NÖ Landesausstellung „Marchfeld Geheimnisse – Mensch. Kultur. Natur“

Landesausstellungen sind nicht nur kulturell hochinteressant, sie wecken auch dank sorgfältiger Restaurierung bauliche Gustostückerl aus ihrem Winterschlaf.

So geschehen auch beim Schloss Marchegg, in dem die diesjährige NÖ Landesausstellung unter dem Titel „Marchfeld Geheimnisse – Mensch. Kultur. Natur“ präsentiert wird.

Allein das Schloss, das einst als Teil der Stadtbefestigung Marcheggs durch König Ottokar II. von Böhmen im Jahre 1260 errichtet, danach zu einem Wohnschloss umgestaltet und später als Lustschloss genutzt wurde, ist einen Besuch wert.

Mit dem Schloss ist auch das Schicksal der Habsburger eng verknüpft. Im Marchfeld, bei Dürnkrut, begann 1278 ihre Herrschaft, die dann 640 Jahre später, am 23. März 1919 am Bahnhof von Kopfstetten endete, als sich Kaiser Karl I. mit dem Zug ins Schweizer Exil begab.

Aber nicht nur das Haus Habsburg spielte hier eine große Rolle, die Menschheitsgeschichte des Marchfelds geht bis in die letzte Eiszeit in Mitteleuropa zurück.

Mit zahlreichen Ausgrabungsstücken wird das Leben der Menschen, die Tier- und Pflanzenwelt im Laufe der Jahrhunderte vor dem Publikum ausgebreitet und die besondere Lage des Marchfeldes zwischen den Flüssen March und Donau herausgearbeitet.

In der in neun Schwerpunkten gegliederten Ausstellung wird auch aufgezeigt, dass Bauboom und schwere Eingriffe in die Natur schon im 13. Jahrhundert Umweltkatastrophen auslösten, die zu Bevölkerungsrückgang führten und ganze Landstriche veröden ließ.

Große, weite Gebiete waren einst prädestiniert, dort große Schlachten auszutragen. Auch der Boden des Marchfelds ist mit Blut getränkt. Allein aufgrund der Lage war das Marchfeld eine Konfliktzone, die heiß umkämpft wurde. Von zahlreichen Kleinkriegen, der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen bis zur Schlacht von Aspern reicht da der traurige Bogen.

Im Marchfeld begann auch die Industrialisierung der Monarchie mit der ersten dampfbetriebenen Eisenbahnlinie. Dies führte wieder dazu, dass die Region ihrer dichten Auwälder und gewundenen Flussarme beraubt wurde, um Fabriken und menschlichen Ansiedlungen Platz zu machen.
1949 konnte bei Matzen eines der flächenmäßig größten Erdölfelder Mitteleuropas erschlossen werden, was zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in ganz Österreich beitrug.

Bereits im frühen 19. Jahrhundert galt das Marchfeld als „Kornkammer“ der Monarchie, was zu schweren Eingriffen in der Natur führte. Da die Region zu einer der trockensten Regionen des Landes zählt, mussten und müssen noch heute aufwändige Bewässerungen durchgeführt werden, was in der heutigen Zeit schön langsam zu einem Umdenken bei der Nutzung für die Landwirtschaft führt.

Ein eigener Schwerpunkt in der Ausstellung ist der March gewidmet, die einst und jetzt auch wieder ein verbindendes Element zwischen einzelner Regionen darstellte und stellt. 1918 wurde die March zum Grenzfluss und ab 1949 begann hier der „Eiserne Vorhang“. Für Menschen ein tiefer Einschnitt, für die Natur die Möglichkeit, auf dem bis zu fünf Kilometer tiefen Grenzstreifen neue Kraft zu schöpfen und neue Naturräume zu erobern.

Die NÖ Landesausstellung 2022 wird durch ein breites Veranstaltungsprogramm ergänzt, das auch zahlreiche Natur-Führungen und Familien-Führungen beinhaltet.

NÖ Landesausstellung 2022
„Marchfeld Geheimnisse – Mensch. Kultur. Natur“
26. März bis 13. November 2022
Montag bis Sonntag von 9:00 bis 18:00 Uhr
Letzter Einlass um 17:00 Uhr

Schloss Marchegg im Marchfeld
2293 Marchegg, Im Schloß 1
Nähere Besuchdetails und Anreisemöglichkeiten unter www.noe-landesausstellung.at

Foto: ©NÖ Landesausstellung 2022, Marchfeld Geheimnisse, Grafik: Kratkys.net,
Illustrationen: Bernd Ertl

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