England – Von Brighton nach Wales

Wenn du so kreuz und quer durch Großbritannien unterwegs bist, hast du das Gefühl, es teilt sich in drei Teile.
Ein Teil gehört dem National Trust, der mit einem Heer von Mitgliedern die nationalen Schätze des Landes pflegt und sie für die Nachwelt erhält. Der zweite Teil steht zum Verkauf – so viele „For Sale“-Schilder haben wir noch nie in einem Land gesehen. Von ganzen Wäldern über Wochenend-Häusern bis zu großen Landsitzen kann hier aus dem Vollen geschöpft werden. Das letzte Drittel scheint dann doch noch jemand besitzen und behalten wollen.
Unser erstes Ziel nach Brighton, das mächtige Schloss Arundel, ist noch in Privatbesitz und bewacht trutzig das gleichnamige Städtchen. Nach dem Einparken auf dem großen Parkplatz wollten wir den üblichen Obolus leisten. Leider schluckte der Parkautomat das Geld, verweigerte aber das Ticket. Eine ältere Lady, gerade in einem schwarzen Audi-Cabriolet angerauscht, nahm sich sofort unser an. Da auch sie erfolglos blieb, meinte sie, wir sollten warten, sie werde den Parkplatzwächter, der irgendwo unterwegs sei, verständigen. Mit ihren Stöckelschuhen, auf ihren Stock gestützt, trippelte sie von dannen und ein paar Minuten später kam der Parkplatzwächter, der unser Problemchen behob. Wir jedoch erklommen die steilen Gässchen von Arundel und bewunderten das Schloss und die schöne Kathedrale. Nach sovielen Besichtigungen war wieder Cream Tea-Time damit wir für die nächsten Reiseziele gestärkt wären.
Bald hatten wir Chichester erreicht, wo Parkplätze an diesem Tag einfach nicht vorhanden waren. Auf dem Großparkplatz tummelten sich fahrende Händler und Bauern aus dem Umfeld, die ihre Erzeugnisse anboten. Rundum wuselte es von Menschen und eine gigantische Autokolonne wälzte sich durch die Stadt. Da wir keine Lufthaken mithatten, um unser WoMo aufzuhängen, mussten wir leider auf die Besichtigung der Stadt und der Kathedrale verzichten. Schade, aber was nicht geht, geht halt nicht.

©V.Holzinger_Salisbury
©V.Holzinger_Salisbury

Aber wie so oft, auch Nachteile können vorteilhaft sein. Da die Besichtigung ausfiel, hatten wir Zeitressourcen, die wir doch sofort für die Erforschung von unserem nächsten Ziel nutzten. Wir checkten am Camping Caravaning Club Salisbury ein, nahmen unsere Fotoapparate und wanderten in das Stadtzentrum von Salisbury, das am Zusammenfluss von Avon, Nadler und Bourne gelegen ist. Die kleine Altstadt wird überragt von dem Turm der gotischen Kathedrale, der mit seinen 123 m der höchste in ganz England ist. Im angrenzenden Kapitelhaus findet man ein Original der Magna Charta aus dem Jahre 1215. Rund um den weiten, begrünten Kirchplatz reihen sich neben Bischofspalast, Matrons’ College und Melmesbury House gepflegte Häuser mit interessanten Fassaden.

Salisbury_©H.Holzinger
Salisbury_©H.Holzinger

Nach soviel Kultur trabten wir wieder zu unserem WoMo und schliefen, mit Blick auf die mächtige Befestigungsanlage Old Sarum, bis zum nächsten Morgen.
Nach der Besichtigung von Old Sarum bewegten wir uns weiter auf geschichtsträchtigem Boden. Die Steinkreise Woodhenge und Stonehenge standen auf dem Programm. Wissenschaftler nehmen an, dass die Erbauer der circa 3000 Jahre alten prähistorischen Monumente Kenntnisse der Astronomie besassen, konnten bisher jedoch noch nicht genau klären, welche Rituale dort stattfanden. Wenn man bedenkt, mit welchen Mitteln diese Kreise errichtet wurden, ist nur Bewunderung für diese Leistung angebracht.

