campingplatz, der ebenfalls einen idealen Ausgangspunkt für die Besichtigung von Danzig bietet.