Albanien – Ein Land im Aufbruch

Für Österreicher gilt Albanien nicht als typische Urlaubsdestination und nach dem Land befragt, fällt einem das Regime Enver Hoxhas, lange Jahre des Kommunismus, Abschottung gegenüber allen Ländern und die langsame Öffnung nach dem Sturz des kommunistischen Regimes ein.

Albaniens wunderbare Naturschönheiten wie Sandstrände am Mittelmeer, seine imposanten, schneebedeckten Berge, seine herrlichen Seen und fruchtbaren Ebenen sind nur wenigen Reisenden bekannt.
Illyrer, Römer, Byzantiner, Normannen, Osmanen – all diese Völker haben ihre Spuren hinterlassen, haben die Kultur Albaniens mitgeprägt und die reichhaltigen Hinterlassenschaften dieser Völker laden zur Besichtigung.

Die Einreise ist für EU-Bürger problemlos mit Personalausweis oder Reisepass möglich. Von Italien oder Griechenland verkehren Fähren nach den diversesten Häfen und Tirana, die quirlige Hauptstadt von Albanien, wird von den Austrian Airlines angeflogen. Wer mit dem Flugzeug anreisen will, sollte baldmöglichst buchen, denn die Flüge sind meist ausgebucht und bis auf den letzten Platz gefüllt.

Wir landetet auf dem sehr sauberen Flughafen in Tirana und wurden von unseren Freunden schon erwartet. Nach einem „kleinen Imbiss“ in einem wunderschönen Bierlokal bezogen wir unser Quartier für die nächsten zwei Nächte im zentral gelegenem Rogner Garten Hotel Tirana. Wer dort nächtigt, sollte unbedingt darauf achten, dass sein Zimmer zum wunderschön angelegten Garten liegt. Auch ein Badeanzug oder eine Badehose sind anzuraten, denn zur Abkühlung wartet ein Swimming-Pool. Manche Zimmer sind mit Balkon ausgestattet und man kann dann in vollen Zügen, mitten in der Stadt, Natur genießen. Gleichzeitig hat man von dem Hotel die Möglichkeit, sämtliche Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß zu erkunden. Das Frühstücksbuffet ist reichlich, selbst ein Sekt-Frühstück ist kein Problem und Vollkornbrot, Kornweckerl oder frische Semmerl gehören zum Standard.

