R.U.S.Z – „schraube14 – RepCafe“ – Reparieren statt wegwerfen

Wer kennt die Situation nicht – du hast es besonders eilig und willst nur noch schnell saugen oder die Familie sitzt beim Frühstückstisch und lechzt nach frischen Waffeln oder Toast – Gerät angesteckt und platsch, der Fi-Schalter springt heraus und das liebe Gerät hat seinen Geist aufgegeben.

Ein Kostenvoranschlag kommt teurer als ein neues Gerät und dir wird bei Rückfrage verkündet, das Reparieren zahle sich sowieso nicht aus, egal was gerade kaputt gegangen sei.
Kein Mensch wird mit „zwei linken Händen“ geboren – sprich – wir würden ja gerne dem kaputten Radio, Staubsauger oder Toaster neues Leben einhauchen, wenn da nicht dieses „Wie“ wäre. Gerade bei Elektrogeräten kann Vorsicht Leben retten und nur ein Fachmann oder eine Fachfrau sollte sich der Reparatur annehmen.
Um diese kaputten Geräte doch noch nutzen zu können bieten sich Reparatur-Cafés an. Ausgehend von den Niederlanden über Belgien, Frankreich und Deutschland treffen sich dort immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten, die unter fachlicher Anleitung ihre Altgeräte wieder zum Laufen bringen.
Im 14. Wiener Gemeindebezirk bietet das „schraube14 – RepCafe“ im R.U.S.Z ein solches Services. Jeden Donnerstag – sofern ein Werktag – von 14 bis 17 Uhr stehen Fachleute mit Rat und Tat zur Verfügung. Mitzubringen ist nur das defekte Gerät, da die benötigten Arbeitsmittel, wie Werkzeuge und Messgeräte im Haus vorhanden sind. Bei Kaffee und Kuchen kann diese Hilfe zur Selbsthilfe genutzt werden und Elektrogeräte, die man in einer Hand tragen kann, können durch Selbstreparatur wieder zu neuem Leben erwachen.
Längerfristige oder größere Reparaturen die nicht im Rahmen des RepCafe durchgeführt werden können, sollen durch technisch versiertes Personal in den vorhandenen Werkstätten durchgeführt werden können.
Möglich sind diese regelmäßigen Öffnungszeiten nur deshalb, so Sepp Eisenriegler, Gründer und Geschäftsführer des R.U.S.Z., weil das Reparatur-Café im Rahmen einer Übungsfirma des Facharbeiter-Ausbildungsprogramms StarGate stattfindet.
Da durch diese Reparaturen auch unnötiger Elektroschrott vermieden, wertvolle Rohstoffe geschont und der Weg von der Wegwerfgesellschaft zu einem wertschätzendem Umgang mit vorhandenen Ressourcen eingeleitet wird, werden diese Maßnahmen im Auftrag des AMS durchgeführt und aus Mitteln des AMS, esf und waff gefördert.

Großgeräte wie Waschmaschinen, Trockner, Geschirrspüler und Co. können schwerlich mit einer Hand zum Reparatur-Café gebracht werden. Hier bietet sich die R.U.S.Z. GmbH an. Dieses Mitarbeiter-Beteiligungsmodell ist für das operative Reparatur- und Verkaufsgeschäft zuständig und bietet Vor-Ort-Reparaturen von Haushaltsgeräten. Für die Erstdiagnose, inklusive Kostenvoranschlag, Fahrtkostenpauschale und 30 Minuten Arbeitszeit soll aktuell ein Betrag von 96,00 Euro verrechnet werden. Meist sollen kleine Probleme innerhalb dieser Pauschalzeit bereits behoben werden können. Sollte bei größeren Reparaturen oder bei Ersatzteilbedarf eine zweite Anfahrt notwendig sein, so werden laut R.U.S.Z. nach Durchgabe des Kostenvoranschlags und nach Erteilung des Reparaturauftrags, keine weiteren Wegkosten verrechnet. Die weitere Arbeitszeit soll im Viertelstundentakt abgerechnet werden.
Auch die Reparatur von Audio- und Stereoanlagen, Video- und TV-Geräte, Sat-Receiver oder Radios soll kein Problem sein. Günstig sollen auch Espressomaschinen, Computer, Notebooks, Desktop-Computer, Flachbildschirme oder auch Nostalgiegeräte durch ausgebildete Mechatroniker wieder in Gang gesetzt werden können.
Durch diese Reparaturen und Instandsetzungen sollen pro Jahr rund 1.000 Tonnen problematischer Abfälle, 5.000 Tonnen CO2 und 15.000 Tonnen Primär-Rohstoffe durch Produktnutzungsdauerverlängerung vermieden werden. Aber nicht nur Ressourcen und die Umwelt konnten dadurch geschont werden, es entstanden auch Arbeitsplätze für ehemals Arbeitslose, die „so nebenbei“ zu exzellenten Technikern ausgebildet wurden. Zwischen 1998 bis 2007 soll die psychohygienische Situation von über 400 Langzeitarbeitslosen massiv verbessert und 300 in unbefristete Dienstverhältnisse vermittelt worden sein.

