Bezirksmuseum Reloaded: Vor Schand und Noth gerettet?

Das Bezirksmuseum Josefstadt beleuchtet in seinen Ausstellungen historische und gegenwärtige Institute des Bezirks und entführt Besucher und Besucherinnen in die „gute alte Zeit“.

Die, um den Satz fortzusetzen, nicht für alle Bevölkerungsgruppen wirklich gut war, da Armut, Ausbeutung und Unterdrückung an der Tagesordnung standen.

Mit über 100 Exponate aus über 20 wissenschaftlichen Institutionen wird die Geschichte des ehemaligen Gebärhauses aufgerollt, das zwischen 1784 bis 1910 das Schicksal von zigtausenden Kindern beeinflusste.

Das unter Josef II gegründete Gebärhaus sollte einen Zufluchtsort darstellen, damit Mütter ihr Kind „vor Schand und Noth gerettet“ zur Welt bringen konnten und dieses Kind dann meist dem Wiener Findelhaus überantwortet wurde.

Arme, ledige und auch zugewanderte Frauen nutzten dieses Angebot. Laut Aufzeichnungen wurden dem nahe gelegenen Findelhaus zwischen 1784 und 1910 rund 750.000 Kinder übergeben. Die älteren Kinder wurden an Pflegeplätze vermittelt, die meist mit harter Arbeit verbunden waren und auch der Kaiser brauchte Soldaten.

Die Gebärenden dienten den „Studiosi“ als Studienobjekte, an denen die neuesten Errungenschaften der Medizin getestet wurden.

Mit der Umwandlung und Übersiedlung ins Landes-Zentralkinderheim Gersthof im Jahre 1910 ging auch die Ära des Findelhauses in Wien zu Ende.

Die Ausstellung wird von einem Rahmenprogramm begleitet, das nach Vorgaben der jeweilig geltenden Corona-Regelungen abgestimmt wird.

Bezirksmuseum Reloaded:
„Vor Schand und Noth gerettet“?!
Findelhaus, Gebäranstalt und die Matriken der Alser Vorstadt
6. Mai 2021 bis 30. März 2022
Bezirksmuseum Josefstadt
1080 Wien, Schmidgasse 18
Mittwoch, 18 bis 20 Uhr Sonntag, 10 bis 12 Uhr, sowie nach Vereinbarung,
während der Schulferien und an Feiertagen geschlossen

Foto: Bezirksmusem Josefstadt, Carl Pippich, 8., Alser Strasse – Niederösterreichisches Findelhaus, 1880-1890, © Wien Museum

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.