Tirana, Hauptstadt und größte Stadt Albaniens, platzt fast aus den Nähten. Überall wird gebaut, niedergerissen, umgebaut, umgegraben und erneuert. Autokolonnen bevölkern den herausgeputzten Boulevard, Touristen flanieren durch die Straßen und die Geschäfte sind bis spät in die Nacht oder sogar 24 Stunden geöffnet. In den Seitengassen gibt es ein Lokal neben dem anderen und trotz Großstadt präsentiert sich Tirana relativ übersichtlich. Die großen Straßen sind gut ausgebaut, in den kleineren Seitengässchen sollte man bei Dunkelheit lieber eine Taschenlampe mitnehmen – das nächste Schlagloch oder die nächste Baugrube ist nicht weit.
Rund um den Skanderberg-Platz findet man den Kulturpalast, das Rathaus, Ministerien, Nationalbank, Oper und Nationalmuseum. Mitten auf dem Platz, von Verkehr umtost, thront das Reiterstandbild von Skanderberg. Die alte Et‘hem-Bey-Moschee, der Uhrturm, die alte Burg, der große Park mit dem Stausee, das Parlament und das Botschaftsviertel sind nur wenige Schritte entfernt. Das ganze Stadtzentrum rund um den Skanderberg-Platz bis zur Universität wurde in den 1930er Jahren von den Italienern angelegt und die Gebäude und der Boulevard strahlen ein mediterranes Flair aus. Sehenswert auch das das Tirana-Mosaik, das älteste antike Fundstück Tiranas.
Am Dach des Sky Hotel Tirana befindet sich ein Restaurant und ein Stockwerk höher eine Drehplattform mit Bar. Hier kann man bequem, bei gutem Kaffee, die Aussicht über Tirana genießen.
Besonders bei klarem Wetter lohnt sich ein Ausflug auf den Hausberg von Tirana – dem Dajti. Seit 2005 gibt es den „Dajtiekspres“, eine Gondelbahn der österreichischen Firma Doppelmayr. Mit ihr kommt man bis zur Bergstation. Hier kann man wandern, picknicken oder auch nur die Aussicht im Drehrestaurant genießen. Am Wochenende ist der Berg ein beliebter Ausflugspunkt von albanischen Familien. Kinder können reiten, auf den Wiesen wird gegrillt, hin und wieder ein Spaziergang eingeplant und in den Restaurants wird Eis genossen.
Am Abend hat man dann die Qual der Wahl. Wir entschieden uns für eine Ballet-Aufführung in der Oper und waren von dem Orchester, der Sängerin und den Tänzerinnen und Tänzern begeistert. Besonders die Sängerin kam uns bekannt vor. Ja, genau, beim Spaziergang zur Oper fuhr eine Dame mit wallendem Mantel, wehenden Haaren und High Heels mit dem Fahrrad an uns vorbei. Nun stand sie vorne beim Orchester und begeisterte mit ihrer Stimme das Publikum.
Eine Vielzahl an Bars lässt das Nachtleben pulsieren. Die Albaner lieben es, am Abend gut auswärts zu essen und die Auswahl an Restaurants ist schier grenzenlos. Vom 5Sterne Lokal bis zu kleinen, heimeligen Lokalen reicht die Auswahl. An einem Abend luden uns unsere Freunde ins Restaurant Bledi 2, Ringa Vath Koreshi me Mihal Grameno – ein kleines und uriges Lokal. Der Besitzer war lange Zeit in Griechenland, aufgrund der Wirtschaftskrise kehrte er zurück und baute sich eine neue Existenz in Tirana auf.

Auch während unserer Rundreise trafen wir immer wieder Menschen, die lange Zeit in Griechenland arbeiteten und nun nach Albanien zurückkehren mussten, da keinerlei Arbeitsmöglichkeit für sie mehr vorhanden war. Wenn die nötigen Mittel vorhanden sind, eröffnen viele von ihnen Lokale oder Geschäfte und sind im Fremdenverkehr tätig. Gleichzeitig fällt aber eine wichtige Einnahmequelle der Landbevölkerung weg, die von den im Ausland tätigen Verwandten nun nicht mehr finanziell unterstützt werden kann.

Tirana war am nächsten Tag Ausgangspunkt zu einem Ausflug in die nordalbanische Stadt Shkodra, am gleichnamigen See gelegen und lange Zeit die heimliche Hauptstadt Albaniens. In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts war Blutrache hier gang und gäbe, zwischenzeitlich putzt sich das Städtchen heraus und ist einen Besuch wert. Schon unter den Kommunisten wurden einzelne Straßenzüge renoviert und die Gassen der Altstadt mit klassizistischen Häusern laden zum Bummeln.
Von der mächtigen Burg Rozafa, deren erste Mauerbauten auf die Zeit der Illyrer zurückgehen und die Anfang des 20. Jahrhunderts noch von den Türken für militärische Zwecke genutzt wurde, hat man eine schöne Aussicht auf die nordalbanische Landschaft mit den schneebedeckten Alpen im Hintergrund, den See und die Stadt.
In der Burg gibt es ein kleines Museum, das einen Überblick über die Geschichte der Burg bietet, gleich unterhalb der Burg liegt die Blei-Moschee, die aus dem 18. Jahrhundert stammt.
Shkodra liegt nur etwa eine Autostunde von Montenegro entfernt und ist auch Ausgangspunkt für Touren in die Albanischen Alpen. Auch lohnt sich ein kleiner Ausflug zur Brücke von Mes. Die ottomanische Steinbrücke aus dem 18. Jahrhundert liegt östlich von Shkodra und überspannt mit dreizehn Bögen den Fluss.
Restaurants in der Nähe des Shkodra-Sees und am Drin bieten vor allem Fischliebhabern eine reiche Auswahl. Wer nicht reserviert, hat am Wochenende, wenn die ganze Familie beim Essen ist, keine Chance auf einen Platz und verpasst wahre Hochgenüsse.