©H.Holzinger_Woodhenge
©H.Holzinger_Woodhenge

An alten, reetgedeckten Häusern vorbei, berglauf und berglab, näherten wir uns Shaftesbury, unserem nächsten Ziel. DIE Attraktion des in der Hügellandschaft der Grafschaft Dorset gelegenen Shaftesbury ist Englands steilste und wunderschöne Kurve „Gold Hill“, die wir natürlich bewundern mussten.

Corfe-Castle_©H.Holzinger
Corfe-Castle_©H.Holzinger

Nach einem kurzen Besuch des Denkmals von „Lauwrence von Arabien“ in Wareham stand das Highlight Corfe Castle auf dem Programm. Da wir uns vorgenommen hatten, jeden Tag etwas Bewegung einzuplanen, checkten wir am Norden Farm Campingplatz ein, zogen unsere bequemen Schuhe an und machten uns, mit der Kamera ausgestattet, zum Corfe Castle auf. Die hauptsächlich aus normannischer Zeit stammenden Ruinen thronen über dem gleichnamigen Dorf und von oben hat man einen wunderschönen Blick auf die Halbinsel „Isle of Purbeck“ und deren Küste. Das Örtchen Corfe Castle ist fest in touristischer Hand, hat aber seinen Charme bewahrt.

Corfe-Castle_©H.Holzinger
Corfe-Castle_©H.Holzinger

Nach einer zwischen Bergen ruhig verbrachten Nacht, war wieder Natur pur angesagt. Umgeben von weißen Klippen liegt Lulworth Cove. In West Lulworth lockt das Durdle Door, ein geologisches Brandungstor, das spektakulär aus dem Meer ragt. Ganze Schulklassen pilgern den steilen Weg hinab und haben dort Anschauungsunterricht.
Nach unserem kleinen Spaziergang zum Durdle Door wollten wir wieder eines der berühmten Scharrbilder besuchen. Nicht weit von Dorchester liegt das Dörfchen Cerne Abbas, das neben einer mittelalterlichen Zehntscheune und Klostergebäuden mit dem 55 Meter großen, in Kalkstein gescharrten Riesen von Cerne Abbas aufwartet. So wie in Großbritannien immer wieder vorzufinden, war auch am Fuße des Hügels ein netter Picknickplatz, den wir sofort nutzten. Mit Blick auf die Riesenfigur schnabulierten wir Käse und Speck aus England, dazu gab es noch Brot aus Österreich – einfach schön.

©H.Holzinger_Cerne-Abbas
©H.Holzinger_Cerne-Abbas

Es war spät geworden, mein Handy hatte wieder keinen Empfang und damit war Arbeiten im Internet nicht möglich. In der Nähe von Crockernwell checkten wir im Teign Valley, in der Barley Meadow Club Site ein, wo Internet zur Verfügung stand.
Als nächstes Ziel stand Exeter, der geschäftige Hauptort von Devonshire, auf dem Programm. Hoch über dem Fluss Exe gelegen, sind noch einige Abschnitte von römischen und mittelalterlichen Stadtmauern vorhanden. Hauptanziehungspunkt von Exeter ist jedoch die Kathedrale, die zu einer der prächtigsten von Großbritannien zählt. Ihr Gewölbe mit den bemalten Schlusssteinen wirkt imposant und ist das längste zusammenhängende gotische Gewölbe der Welt. Rund um die Kathedrale laden kleine Gassen zum Bummeln und Shoppen.

