Kalvach_Peter Fischer Korallen

Die Wiederentdeckung eines Hochtalentierten – Fantastisch! Rudolf Kalvach – Ausstellung im Leopold Museum

Rudolf Kalvach, einer der experimentierfreudigsten und kreativsten Künstler an der Schnittstelle von Jugendstil und Expressionismus, war zu seiner Zeit geschätzt von Lehrern und Kollegen und dann für lange von der Kunstwelt vergessen.

Als langjähriger Schüler und später Absolvent der Kunstgewerbeschule, schien Kalvach schon früh prädestiniert für eine große Karriere. Kalvachs Lehrer waren von seinen Werken fasziniert und von seiner Begabung überzeugt. Seine künstlerische Laufbahn ist eng verbunden mit dem frühen Werken seines jüngeren Studienkollegen Oskar Kokoschka und ihr gemeinsamer Lehrer Otto Czeschka soll folgenden Ausspruch getätigt haben: „ Im Oktober wies ich Koko einen grossen Tisch an – am Fenster. Sein Nachbar war Kalvach, der Kroate – der Sohn eines sympathischen, braven Lokomotivführers. Kalvach hatte starke künstlerische Eigenart, recht begabt, auch arm. Bald machte Koko solche Sachen wie Kalvach!“

1908 entwarfen Kalvach und Kokoschka für die Wiener Kunstschau Plakate, die mehr als ähnlich waren und gegen Ende seiner Studienzeit entstanden Entwürfe für Postkarten der Wiener Werkstätte, die an den „Träumenden Knaben“ von Kokoschka erinnern.

Bei der Gruppenausstellung „Die Jungen“ wurden nach Kalvachs Entwürfen einundzwanzig oft skurrile und originelle Postkarten und drei Bilderbögen der Wiener Werkstätte gedruckt und dies bedeutete den künstlerischen Durchbruch Kalvachs.

Kalvach gehörte der „Neukunstgruppe“ an und spielte eine tragende Rolle bei deren künstlerischen Entwicklung.

Rudolf Kalvachs märchenhaften, exotischen Emailarbeiten wurden in der Wiener Werkstätte von Josef Hoffmann und Eduard Wimmer-Wisgrill als Dekor für Dosen und Kassetten sowie Schmuck verwendet.

Im Jahre 1912 wurde Kalvach, aufgrund einer beginnenden Schizophrenie, in die Nervenheilanstalt Steinhof eingeliefert, die er erst 1915 wieder verlassen konnte.

Kalvach, dessen Familie in Triest wohnte, war von dieser Hafenstadt sein Leben lang fasziniert. Mit ihrem Farbenreichtum inspirierte sie den Künstler zu seinen Holzschnitten über den Hafen von Triest. In diesen Holzschnitten wird die Suche Kalvachs nach Freiheit und Grenzenlosigkeit spürbar. Egon Schiele, mit Kalvach künstlerisch verbunden, erwarb die Holzschnitte „Anbetung“ und „An Bord“ und präsentierte ettliche Hozschnitte bei der 49. Ausstellung der Wiener Secession.

Im Jahre 1921 wurde Kalvach wieder nach Steinhof eingewiesen und nach fünf Jahren in die psychiatrische Klinik in Kosmonosy in der heutigen Tschechischen Republik überstellt, wo er am 14. März 1932 an Tuberkulose starb.

Achtzig Jahre nach seinem Tod tritt Rudolf Kalvach aus der zweiten Reihe der Kunstschaffenden und findet im Leopold Museum die ihm zustehende künstlerische Ehre, die im lange verwehrt war.

Die Ausstellung präsentiert circa 250 Objekte von Kalvach, die in die Themenkreise „Oskar Kokoschka“, „Die Neukunstgruppe und Egon Schiele“ und das wichtigste Kapitel des „Farbholzschnittes in Wien um 1900“ eingebettet wurden.

Der Enkel von Rudolf Kalvach, Giorgio Ubonis, der Zeit seines Lebens nach Spuren seines Großvaters suchte, die Kuratorin des MART in Rovereto Alessandra Tiddia, von der die Idee zur Ausstellung stammt, der Trientiner Architekt und Ausstellungsgestalter Roberto Festi und der Leopold Museum Sammlungskurator Franz Smola präsentieren das kurze Schaffen klar und prägnant und rücken durch ihr Konzept den „Komet des Kunsthimmels“ – so Josef Hoffmann – ins rechte Licht.

Ein wunderschöner Katalog, der die Werke und das Schaffen sowie das Leben von Rudolf Kalvach exzellent präsentiert, ergänzt diese fantastische Ausstellung und ist im Leopold Museum Shop um € 29,90 erhältlich.

[contentbox headline=“Info…“ type=“normal“] Fantastisch! Rudolf Kalvach
Wien und Triest um 1900
Vom 07.06.2012 bis 10.09.2012
Leopold Museum
MuseumsQuartier
Museumsplatz 1
1070 Wien

www.leopoldmuseum.org [/contentbox]