Die Straße von Shkodra nach Tirana ist, bis auf einige Baustellen, zum Großteil gut ausgebaut und ermöglicht in einer Zeitspanne von circa zwei Stunden wieder in der Hauptstadt zu sein.
Das gut ausgebaute Straßen manche Autofahrer leider zum Schnellfahren einladen, davon zeugen die vielen mit Blumen geschmückten Gedenkstätten. Auch dürften manche Autofahrer über zig Leben verfügen. Besonders die riesigen Autos mit diplomatischem Kennzeichen erwarten vom Gegenverkehr, dass er sich bei ihren Überholmanövern in Luft auflöst oder das die anderen Verkehrsteilnehmer wenigstens eine Notbremsung durchführen. Blechschäden sind relativ häufig, obwohl die meisten FahrerInnen sehr auf ihre meist aus Deutschland importierten Gebrauchtwagen achten. Im Stadtverkehr werden Verkehrszeichen oder Ampeln oft als Empfehlung ausgelegt, trotzdem fließt der Verkehr meist besser als bei uns.
Häufige Polizeikontrollen sind an der Tagesordnung, somit nehmen Fahrer und Beifahrer die Gurtenpflicht ernst. Wenn man über Land unterwegs ist, sollte man Verkehrszeichen sehr wohl ernst nehmen. Bei dem Zeichen „Straßenenge“ kann es schon passieren, dass die Hälfte der Straße durch starke Erosion einfach den Berg hinab entschwunden ist. Auch das häufig zu sehende Zeichen „Baustelle“ zeugt oft von tiefen Schlaglöchern, die leicht die Bodenplatte aufsitzen lassen können.
Gleichzeitig wird im ganzen Land das Straßennetz saniert und Stück für Stück erneuert – gut Ding braucht Zeit und viel Geld.

Nach Tirana zurückgekehrt, erwarteten uns schon Freunde zu einem „kleinen Essen im geselligen Rahmen“ – ein Genuss für den Gaumen und eine Herausforderung für das Sitzfleisch.

Am nächsten Morgen verließen wir Tirana und fuhren Richtung Süden. Die erste Station machten wir in Durrës. Durrës ist die wichtigste Hafenstadt Albaniens und Römer, Griechen, Venezianer, Osmanen und Italiener wussten ihre Lage zu schätzen.
In der Hochsaison ist die Stadt eine Hochburg des Tourismus und zahlreiche Badegäste bevölkern die langen Sandstrände.
Vom hektischen Marktplatz kann man Richtung Westen durch Straßen, die von italienischen Architekten Anfang des 20. Jahrhunderts gestaltet wurden, zum Meer spazieren. Beim Hafeneingang befindet sich ein gut erhaltener Turm der venezianischen Stadtmauer. Nicht weit entfernt stösst man auf die größte Sehenswürdigkeit von Durrës, dem Amphitheater aus römischer Zeit. Das durch Zufall entdeckte Theater ist noch nicht zur Gänze ausgegraben, die auf dem Areal befindlichen Häuser werden jedoch nach und nach angekauft und das Gelände weiter erforscht.
Unter den vielen Übernachtungsmöglichkeiten die Durrës bietet, fiel und das Hotel Bel Conti auf. Das Hotel liegt direkt am Strand und verfügt über nett eingerichtete Zimmer. Um den wunderschönen Sonnenuntergang genießen zu können, sollte man beim Buchen darauf achten, dass der Balkon dem Meer zugewandt ist. In dem angeschlossenen Restaurant werden hervorragende Fischspezialitäten zubereitet – ein Traum das Risotto mit fangfrischem Tintenfisch.