Dartmoor-NP_©H.Holzinger
Dartmoor-NP_©H.Holzinger

Nach einem kleinen Spaziergang lockte ab sofort der Schauplatz von Arthur Conan Doyles Thriller „Der Hund von Baskerville“. Wir machten uns auf, den 954 qkm großen Dartmoor Nationalpark mit seinen Kilometern an Wanderwegen, ausgedehnten Flächen offener Moore und Granitfelsen zu erforschen. Auf dem geschichtsträchtigen Boden wurden zahlreiche Nachweise prähistorischer Besiedlung gefunden und inmitten der Hochmoor-Fläche, in Princetown, befindet sich Englands bekanntes Gefängnis. Gleich hinter dem Nationalpark-Informationszentrum liegt die Clapperbridge, die im Mittelalter erbaut wurde. Neben rund 35.000 Menschen leben hier Dartmoor-Ponys und viele, viele Schafe. Leider waren wir von der Jahreszeit noch etwas zu früh dran, da die Vegetation noch nicht zum Leben erwacht war.
Nach soviel Natur war wieder eine größere Stadt angesagt – Plymouth. Old Plymouth rund um The Hoe und die Royal Citadel sind absolut sehenswert und wir bewunderten die Aussicht auf den Hafen von Plymouth.
Wir waren müde, es war ein langer, aber wunderschöner Tag gewesen. Nach ein paar Kilometern checkten wir in Saltash im Dolbeare Park Caravan & Camping Park ein und schliefen traumlos bis zum nächsten Morgen.

©V.Holzinger_Mevagissey
©V.Holzinger_Mevagissey

Den folgenden Tag wollten wir etwas langsamer angehen und die Küste von Cornwall genießen. Im kleinen Hafenstädtchen Mevagissey fanden wir einen Platz in der Sonne, bestellten Fish & Chips, schauten auf den Hafen und ließen es uns gut schmecken. Wir wollten nicht mehr so weit fahren, also checkten wir in dem am Meer gelegenen Pentwan Sands Holiday Park ein, machten einen kleinen Strandspaziergang und tranken ein kühles Bier in der Hubbox direkt am Meer. Danach räumten wir unsere Sessel heraus, machten ein kleines Schwätzchen mit gerade vorbeikommenden Engländern und genossen die vom Himmel brennende Sonne. In der Nacht wachten wir auf, ein starker Wind schaukelte unser WoMo und der Regen peitschte an die Scheiben.

©H.Holzinger
©H.Holzinger

Am nächsten Tag hatte es zum Regnen aufgehört, nur ein kalter Wind pfiff uns ins Gesicht. Das mit dem Wetter waren wir schon fast gewöhnt. Am besten, du ziehst dich im „Zwiebellook“ so lange an, bis du aussiehst wie das Manderl einer bekannten Reifenfirma. Wenn du dann fertig bist, fängst du bereits wieder zum Schwitzen an, da die Sonne vom Himmel brennt. Von fast erfrorenen Ohrwascheln vom eisig kalten Wind bis zum Sonnenbrand auf der Nase eröffnet dir jeder Tag sämtliche Möglichkeiten.
Über St. Austell, das als Zentrum der englischen Porzellanindustrie bekannt ist und Truro mit seiner wunderschönen Kathedrale fuhren wir nach Helston, dem idealen Ausgangspunkt zum Erkunden der Lizard Peninsula.
Wir steuerten Lizard an und wollten dann eine kleine Wanderung zum südlichsten Punkt Englands machen, zum Lizard Point.

Cornwall_©H.Holzinger
Cornwall_©H.Holzinger

Wer Cornwall sagt, denkt unweigerlich an blühende Gärten, mildes Klima, Sonne, steile Klippen und Sandstrand.
Nun, an diesem Tag hatte das milde Klima gerade Pause, aber die steilen Klippen und der Sandstrand waren noch vorhanden. Trotz Pudelmütze und dicker Jacke war es uns für den Spaziergang zu kalt und wir beschlossen, mit dem WoMo bis zum Lizard Point zu fahren, was sich als schwerer Fehler herausstellte.
Viele Straßen in England sind schmal, sehr schmal. Ein großer Teil ist gesäumt von dichten Hecken, etliche Straßen sind einspurig mit Ausweichplätzchen, andere sind zwar zweispurig ausgelegt, kommt ein LKW oder Reisebus entgegen, wird es verdammt eng. Bis jetzt hatten wir diese Sträßchen gut gemeistert und vertrauten zusätzlich auf unser Navi, dass uns nun zielsicher zum südlichsten Punkt Englands führen sollte. Das „No HGV’s-Schild ignorierend, frisch losgefahren und hinein in das zwar sehr, sehr schmal wirkende Gässchen, das immer enger wurde und nur mehr die Möglichkeit zum Weiterfahren bot. Links und rechts hohe Hecken, die bereits an der WoMo-Wand kratzten, eine Spur mit hohen Randsteinen begrenzt, die genau unseren Reifen-Außenmaßen entsprach – wir zitterten uns entlang und erreichten endlich den Parkplatz von Lizard Point, dessen Benutzungs-Gebühr an Raubrittertum erinnert. Wir machten ein nichtssagendes Foto und benutzten die weitaus breiter hinausführende Ausfahrt für den Rückweg.
Ab sofort bezogen wird „No HGVs“-Schilder auch auf unser Wohnmobil und mieden solche Strässchen wie der Teufel das Weihwasser.

