Wenn ich die noch erhaltenen Bilder von meinem Vater betrachte, fällt mir sofort auf, dass er auf fast jedem Foto seine heiß geliebten „Zwiegenähten“ trägt.
Die Schuhe begleiteten ihn bis ins hohe Alter und dank sorgfältiger Pflege war das robuste Schuhwerk auch nach Jahren noch geschmeidig und vor allem wasserresistent.
Lange Zeit sah es so aus, dass die „Zwiegenähten“ vom Aussterben betroffen seien. Eine der wenigen Werkstätten, die sie noch herstellten, lag in Bad Goisern, von wo die so berühmten „Goiserer“ einst ihren Siegeszug in die Welt antraten.
Die in Handarbeit gefertigten Schuhe, deren Schaft und Boden zweimal miteinander vernäht werden, hatten zwar eine Stammklientel, die das innovative Schuhwerk weiter bezog, aber der letzte Schuhmacher in Bad Goisern musste vor einiger Zeit Konkurs anmelden.
In letzter Minute sprang ein „Zuagraster“, der in genau dieser Werkstätte sein Handwerk erlernt hatte, in die Bresche. Philipp Schwarz blieb bei seinem Leisten, fertigt seitdem traditionelle „Goiserer“, auch in modifizierter Art und konnte sich bereits eine eigene Stammkundschaft aufbauen.
Zwischen 25 und 60 Stunden, je nach Modell, wird an so einem guten Stück gearbeitet. Dass dieses nachhaltige Produkt dadurch auch seinen Preis hat, liegt irgendwie auf der Hand. Aber wenn der Schuh regelmäßig vom Schmutz befreit und mit Schuhwachs gepflegt wird, dann beschert er seiner Trägerin oder seinem Träger noch nach Jahren ein traumhaftes Gehgefühl.
Was in Bad Goisern vor rund 140 Jahren seinen Anfang nahm, wird nun in neuer Form, ganz in Tradition von alten Werten weitergeführt und ist wieder topmodisch. Handwerk hat ja doch goldenen Boden.