Einer der wichtigsten Städte Südalbaniens – Vlora – war nächstes Etappenziel. Vlora liegt etwa 60 Kilometer von Italien entfernt und wird in der Hochsaison von Touristen überschwemmt. Ein kleiner Spaziergang um den Unabhängigkeits-Platz zum Unabhängigkeits-Museum, das die Gründung des albanischen Staates zum Thema hat und zur aus dem 16. Jahrhundert stammenden Muradi-Moschee – schon waren wir wieder auf dem Weg nach Süden. Vom Hafen der Stadt bis ans Südende der Meeresbucht folgt ein Hotel aufs nächste. Neubauten reihen sich an Neubauten und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier eine riesige Immobilienblase entsteht.

Über eine gut ausgebaute Straße, mit atemberaubenden Ausblicken auf das Meer, fuhren wir durch den Llogara-Nationalpark zum über 1000 m hohen Llogara-Pass. Von der Passhöhe hat man einen traumhaften Blick auf die albanische Riviera und bis nach Korfu. Hier trafen wir einen der wenigen Radfahrer in Albanien und kamen sofort mit ihm ins Gespräch. Nicht auf Albanisch, sondern auf Deutsch. Der Radler kam aus Ludwigshafen, radelte durch Österreich und Balkanstaaten nach Griechenland und war jetzt, über Albanien, auf dem Nachhauseweg nach Ludwigshafen.
Wir schraubten uns mit dem Auto die Serpentinen hinunter, die der Radler hinaufgefahren war und fuhren durch eine wunderschöne Berglandschaft Richtung Süden.
Ein kleiner Abstecher zum Meer bei Himara, um einen erfrischenden Kaffee zu genießen, den Sand zwischen den Zehen zu spüren und Seeluft zu atmen – und schon ging es weiter gen Süden.
Etwa sechs Kilometer von Himara, immer die kurvenreiche Straße entlang, liegt Porto Palermo. Die Geschichte des Ortes reicht bis in die Antike zurück. Auf einer Halbinsel thront die mächtige Festung Kalaja e Porto Palermos. Die Burg soll zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Ali Pascha Tepelena erbaut worden sein, aber bereits zu venezianischen und später türkischen Zeiten soll bereits eine Festungsanlage bestanden haben. Gegen eine kleine Gebühr kann die Burg besichtigt werden, vom Dach hat man einen schönen Ausblick auf die Bucht und auf Korfu.
Am Nordende der Bucht von Porto Palermo sieht man auf das militärische Sperrgebiet der Marine und auf den in den Fels gesprengten U-Boot-Bunker.
An Schaf- und Ziegenherden vorbei, durch ländliche Landschaft, führt der Weg nach Saranda.

Saranda ist „das“ Urlaubsziel der Albaner. Ein enormer Bauboom herrscht in der Umgebung und im Ort, allerorts wird gehämmert, erneuert, halbfertige Bauten prägen zum Teil das Ortsbild und im Sommer ist Trubel angesagt.
Eine schöne Strandpromenade lädt zum Bummeln, Restaurants bieten hervorragende Fischspezialitäten. Zum Baden sollte man aus Saranda hinausfahren, da nur einzelne kleine Strandabschnitte zur Verfügung stehen und diese leider nicht immer sehr sauber sind.
Über der Stadt thront die Festung Lëkurësi. Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Burg beinhaltet ein nettes Restaurant, von dessen Terrasse man auf die Stadt, den Butrint-See und die Butrint-Halbinsel hinunterblickt.
Ein Tragflügelboot verbindet Saranda mit der griechischen Insel Korfu und im Hafen legen immer wieder Kreuzfahrtschiffe an, deren Passagiere einen Ausflug zu dem ersten albanischen UNESCO-Weltkulturerbe, Butrint, antreten.

Auf der circa 20 km langen Strecke von Saranda nach Butrint passiert man Muschelzuchten und hat immer wieder schöne Ausblicke auf das Meer und den Butrint-See.
Das Areal von der antiken Stadt Butrint ist bewaldet, die sehenswerten Überreste der einst bedeutenden römischen Stadt sind auf Albanisch und Englisch beschriftet und auf einem Rundweg gut zu besichtigen. In einer venezianischen Burg aus dem Mittelalter ist ein kleines, aber feines Museum eingerichtet. Von hier hat man eine schöne Aussicht auf den Kanal, der die kleine Halbinsel im Butrint-See mit dem Meer verbindet, auf das gegenüberliegende Ufer, wo sich die Festung von Ali Pascha Tepelena aus dem frühen 19. Jahrhundert befindet, auf das Meer und das nahe Korfu.

