„Vater“ von Florian Zeller in den Kammerspielen der Josefstadt

Die Kammerspiele der Josefstadt sind bekannt für ihre Boulevard-Komödien, die einen entspannten Abend garantieren sollen.
Mit Florian Zellers „Vater“ begeben sich die Kammerspiele in einen Bereich, der zu Beginn vielleicht für Schmunzler sorgt, aber dann trifft einen die Thematik mit voller Wucht.

Man wird vergesslich, verlegt Dinge und lächelt über sich selbst. Mit der Zeit werden die Gedächtnislücken immer größer und man beginnt zu begreifen, dass hier etwas nicht stimmen kann.
Die Spirale fängt sich an zu drehen. Man erinnerst sich nicht mehr, wo denn das Zuhause ist, wie der eigene Name lautet. Menschen werden fremd, die Enkelkinder werden zu den eigenen, einst kleinen Kindern, die Vergangenheit ist näher als die Gegenwart.
Alzheimer – eine Diagnose, die in Zukunft durch das Älterwerden der Menschheit noch viel öfter gestellt werden wird.

Florian Zeller, der bereits 2014 für „Vater“ mit dem Theaterpreis „Molière“ ausgezeichnet wurde, schildert den Verlauf dieser Krankheit aus der Sicht des Erkrankten. Zuerst Unsicherheit, dann Depression, dann Aggressivität und dann das ewige Vergessen.

In dem von Alexandra Liedtke inszenierten Stück wird mit Einfühlungsvermögen das Thema herausgearbeitet, Erwin Steinhauer brilliert als André, lässt den (seinen) Emotionen freien Lauf. Hervorragend auch Gerti Drassl als Tochter Anne, Martin Niedermair als Schwiegersohn, sowie das übrige Ensemble.

Eine gelungene Aufführung, die absolut Spitzenklasse ist.

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