Osterzeit und Brauchtum gehören einfach zusammen. Brauchtum gibt spannende Einblicke in die Geschichte und Kultur der einzelnen Regionen und trägt zum Verständnis bei.
Leider scheinen wir Österreicher uns oft für unser Brauchtum zu genieren, tun dieses als „verzopft“ ab und versehen es oft sogar mit einem etwas „anrüchigen“ Touch. Ich kann mich noch an unseren letzten Besuch in Norwegen erinnern, wie die Norweger ihren Nationalfeiertag begingen. Überall Fähnchen, Festtagstimmung und farbenfrohe Trachten der einzelnen Volksgruppen – und keiner fand dabei etwas Anrüchiges, alle waren stolz auf ihr Land.
Noch gibt es bei uns gelebtes Brauchtum, das nicht für Touristen gemacht, sondern von der Bevölkerung gelebt wird.
Hier finden Sie ein paar äußerst liebenswerte Bräuche, die in den einzelnen Regionen gelebt werden.
Die Tradition des „Widderzuges“ in Viren in Osttirol geht auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurück. Im Virgental herrschte die Pest und aus Dankbarkeit über die Erlösung von der Plage findet jedes Jahr am ersten Samstag nach Ostern ein Bittgang nach Obermauern zur Wallfahrtskirche „Maria Schnee“ statt. Dabei wird ein bunt geschmückter „Opferwidder“ dreimal um den Altar geleitet und dann nicht geopfert, sondern nach der Messe verlost. Das eingenommene Geld kommt der Wallfahrtskirche zugute. Nicht immer ging dieser Zug nach Obermauern. Einst war Lavant das Ziel der Wallfahrer. Anscheinend hatten etliche TeilnehmerInnen nicht ganz die richtige Einstellung, denn auf dem Heimweg und bei Übernachtungen soll es zu „unheiligen Übertretungen“ gekommen sein. Nach einem Machtwort des damaligen Pfarrers wurde die Wallfahrt nach Lavant abgeschafft. Ja und seither führt der Bittgang eben nach Obermauern.
Einen „God“ – sprich Taufpaten – für sein Kind zu finden war in früheren Zeiten, vor allem wenn die finanziellen Verhältnisse trist waren, gar nicht so einfach. Ein God sollte die Eltern bei der Erziehung unterstützen und seinem Patenkind den Weg in das Erwachsensein erleichtern. Am „Godntag“, der im Mostviertel rund um Ostern gefeiert wird, bringen die „Godn“ nach wie vor ihren Patenkindern das „Godnküpfi“, eine geflochtene Köstlichkeit aus Germteig. Mit einer Münze bestückt, mit farbenfrohen Ostereiern überreicht, war das „Godnküpfi“ oft die einzige Nascherei, die es außerhalb der Weihnachtszeit zum Naschen gab. Die Godn wurden erst aus dieser Verpflichtung entlassen, wenn die Schützlinge 14 Jahre waren und das Sakrament der Firmung erhalten hatten.
Bereits am ersten Fastensonntag, dem sogenannten „Kas-Sunti“ kommen die Bewohner der Gemeinden Zams, Landeck und Stanz in Tirol zusammen um sich das Glück für das ganze Jahr zu sichern. Bei duftenden „Kaskiachln“ und Glühwein werden fünf bis zehn Zentimeter große Holzscheiben in einem lodernden Feuer zum Glühen gebracht. Mit dem Spruch „Dia Scheiba, dia Scheiba, die will i iatzt treiba! Schmolz in d ́r Pfonna, Kiachla in d ́r Wonna! Pfluag in d ́r Erd, dass dia Scheiba weit außi geaht!“ werden die Scheiben mit einem Haselstock angetrieben und ins Tal befördert. Die Scheiben können mit einem Glückwunsch einer geliebten Person gewidmet werden, aber auch so manche „Schimpfscheibe“ soll schon den Weg ins Tal gefunden haben.