Zurück in Saranda, erfolgte unsere Übernachtung im Hotel Brilant. Das Brilant ist ein modernes Hotel, liegt ruhig in einer Sackgasse und vom Frühstücksraum kann man einen schönen Blick aufs Meer genießen. Von einigen vorderen Balkonen hat man seitlichen Meerblick, das Personal ist äußerst freundlich und der Besitzer kümmert sich persönlich um seine Gäste.

Mit Butrint und Saranda war der südlichste Punkt unserer Reise erreicht. Ab sofort ging es durch das Landesinnere wieder Richtung Tirana.

Unweit der Strasse nach Gjirokastra liegt eine wunderschöne Naturoase am Fuss der Berge. Ein von Eichen- und Platanenhainen umgebener über 50 m tiefer Quelltopf gibt glasklares Wasser frei, das im Sonnenlicht in strahlendem Blau erscheint. Syri i Kaltër – das Blaue Auge – ist die wasserreichste Quelle Albaniens und ein beliebtes Ausflugsziel.

Immer höher schraubt sich die Straße ins Gebirge, die Landschaft wird immer wilder und Föhrenwälder säumen den Weg. Dann liegen die Berge hinter dir und du blickst in ein fruchtbares, weites Tal. Die Grenze zu Griechenland ist nicht weit und die alte Stadt Gjirokastra ist auf einer gut ausgebauten Strasse bald erreicht.
Die neuen Stadtteile des Ortes liegen am Fuss der Berge und bieten wenig Interessantes.
Die Altstadt von Gjirokastra erhielt 2005 den Weltkulturerbe Status und eignet sich ob ihrer Steilheit sicher auch für Gämsen. Die alten Steinhäuser kleben am Bergrücken und werden von der mächtigen Burg bewacht, deren erste Spuren auf vorchristliche Zeit zurückgehen. Von der Burg hat man einen schönen Blick ins Tal und auf die schneebedeckten Gipfel der Berge. Heuer findet wieder das in ganz Albanien bekannte Folk Festival vom 26. September bis 02. Oktober 2013 statt. Über tausend Künstler aus Albanien, Kosovo, Mazedonien, Serbien, Italien, Deutschland, Schweiz und USA bieten Volksmusik aus ihrer Heimat.
Sehenswert ist auch das Ethnografische Museum. Hier werden die alten Zeiten erweckt und man kann die Lebensart früherer Zeiten nachvollziehen.
Hoch über der Stadt befindet sich das Restaurant Kërculla, bei einem Essen oder bei einem Kaffee liegt ganz Gjirokastra zu Füssen und die Gipfel der Berge glänzen im Sonnenschein.
Unser Haupt betteten wir in einem der renovierten Steinhäuser – dem Hotel Kalemi.
Das Hotel ist fast schon selbst als Museum zu bezeichnen und über 200 Jahre alt. Die Zimmer sind unterschiedlich nach alten Vorbildern gestaltet, manche Badezimmer sind etwas sehr unorthodox gelöst. Vom Balkon im zweiten Stock hat man einen traumhaften Blick zur Burg, ins Tal und auf die gegenüberliegenden Berge. Zum Frühstück gibt es zwar kein Buffet, aber reichlich Brot, Tee, Butter, Käse, Eierspeise und selbst gemachte Marmelade. Wenn das Wetter mitspielt, gibt es Frühstück auf der Terrasse oder im mit Weinreben beschattetem Garten. Der Hausherr ist immer vor Ort und hat die ein oder andere Geschichte parat.

Etwa dreißig Kilometer südöstlich von Gjirokastra liegt Tepelena im südalbanischen Bergland. Tepelena besitzt eine weithin sichtbare, mächtige Burganlage, die aber nicht öffentlich zugänglich ist. Bekannt wurde Tepelena als Geburtsort von Ali Pascha, dessen Denkmal in der Stadt thront.