Cornish-Pasty
Cornish-Pasty

Nach all dem Schreck hatten wir Hunger. In Lizard verwöhnten wir uns mit frischen, heißen Pasteten, besorgten noch etwas Käse und Schinken für das Frühstück und machten uns auf den Rückweg nach Helston.
Von Helston fuhren wir uns zu einem der Höhepunkte Cornwalls. Bei Marazion erhebt sich majestätisch aus der Mount’s Bay St. Michael’s Mount. Vorerst schlugen auch hier die Raubritter mit einer Parkplatzgebühr von 8 Pfund unbarmherzig zu. Nachdem wir zähneknirschend unseren Obolus entrichtet hatten, schlenderten wir entlang der Promenade und bewunderten die Burg. Die Insel selbst erreicht man bei Ebbe zu Fuß über einen Damm oder mit den rege hin- und herfahrenden kleinen Booten. Marazion selbst bietet neben ein paar netten Häusern eine schöne Kirche, in die man hineinsehen sollte.

©H.Holzinger_St.-Michael's-Mount
©H.Holzinger_St.-Michael’s-Mount

Wir blieben an der Küste und besuchten Penzance, das mit seinem sonst milden Klima Scharen von Touristen anzieht. Neben seinem langen Sandstrand bietet die Stadt einen schönen Blick auf St. Michael’s Mount und einige Häuser mit interessanten Fassaden.
Nach dem südlichsten Punkt Englands wollten wir natürlich auch den westlichsten Punkt, Lend’s End, kennenlernen. Nach dem Bezahlen der obligatorischen Parkplatzgebühr parkten wir unser WoMo ein und machten einen Spaziergang entlang der Klippen. Danach krabbelten wir in unser WoMo, drehten beim Fahren zum Aufwärmen die Heizung höher und fuhren zum Pencance Trevedra Farm Caravan und Camping, wo wir eincheckten. Mit Blick auf Land’s End und Leuchtturm schaukelte uns ein starker Sturm in einen unruhigen Schlaf.

Land's End_V.Holzinger
Land’s End_V.Holzinger

An der Nordküste Cornwalls liegen die Ruinen von Tintagel Castle, das an der Stelle errichtet wurde, an der der sagenumwobene König Artus zur Welt gekommen sein soll. Über steile Treppen keucht man zu den kärglichen Resten hinauf und wird mit einem wunderbaren Blick über die Küste belohnt.

©V.Holzinger_Tintagel
©V.Holzinger_Tintagel

Nach einer riesigen Portion Fish & Chips und weil es gerade so passte und wir an der schön gelegenen Tintagel/Trewethett Farm Caravan Club Site vorbeikamen, checkten wir ein. Wir verbrachten einen ruhigen Nachmittag mit Blick auf Bossiney Cove und Tintagel. In der Nacht fegte ein starker Sturm übers Land, Regenschauer trommelten auf das Dach. In der Früh waren Sturm und Regen vorbei, dafür legte sich dichter Nebel über die Küste.

Atlantikhighway_©V.Holzinger
Atlantikhighway_©V.Holzinger

Ab sofort gab es Sightseeing by car – der Atlantikhighway bei dichtem Nebel macht nicht so wirklich Spaß. Aber wir hatten für dieses Wetter das passende Ziel. Nach einer kleinen Irrfahrt im Nebel und durch diverseste Gässchen, immer auf die Schilder „no HGV’s“ achtend, parkten wir vor der Morwenstow Church ein. Leider war die Kirche verschlossen, dafür bot der Friedhof so manch mystisch angehauchtes Motiv. Hier findet man auch das Standbild des Pfarrers Robert Stephen Hawker, der, trotz strengstem Verbot, die Seeleute der gestrandeten Caledonia begrub. Von hier gäbe es auch einen Einstieg in den Wanderweg entlang der Küste – bei dem Nebel ein sinnloses und auch gefährliches Unterfangen.

