Frankfurt an der Oder

Fotos: Frankfurt an der Oder, © V. Holzinger
Flüsse – Lebensquell, Wasserstraßen, die Völker verbinden, die aber auch Grenzen ziehen, die Menschen voneinander trennen.

Zu den nichtüberwindbaren Grenzflüssen zählte lange Zeit zwischen Polen und Deutschland die Oder, die eine der größten Flüsse Deutschlands ist.

Nach Abschluss des Zwei-plus-Vier-Vertrages und des Deutsch-Polnischen Grenzvertrages, in dem Deutschland auf alle Ansprüche auf ehemals deutsche Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie verzichtete, wachsen schön langsam die Orte entlang der Oder vorsichtig zusammen und geben Hoffnung, dass in Zukunft ein friedlicheres Miteinander möglich ist.

Solche Städte sind Frankfurt an der Oder und die polnischen Nachbarstadt Slubice, die durch gemeinsame Aktivitäten versuchen, alte Wunden zu schließen und einen Neuanfang wagen.

So wie viele Flüsse, brachte auch die Oder der um 1226 gegründeten Stadt Frankfurt Wohlstand. Die Frankfurter schlossen sich dem Hansebund an, fuhren mit eigenen Schiffen direkt zur Ostsee, betrieben lebhaften Handel und avancierten 1662 zur Haupt- und Handelsstadt.

Die später nach Breslau verlegte brandenburgischen Landes-Universität verfügte über einen exzellenten Ruf und so namhafte Persönlichkeiten wie z. B. C.Ph.E. Bach, Michael Prätorius oder die Gebrüder Humboldt erwarben hier ihr Wissen.

Frankfurt an der Oder

So wie viele deutsche Städte, so wird auch Frankfurt an der Oder nach einer wechselvollen Geschichte im Jahre 1945 fast völlig zerstört und nach dem Potsdamer Abkommen zur Grenzstadt. Die einstige Dammvorstadt wird Polen zugesprochen und zur polnischen Nachbarstadt Slubice.

Seit der Wiedervereinigung im Jahre 1990 zählt die Stadt wieder zu den wichtigen Zentren des Landes Brandenburg, konnte die Zahl der mit Hauptwohnsitz gemeldeten Einwohner und Einwohnerinnen aufgrund des Zuzugs von Ausländern stabilisieren und versucht auch touristisch mehr zu punkten.

Hauptanziehungspunkt ist nach wie vor die Oder, auf der man einen netten Schiffsausflug unternehmen kann oder auf deren Nebenflüssen Kajak-Touren angeboten werden.

Eine schön gestaltete Uferpromenade gibt den Blick auf die blaue Brücke frei, die Slubice und Frankfurt an der Oder verbindet.

Die Zerstörungen im letzten Kriegsjahr haben nur wenige Häuser überstanden, die den einstigen Wohlstand erahnen lassen.

Im Junkerhaus, einstiger Wohnsitz der Prinzen von Hohenzollern, können sich Interessierte auf die Geschichtsspuren Frankfurt an der Oder begeben.

Für Kleist-Fans wurde eine eigene Route ausgearbeitet, deren Stationen in Frankfurt und Slubice zu finden sind. Dem großen Sohn der Stadt wurde auch das „neue Haus für Kleist“ errichtet, in dem immer wieder Ausstellungen und Lesungen stattfinden.

Im Collegienhaus ist das Stadtarchiv eingezogen, das über eine umfassende Bild- und Fotosammlung von Frankfurt an der Oder besitzt.

Ein, oder eigentlich DAS besondere Highlight ist jedoch die größte Hallenkirche norddeutscher Backsteingotik, die St. Marienkirche. Seit 2002 können in ihr wieder die Glasmalereien des Antichristzyklus, bestehend aus 117 Scheiben, bewundert werden.

Frankfurt an der Oder

Auch das Rathaus hat die Stürme der Zeit überdauert und lockt jetzt Besucher und Besucherinnen mit einer der größten Sammlungen ostdeutscher Kunst.

Nicht zu vergessen die einstige Franziskaner-Klosterkirche, die heute Konzerthalle „C. Ph. E. Bach“ heißt und in dem das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt residiert.

Damit der Sport nicht zu kurz kommt, gibt es den rund 630 Kilometer langen Oder-Neiße-Radweg, der entlang von Oder und Neiße viel Natur erleben lässt.

Kleiner Nachtrag für Wohnmobil-Fans: Frankfurt an der Oder verfügt zwar über einen großen Parkplatz, der auch als Übernachtungsplatz genutzt werden kann. Viel netter steht man jedoch auf dem kleinen Campingplatz im Winterhafen.
Da hier aber nur wenige Plätze zur Verfügung stehen, ist eine Voranmeldung unbedingt ratsam.