Auf dem Weg von Tepelena Richtung Korça bietet sich die Stadt Përmet für eine Rastpause an. Die Stadt liegt an der Vjosa und hinter der Stadt erhebt sich das Trebeshina-Dhëmbel-Nemërçka-Gebirge. Direkt am Ufer der Vjosa erhebt sich der riesige, freistehende Felsen Gur i Qytetit, auf denen noch einige Mauerreste aus osmanischer Zeit zu finden sind.

Anstrengend und Sitzfleisch fordernd führt die Straße durch wildromantische Landschaft von Përmet weiter nach Korça.

Korça ist die wichtigste Stadt im Südosten Albaniens und liegt in einer fruchtbaren Hochebene, die nach der Stadt selber benannt ist, zwischen 840 und 930 m Höhe. Im Stadtzentrum prunkt die Christlich-Orthodoxe Kathedrale. Westlich der Stadt liegt ein bis knapp 1800 m hoher Höhenzug, in allen anderen Himmelsrichtungen befinden sich fruchtbare Landflächen, die landwirtschaftlich genutzt werden. Vom Heldenfriedhof, der über der Stadt thront, hat man einen schönen Überblick über die Stadt, die Ebene und die herumliegenden Berge.
Fußgängerzone, Boulevard und Altstadtgässchen laden zum Flanieren. Leider sind die alten Häuser am Verschwinden und wurden und werden sukzessive durch Neubauten ersetzt. Am frühen Vormittag sollte man unbedingt den alten Basar besuchen. Hier findet man orientalischen Flair und der Bauernmarkt lädt zum Gustieren. Wer gerne shopt, sollte einen Blick in die vielen kleinen Geschäfte am Boulevard werfen und im Geschäft nicht auf das Handeln vergessen.
Südlich des Basars findet man die Marhor Moschee aus dem 15. Jahrhundert, die älteste erhaltene Moschee Albaniens mit nur einer Kuppel.
Zum Besuch laden das Archäologische- und das Bildungsmuseum sowie das Museum für mittelalterliche Kunst.
In Korça wird auch das gleichnamige Bier erzeugt, dass nach einem anstrengenden Tag für Erfrischung sorgt.
Für die Übernachtung wählten wir das Life Gallery Hotel. Das Hotel bietet 19 Zimmer in zwei, mit einem Gang verbundenen, Häusern. Manche Zimmer sind mit Balkon ausgestattet, von dem man in den nett angelegten Garten blickt. Ein Swimming-Pool lädt zum Baden, am Abend gibt es Bauchtanz und im angrenzenden Restaurant nationale und internationale Spezialitäten. Wer lieber später schlafen geht und nicht mehr außer Haus will, hat die Möglichkeit die angeschlossene Bar zu besuchen. Wer es besonders luxuriös mag, bucht die Präsidentensuite, die sich im der Straße zugewandten, neoklassizistischem Gebäude befindet. Das Frühstücksbuffet entspricht der Klassifizierung des Hauses und lässt keine Wünsche offen.

