Bratislava – Zu Besuch in Europas jüngster Hauptstadt

Bratislava, Hauptstadt und gleichzeitig größte Stadt der Slowakei, liegt einen „Katzensprung“ von Wien entfernt und bietet sich ideal für einen kleinen Ausflug an.
Besonders beliebt für die Anreise ist der Twin City Liner, der bei der Marienbrücke in Wien ablegt und fast im Herzen des ehemaligen Pressburg seine Endstation hat.
Bei unserem Besuch entschieden wir uns jedoch für die Bahn, die uns um wohlfeile 16,00 Euro bis in den Vorort Petržalka brachte. Da in dem Fahrpreis sowohl Hin- und Rückfahrt sowie die öffentlichen Verkehrsmittel in Bratislava beinhaltet waren, stand einer Besichtigung nichts mehr im Wege.

Bratislava_©V.Holzinger
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Also Bus Nr. 93 genommen und schon sahen wir eines der Wahrzeichen der Stadt. Der Bus Nr. 93 fährt nämlich über die „Neue Brücke“, einer der vier Brücken, die das rechte mit dem linken Donauufer verbinden. Die von J. Lacko und A. Tesar geplante Brücke hängt lediglich an einem Brückenpfeiler und ganz oben am Pfeiler gibt es in 80 Meter Höhe auch noch ein Restaurant.
Wir fuhren jedoch nicht zum Restaurant hoch, sondern über die über 430 Meter lange Brücke und schon waren wir in der Altstadt.

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Beim Aussteigen aus dem Bus betraten wir geschichtsträchtigen Boden. Funde belegen, dass hier bereits in der Altsteinzeit Menschen wohnten. Kelten, Römer, Awaren, Deutsche, Magyaren, Juden und Slowaken prägten die wechselvolle Geschichte der Stadt. Noch heute verweist man mit Stolz auf den Martinsdom, der zum nationalen Kulturerbe gehört und in dem die Könige des Königreichs Ungarn aus dem Hause Habsburg gekrönt wurden.
Das Stadtzentrum der alten Grenz- und Brückenstadt war einst durch eine doppelte Stadtmauer geschützt. Viel ist von der Stadtmauer nicht mehr vorhanden. Einzig das barocke Michaelertor und Mauerreste in der Nähe des Martinsdoms zeugen noch von der Mächtigkeit und Ausdehnung.

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Den Stadtkern erkundet man am besten zu Fuß. Wenn man von der Donau, immer im Zickzack, durch die zum Großteil als Fußgängerzone gestalteten Gassen strandelt, kommt man unweigerlich an den meisten historischen Gebäuden vorbei.
Eines der ältesten erhaltenen Häuser der Stadt ist das Alte Rathaus, das mit zahlreichen Palais und Bürgerhäusern den Hauptplatz umrahmt.
Wer die Rybarska Brana entlang geht, sollte die Augen offen halten, sonst könnte es sein, dass er oder sie über den „Gaffer“ stolpert, der frech aus einem Kanaldeckel herausschaut.

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Vorbeischauen sollte man auch beim Palais Grassalkovich, der jetzigen Residenz des Präsidenten. Nebenan findet man den offiziellen Sitz der slowakischen Regierung, das einstige Erzbischöfliche Sommerpalais.
Das alte Slowakische Nationaltheater am Hviezdoslav-Platz wurde im Stil der Neorenaissance erbaut und ist mit seinen Aufführungen begehrtes Ziel von Opern- und Ballettbegeisterten.

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Im Palais Palffy gab schon Mozart ein Konzert, heute residiert die österreichische Botschaft in dem Gebäude.
Bevor man sich dann dem im Stadtwappen verewigten nächsten Highlight, der Burg, zuwendet, kann eine kleine Pause nicht schaden. Besonders in der warmen Jahreszeit ist die Fußgängerzone gespickt mit „Schanigärten“, die zum Ausrasten einladen.
Nach einer kleinen Stärkung geht es dann zu Fuß zur wuchtigen Preßburg, dem Hrad, auf dem Burgberg. Wer es bequemer mag, nimmt einen O-Bus oder fährt mit der Bummelbahn, die im Rahmen einer eigenen kleinen Stadtrundfahrt auch auf dem Burgberg Station macht. Großer Nachteil dieser Rundfahrt ist, dass nur ein viertelstündiger Aufenthalt zum Erkunden des Hrad eingeplant ist.

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Die einstige Grenzfeste, die zum nationalen Kulturdenkmal erkoren wurde, thront hoch über der Stadt und ist schon von weitem sichtbar. Die heute als Museum und für representative Zwecke genutzte Burg wurde nach einem Brand erst in den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts originalgetreu wieder aufgebaut. Von ihr hat man einen wunderschönen Blick auf die Stadt, die Donau, die Wälder, die die Stadt fast streifen und die Kleinen Karpaten.

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Nach der Besichtigung der Burg war es für uns Zeit, den Rückweg anzutreten. Geplant war diesmal die Abfahrt vom Hauptbahnhof. Da wir uns jedoch verbummelt hatten und der vorgesehene Zug sicher nicht mehr erreicht werden konnte, nahmen wir wieder den Bus Nr. 93, fuhren die paar Stationen zum Bahnhof in Petržalka und kletterten müde in den fast leeren Zug, der uns in etwas mehr als einer Stunde nach Wien brachte.