Morwenstow-Church_©V.Holzinger
Morwenstow-Church_©V.Holzinger

Wir zuckelten immer die A 39 der Küste entlang, dann ins Landesinnere, um dann auf ihr den Exmoor Nationalpark zu erreichen. Rund 1000 km Wanderwege stehen hier zur Verfügung, majestätische Klippen, bewaldete Flusstäler und hochgelegene Moore wollen erforscht werden. Ein guter Stützpunkt dafür ist das sehr touristisch erschlossene Lynmouth. An der Mündung der Flüsse West und East Lyn gelegen und von dem Ort Lynton überragt, der auf einer 130 m hohen Klippe über Lynmouth errichtet wurde. Zwischen den beiden Orten fährt eine mit Wasserballast betriebene Standseilbahn, die man unbedingt nutzen sollte. Die A 39 geht direkt nach Lynmouth und ist an sich eine gut ausgebaute Straße. Das letzte Stück hatte es in sich. Einspurig, mit Ausweichbuchten, 25 % Gefälle und reger Autobusverkehr. Natürlich kam uns ein Bus entgegen und wir schoben bergauf retour zur nächsten Ausweiche. Trotz Parkplatzmangel erhaschten wir doch ein Plätzchen und konnte die Gegend erkunden.

Lynmouth_©H.Holzinger
Lynmouth_©H.Holzinger

Danach erklommen wir wieder den Berg und nutzten dabei den vorausfahrenden Reisebus als „Schutz“.
Für heute war es wieder genug Action gewesen. Wir checkten auf dem Channel View Caravan & Camping Park Manor Farm ein, wo Internet zur Verfügung stand.
Quer durch den Exmoor Forest erreichten wir über Exford das Städtchen Dunster mit seinem sehenswerten Schloss aus dem 13. Jahrhundert. Vom Schlossparkplatz „schummelten“ wir uns durch ein Lokal in das dahinter liegende Örtchen, spazierten einmal die Straße auf und ab, bewunderten den seit 1609 bestehenden Tuchmarkt.

Dunster-Castle_©H.Holzinger
Dunster-Castle_©H.Holzinger

Einen Katzensprung von Dunster entfernt lieg Cleeve Abbey, deren schöne Holzdecke sehenswert ist. Der Parkplatz von Cleeve Abbey ist ein absolutes Novum in der Gegend – er kann nämlich kostenlos genutzt werden.
Aber das absolute Highlight des Tages – Wells – stand uns noch bevor. Also frisch darauf los und nach Wells gefahren. Als wir ankamen, platzte Wells aus allen Nähten. Mitten im Zentrum war Volksfest angesagt, Parkplätze wurden nicht einmal an den Höchstbietenden versteigert. Keine Chance, irgendein freies Plätzchen zu finden. Da wir die Sehenswürdigkeiten unbedingt besichtigen wollten, checkten wir kurzerhand auf den etwas außerhalb von Wells gelegenen Haybridge-Wells Holiday Park ein, schnappten unsere Kameras und marschierten die circa 25 Minuten nach Wells.

Wells_©H.Holzinger
Wells_©H.Holzinger

Wells ist berühmt wegen seiner herrlichen Kathedrale, die mit ihrer Fassade und ihrem Innengewölbe fasziniert. Eine alte astronomische Uhr zeigt alle 15 Minuten tapfere Ritter beim Turnier. Gleich neben der Kathedrale befindet sich der mächtige Bischofspalast, auf der anderen Seite der Kirche trifft man auf die Vicar’s Close mit ihren Reihenhäusern aus dem 14. Jahrhundert.
Nach unseren Besichtigungen wollten wir eigentlich noch eine Kleinigkeit essen. Aber das Volksfest war beendet, die Attraktionen wurden abgebaut, die Straßen wurden menschenleer und die Kaffeehäuser und Pubs schlossen schnell die Tore. Ab sofort stand Parkraum in Hülle und Fülle zur Verfügung, jetzt waren aber auch die Sehenswürdigkeiten geschlossen. Wir machten uns wieder auf den Weg und trabten den Berg hinauf zu unserem WoMo.

