In den Prater! Wiener Vergnügungen seit 1766 im Wien Museum

„Schön ist so ein Ringelspiel“ – schon Hermann Leopoldi besang in seinem Lied den Wiener Wurstelprater und sprach damit vielen Wienern und Wienerinnen aus der Seele.

Aber nicht nur der Wurstelprater, auch die Praterauen sind ein beliebter Freizeittreff und laden zur Erholung in der Natur.

Dass der Prater, das einstige hochherrschaftliche Jagdgebiet, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, ist Joseph II. zu verdanken, der im „Wienerischen Diarium“ am 7. April 1766 den Prater für die breite Öffentlichkeit zugänglich machte.

Die Wiener und Wienerinnen nahmen das Angebot sofort an und schon bald gab es in dem noch unregulierten und naturbelassenen Gebiet zahlreiche Genehmigungen für „Wein-Würthe“, „Bier-Würthe“, „Kaßstecher“ oder „Chocolattenmacher“.

Die Schönen und Reichen promenierten in ihren Kutschen oder auf ihren Pferden auf der Prater Hauptallee, das „gemeine Volk“ vergnügte sich bei Ballonschlagen, auf „Hutschen nach niederländischer Art“ oder Kegelscheiben.
Im Prater herrschte schon damals Emanzipation, hier konnte sich Frauen auch ohne männliche Begleitung aufhalten.

In den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts gab es Feuerwerke, die zu spektakulären Massenevents wurden. Alle Bevölkerungsschichten strömten zu diesen Veranstaltungen und es konnten schon bis zu 25.000 Besucher und Besucherinnen gezählt werden.
Anziehungsmagnete waren auch die zahlreichen Ballon- und Flugversuche, die ebenfalls zehntausende Menschen anzogen.
Nicht zu vergessen die großen Volksfeste, die vom Kaiserhof für die Untertanen veranstaltet wurden. Anlässlich der Heirat Kaiser Franz Josephs mit Elisabeth nahmen beim großen Kaiserfest allein 200.000 Besucher und Besucherinnen teil.
Wer eine Reise in Weltstädte absolvieren wollte, besuchte gegen ein geringes Entgelt das Panorama, exotische Tiere gab es im „Affentheater“ zu bewundern und Zirkusluft schnupperte man im Circus Gymnasticus.
Auch die politischen Ereignisse machten vor dem Prater nicht halt. So wurde ein Militärfest anlässlich der Jahresfeier der Völkerschlacht bei Leipzig gefeiert und im Jahre 1848 gab es schwere Zusammenstöße zwischen demonstrierenden Arbeitern und der Sicherheitswache, die zahlreiche Tote und Verletzte forderten.

Im Zuge der geplanten Weltausstellung wurden die Praterauen entwässert, bestehende Praterhütten niedergerissen und bis zur Ausstellung im Jahre 1873 entstanden zahlreiche Neubauten, darunter 200 Länderpavillons und die 800 Meter lange Maschinenhalle sowie der fast 1000 Meter lange Industriepalast.
Nicht nur die Weltausstellung fand beim Publikum großes Interesse. In darauffolgenden Jahren wurden kulturelle und technisch-wissenschaftliche Ausstellungen ausgerichtet, die mit enormen Kosten und großen Aufwand verbunden waren.
1895 entstand das berühmte „Venedig in Wien“, das pro Tag fast 20.000 Besucher anzog, die auf 50.000 Quadratmetern Venedig erleben konnten, ohne hinfahren zu müssen.
Im Jahre 1897 wurde dann von Gabor Steiner das Wiener Riesenrad errichtet, das heute noch als eines der Wahrzeichen von Wien gilt.
Bis zum Ende der Monarchie lockte der Prater mit immer neuen Attraktionen, die Wiener und Wienerinnen genossen die Lokale und Theater.

Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches brachen schwere Zeiten für den Prater an. Erst mit der Errichtung des Praterstadions erfolgte eine Erholungsphase, die im Zweiten Weltkrieg schnell beendet war. Am Ende des Krieges lag der Wurstelprater in Trümmern, die Lokale waren ausgebrannt, die Theater und Varietés geschlossen.

In den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts zog dann die Technik in den Prater ein, es entstanden neue Attraktionen wie das „Tagada“.
Überwunden sind die 70er Jahre, die dem Prater einen anrüchigen Ruf einbrachten. Hier lief so manches verbotene Glücksspiel, auch Kleinkriminelle und Freier trugen zu dem Ruf bei.

Heute ist der Wurstelprater ein Vergnügungspark, der nach einer einheitlichen Linie sucht, die noch nicht gefunden wurde.
Der „Grüne Prater“ bietet nach wie vor den Wienern und Wienerinnen die passenden Voraussetzungen, um ihren Sport- und Freizeitbeschäftigungen in der Natur nachzugehen.

Für die Ausstellung „In den Prater“ durchforstete das Wien Museum seine Depots und brachte zahlreiche Schätze ans Tageslicht. Die in drei Abschnitte geteilte Ausstellung bietet einen interessanten und informativen Überblick von den Anfängen ab 1766 bis zum heutigen Tag.

In den Prater!
Wiener Vergnügungen seit 1766
Bis 21. August 2016
Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10 bis 18 Uhr
Wien Museum Karlsplatz, 1040 Wien

www.wienmuseum.at