Unser nächstes Etappenziel war das kleine Städtchen Pogradec und der Ohridsee. Auf über 700 Meter Höhe gelegen, sind See und Stadt besonders in den Sommermonaten beliebte Ziele, um der Hitze entgehen zu können. Das Städtchen Pogradec besitzt eine nette Promenade am See, die zum Flanieren einlädt. Auch hier, wie in ganz Albanien, herrscht extreme Bautätigkeit und ganze Stadtviertel entstehen oder sind zum Teil fertig.
Mazedonien und die Unesco-Welterbestadt Ohrid liegen nicht weit und sind sicher einen Abstecher wert.
Der Ohridsee, dessen eine Teil in Mazedonien, der andere in Albanien liegt, ist eines der ältesten Gewässer Europas. Der fischreiche See wird zum großen Teil von unterirdischen und ufernahen Quellen gespeist. Durch seine Größe sorgt der See dafür, dass es in den umliegenden Dörfern und Städten im Sommer nicht allzu warm und im Winter, trotz der Höhe und den Bergen rund herum, nicht allzu kalt wird. Fast bei der Grenze zu Mazedonien gibt es einen netten Freizeitbereich, der von albanischen Familien als Ausflugsziel kräftig genutzt wird.
Leider steckt der Umweltschutz in Albanien großteils noch in den Kinderschuhen. Vielerorts ist die Landschaft durch Kunststoff- oder anderen Müll stark verschmutzt und Abwässer landen in den diversen Flüssen und Seen. Es tut dir in der Seele weh, wenn du stundenlang durch traumhafte Landschaft fährst und überall hängen nicht verrottete Plastiksackerl und jeder Hügel wird als Müllkippe benutzt. In letzter Zeit setzt die Regierung starke Bemühungen, dieses Problem in den Griff zu bekommen – gut Ding braucht auch hier Weile.
Bevor wir den Ohridsee Richtung Elbasan verließen, mussten wir in einem der zahlreichen Fischrestaurant noch die schmackhafte Ohridforelle – Koran – genießen. Mit Blick auf die im Sonnenlicht glänzenden Berggipfel und auf den See schmeckte diese noch vorzüglicher, als uns ihr Geschmack geschildert wurde.

Ein kleiner Teil der Straße nach Elbasan ist noch Baustelle, der Rest ist bereits gut ausgebaut. Über Pässe, Berge und wunderschöne Landschaft ist Elbasan in relativ kurzer Zeit zu erreichen. Auch auf dieser Strecke zeugen wieder viele Erinnerungsstätten davon, dass gut ausgebaute Straßen kein Garant für sicheres Heimkommen sind.

Elbasan selbst weist außer der Königsmoschee aus dem Jahr 1492, der Marienkirche aus dem 19. Jahrhundert und einem in ein Restaurant umgebautes Hammam keine größeren Sehenswürdigkeiten auf. Von Elbasan windet sich die Straße nach Tirana über den Krabba-Pass. Hat man die Berge erklommen, verläuft die Straße lange Zeit auf einem Bergrücken, von dem immer wieder traumhafte Ausblicke in das linke oder rechte Tal möglich sind.
Nach dem Verlassen der Berge fährt man durch eine ländlich geprägte Landschaft und erreicht bald Tirana.

Nur nach Albanien zum Baden zu fahren wäre fast Zeitverschwendung. Rund um das Mittelmeer gibt es sicher schönere Badeplätze. Die traumhafte Landschaft, die große Gastfreundschaft, die bizarre Bergwelt und die oft noch anzutreffende Urtümlichkeit stellen weitaus größere Anreize dar, dieses von Natur- und Kulturschätzen so reiche Land zu besuchen.

Wer das große Glück hat, Albanien mit Einheimischen bereisen zu können, sollte mindestens vier Wochen vor Beginn der Reise mit einer Fastenkur beginnen. Die Küche ist mediterran und ein „kleiner Imbiss“ im Freundeskreis dauert so an die zwei bis drei Stunden. Wenn dann noch eine private Einladung zum Abendessen erfolgt, sind fünf bis sechs Stunden keine Seltenheit. Aufgetischt wird soviel und solange, bis auch der letzte Gast fast platzt und selbstverständlich darf auch der berühmte albanische Weintraubenschnaps, der „Raki“, nicht fehlen. Begleitet wird das Mahl von den diversesten Trinksprüchen, die sämtliche Personen am Tisch oder auch in weiter Ferne hochleben lassen.

In gelernter Manier wollen wir unseren Freunden einen Toast widmen:

Liebe Freunde in Albanien:

Falemnderit – danke für Eure übergroße Gastfreundschaft!

Falemnderit – danke für die vielen neuen Freunde, die wir durch Euch gewinnen konnten!

Falemnderit – danke für Eure perfekte Reiseplanung!

Falemnderit – danke für Eure Begleitung und die liebevolle Betreuung auf der Reise!

Falemnderit – danke für die Möglichkeit, Eure Heimat mit Euren Augen sehen zu können!

Es war mirë! Nein, es war shumë mirë! Es war gut! Nein, es war sehr gut!

Gëzuar – Prost!

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