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Sollte trotzt aller Bemühungen das jeweilige Gerät doch nicht zum Laufen gebracht werden können, gibt es neben neuen Qualitätsgeräten, bei denen Tests des eigenen R.U.S.Z. Forschungslabors das beste derzeit erhältliche Preis-Leistungsverhältnis ergeben haben, auch überholte Second-Hand-Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik. Über die Spendenaktion „Spenden Sie Ihre alte Waschmaschine. – Die ökosoziale Umverteilung von Haushaltsgeräten“ erhält das R.U.S.Z reparaturwürdige Elektroaltgeräte. Diese werden repariert und mit Gewährleistung günstig angeboten.

Heute ist das Reparatur- und Service-Zentrum nicht nur ein Zentrum, das nicht nur mit 20 unbefristet beschäftigten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Elektrogeräte repariert, sondern auch Studien zur Verbesserung der Ressourceneffizienz in ganz Österreich bis hin zum Lobbying für optimale Rahmenbedingungen für arbeitsintensive Reparaturdienstleistungen in den EU-Institutionen betreibt.
So war das R.U.S.Z. Initiator des Österreichischen Dachverbandes einschlägiger sozialwirtschaftlicher Betriebe RepaNet und des EU Dachverbandes RREUSE. Unter der RREUSE-Präsidentschaft von Sepp Eisenriegler wurden große Erfolge im Rahmen der EU-Gesetzgebung betreffend Elektroaltgeräte-Richtlinien und Abfallrahmenrichtlinien gegen die Interessen der Industrie erzielt.
Um diesen Erfolg auf der EU-Ebene einzufahren, wurde das seit 14 Jahren erfolgreiche Praxisbeispiel ReparaturNetzWerk Wien als wichtiges Argument gebracht. Das ReparaturNetzWerk Wien wird von der Stadt Wien und „die umweltberatung“ maßgeblich mitgetragen und umfasst 60 kleingewerbliche Mitgliedsbetriebe, die sich auf die Reparatur von den diversesten Geräten spezialisiert haben.

Als nächstes vorrangiges Ziel nennt Sepp Eisenriegler den Kampf gegen die oft geplante Sollbruchstelle. So soll in Zukunft vermieden werden, dass in Extremfällen extra Mechanismen eingebaut werden, die ein Gerät nach einer genau festgelegten Laufzeit außer Funktion setzen. Um diesen Nepp an den KonsumentInnen hintanzuhalten soll eine „Positivliste“ für langlebige und reparaturfreundlich konstruierte Neugeräte ausgearbeitet werden. Damit soll die Industrie angehalten werden, Elektroschrott zu vermeiden und gleichzeitig sollen anspruchsvolle „Green-Jobs“ für seriöse Reparaturdienstleistungs-Anbieter geschaffen werden können.

„schraube14 – RepCafe“ im R.U.S.Z, 1140 Wien, jeden Donnerstag – sofern Werktag – von 14 – 17 Uhr
Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z, 1140 Wien, Lützowgasse 12-14

www.rusz.at
www.reparaturnetzwerk.at
www.repanet.at
www.rreuse.org