Oldtimer_©H.Holzinger
Oldtimer_©H.Holzinger

Über das kleine Örtchen Cheddar, das wegen seines Käses und seines Gorge bekannt ist, fuhren wir nach Bristol. Völlig unproblematisch fanden wir einen Parkplatz beim Maritime Heritage Center und setzten mit dem Boot in die Stadt über.
Bristol ist eine moderne Stadt, die Reste des alten Stadtzentrums sind überschaubar. Wallace & Gromit-Fans werden sofort wissen, dass Bristol die Heimatstadt der Filmhelden ist. Ein Hauptanziehungspunkt ist die gotische Kathedrale, deren Kircheninneres mehr als beeindruckt. Bei unserem Eintritt wurden wir sofort von zwei netten älteren Damen begrüßt, die uns eine Führung anboten. Als wir meinten, wir würden die Kirche gerne selbst besichtigen, drückten sie uns einen Plan und eine Beschreibung in deutscher Sprache in die Hand und lächelten uns fröhlich zu. Danke vielmals im Nachhinein für die nette Aufnahme! Nach der Besichtigung folgten wir kurz einer Demonstration um dann bei Alt Bristol, dem Wissenschaftszentrum und Planetarium, vorbeizuschauen. Danach schlenderten wir durch die Straßen zurück zum Hafen. Dort erwartete uns schon unser Fährmann und setzte uns auf die andere Seite über.

Bath_©V.Holzinger
Bath_©V.Holzinger

Aber schon stand eine weitere Stadt – Bath – am Programm. Eigentlich und überhaupt wollten wir das vorhandene Park & Ride-System nutzen. Leider versperrten uns Höhenbalken die Einfahrt und wir waren gezwungen im teuren, aber nahegelegenen Bath Marina & Caravan Park einzuchecken. Von dort waren es fünf Minuten zum nächsten Park & Ride, von dem uns der Bus schnell in die Innenstadt brachte.

Bath_©V.Holzinger
Bath_©V.Holzinger

Die Stadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, wurde bereits in der Römerzeit als Heilbad genutzt. Im 18. Jahrhundert folgten dann die Engländer, die im heilende Wasser badeten. Im Herzen der Stadt liegt die Abbey mit ihrer einzigartigen Fassade. Ein paar Schritte weiter findet man die Römischen Bäder, eine der größten römischen Anlagen Großbritanniens. Durch die Fußgängerzone erreicht man die Putteney Bridge, die mit Läden bestückt ist und das Zentrum mit der Great Pulteney Street verbindet. Immer entlang der New Bond Street und Milsom Street, wo großes Shoppen angesagt ist, kommt man zum The Circus und ein paar Schritte weiter zum sichelförmig angeordneten Royal Crescent. Jane Austen-Fans finden ein eigenes Zentrum, in dem das Leben der Autorin bestens aufbereitet wurde. Bereits in der Vorsaison wird Bath von Touristen beherrscht, besonders Gäste aus Asien dürften die Stadt als Fixpunkt ihrer Europareise eingeplant haben. Da unser Nachquartier bereits gesichert war, fiel unsere Besichtigung sehr umfangreich aus. In einer Bäckerei fanden wir noch Brot, dass auch uns schmeckte, dann nutzten wir wieder das Park & Ride-System und fuhren zu unserem Campingplatz retour.

Lacock_©H.Holzinger
Lacock_©H.Holzinger

Nicht weit von Bath liegt das Dörfchen Lacock, das vom National Trust im ursprünglichen Zustand erhalten wird. Am Fluss Avon gelegen, scheint hier die Zeit stillgestanden zu sein. Wir schlenderten die paar Sträßchen entlang, kauften im kleinen Geschäft noch Käse von einer der umliegenden Farmen und fuhren dann unserem Endziel für den heutigen Tag, Oxford, entgegen.