Jedes Jahr am Gründonnerstag und Karfreitag halten Sänger und Zuhörer beim „Zualosan“ Nachwache in Großarl im SalzburgerLand. Zwischen 20:00 Uhr und 4:00 Uhr wird an unterschiedlichsten Stellen beim Ölberg- und Leiden-Christi-Singen mit den Worten „Merkt auf Ihr Herrn und lasst euch sag’n, der Hammer hat 8 Uhr gschlag’n der einstigen Verschlafenheit der Jünger des Herrn in der Leidensnacht gedacht.
Die Bauern des Ortes besingen am Gründonnerstag die Leiden Christus am Ölberg. Die Bürger Großarls berichten mit Gesang am Karfreitag über die Ereignisse nach dem Kreuzestod Jesu und verkünden die Auferstehung.
Nach dem Auferstehungsgottesdienst und der Osterliturgie wird groß gefeiert, denn dann wird beim traditionellen Bauernschützenball kräftig das Tanzbein geschwungen.
Vor Ostern haben die Ostereier-Kratzerinnen Hochsaison in Stinatz im südlichen Burgenland. Seit mehr als 100 Jahren wird die alte Handwerkskunst des Ostereierkratzens von den Kroaten in der Region an die nächste Generation weitergegeben. Früher wurden meist rote, violette oder schwarz gefärbte Eier mit traditionellen Blumenornamenten oder religiösen Motiven versehen. Heute geht es bunter und kreativer zu, wenn die filigranen Gravierungen mit scharfen Messern in bunt gefärbte Eier geritzt werden.
Mit ihrer Schlichtheit und stummen Gestik berühren die Passionsspiele im Kärntner Tresdorf bei Rangersdorf hunderte Besucher. Angeblich auf ein Gelübde zurückgehend, wonach die Spiele das Dorf vor Hochwasser und Seuchen bewahren sollten, erzählen Laiendarsteller ab Gründonnerstag die Leidensgeschichte Christus aus der Sicht der bäuerlichen Menschen von damals. Alle Teilnehmer treffen sich bei der „Krassnigmühle“, dann geht es weiter zum Ulrichs-Kirchl, dem höchsten Punkt des Dorfes. Nach dem Verrat an Jesus, seiner Festnahme, dem Urteil und der Geißelung begibt sich der Zug wieder zurück an den Ausgangspunkt. Am Karfreitag trägt Jesus dann ein Holzkreuz und der ganze Zug begibt sich in die Kirche, wo für eine Viertelstunde gebetet wird.
Der Brauch des „Weichfeiatrogen“ stammt aus der Zeit, in der es noch keine Streichhölzer oder Feuerzeuge gab. Damit das Feuer die ganze Nacht nicht ausging, verwendeten die Menschen eigene Gluttöpfe. Am Karfreitag ließ man das Feuer bewusst ausgehen und am Karsamstag wurde mit dem „geweihten Feuer“ aus der Pfarre das Feuer wieder entzündet. „Weihfeuerträger“ holten mit ihren Gluttöpfen das geweihte Feuer und liefen so schnell sie konnten zu den einzelnen Häusern. Nur der Erste, der bei den Häusern eintraf, konnte mit Gaben für die Überbringung rechnen. Noch heute sind oststeirische Kinder am Karsamstag früh auf den Beinen um ihren Zunder und die selbst gesammelten Baumschwämme zu entzünden und schnellsten das Feuer als Erster von Haus zu Haus zu tragen. Für Kinder heute eine schöne Möglichkeit, sich gerade vor Ostern ihr Taschengeld gehörig aufzubessern.
Ob Brioche, „Eichfeia“ oder Passionsspiele – gelebte Traditionen, weit entfernt von „Lederhosenromantik“, sind nach wie vor fixer Bestandteil im Leben der Menschen und helfen oft, das tägliche Leben zu meistern.