©V.Holzinger
©V.Holzinger

Wir checkten auf der Oxford Camping and Caravanning Club Site ein, nutzten wieder das Park & Ride-System und ließen uns in das Zentrum von Oxford kutschieren.

Oxford_©H.Holzinger
Oxford_©H.Holzinger

Bath hatte uns gefallen, Oxford zog uns sofort in seinen Bann. In dem kompakten Stadtzentrum stehen mehr als 1.000 Gebäude, die sich durch ihre Architektur auszeichnen. Allein 36 Colleges, die zusammen die Universität bilden, wurden zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert gegründet. Manche der fast wie Klostergebäude wirkenden Schulen sind zu bestimmten Zeiten zu besichtigen und bieten einen Eindruck in den akademischen Betrieb und das soziale Leben der Studenten und Studentinnen. Harry Potter Fans finden hier etliche Motive aus den diversen Filmen, eine eigene „Alice in Wonderland-Tour“ kann bei der Fremdenverkehrs-Information gebucht werden. Rund um die historischen Gebäude lädt ein Grüngürtel aus den diversesten Parks zum Flanieren. Für die Besichtigung von Oxford sollte man sich Zeit nehmen, dieses Gustostückerl gehört genau erkundet. Als uns vom Herumgehen schon fast die Füße rauchten und wir Hunger hatten, gönnten wir uns noch Fish & Chips, dann trabten wir zu unserem Bus, der uns zurück zum Campingplatz brachte.

Oxford_©H.Holzinger
Oxford_©H.Holzinger

Nur ein paar Kilometer von Oxford entfernt liegt Blenheim Palace. Der riesige Herrensitz ist Geburtsort von Winston Churchill und gehört heute zum UNESCO Kulturerbe. Der barocke Palast ist von einem weitläufigen, wunderschön gestaltetem Park umgeben, die Innenräume sind prächtig ausgestattet und absolut sehenswert. Nach unserer Besichtigung des Palastes wollten wir im Garten Cream-Tea genießen. Da es erst geregnet hatte, waren die Tische und Sesseln aufeinander gestapelt. Sofort eilten einige Kellner herbei und stellten Tische und Sessel auf. Leider spielte das Wetter nicht mit, den kurz darauf gab es wieder einen ordentlichen Regenguss und wir und andere Gäste mussten unseren Tee im Restaurant nehmen.

Blenheim-Castle_©H.Holzinger
Blenheim-Castle_©H.Holzinger
Blenheim-Castle_©H.Holzinger
Blenheim-Castle_©H.Holzinger
Blenheim-Castle_©H.Holzinger
Blenheim-Castle_©H.Holzinger

Nach Blenheim Palace wollten wir noch den Geburtsort eines nicht minder berühmten Engländers aufsuchen. Im Herzen der Midlands, am Westufer des Avon, liegt das charmante Städtchen Stratford-upon-Avon. Hier wurde am 23. April 1564 William Shakespeare geboren. Bereits nach seinem Tod im Jahre 1616 wurde das Örtchen zu einem Pilgerort von Literaturbegeisterten. Heute ist Stratford-upon-Avon, nach London, die meistbesuchte Stadt Englands und zieht Touristen in Scharen an. Wir parkten unser WoMo auf dem riesigen Parkplatz vor dem Stadtzentrum, zahlten brav unsere Parkgebühr und übersahen geflissentlich das Kleingedruckte, in der eine 2 Tonnen Beschränkung aufschien. Wir schlenderten durch das Städtchen, genossen an der nett gestalteten Waterside einen Kaffee und kehrten zu unserem WoMo zurück. Auf dem fast leeren Großparkplatz trollten sich, als sie uns kommen sahen, Jugendliche von unserem WoMo und fuhren mit ihrem Auto davon.

Stratford-upon-Avon
Stratford-upon-Avon

Da es spät geworden war, suchten wir uns einen Campingplatz mit Internetzugang und checkten beim Winchcombe Brooklyns Farm Camping Caravanning Club ein.
Am nächsten Tag verließen wir vorerst England und wollten ab sofort Wales erkunden.