Hamburg – die Freie und Hansestadt hat viele Gesichter

Es gibt Städte, die besuchen wir besonders gerne. Eine davon ist Hamburg mit seinem maritimen Flair, seinen vielen Sehenswürdigkeiten am Wasser und seiner gelebten Leichtigkeit.
Mit seinem Netz aus Kanälen und Fleeten, mit der Alster und dem Tor zur weiten Welt, der Elbe, überall in Hamburg treffen das Leben und Wasser aufeinander.
Die Elbstrände und die Beachclubs entlang des Hafens laden im Sommer zum Relaxen. Die Alster, die nördlich der Hamburger Landesgrenze entspringt, bildet im Herzen der Stadt einen großen, von Grünflächen umgebenen Binnensee. Hier treffen sich die Hamburger zum Joggen, Radfahren und Wassersport.
Wussten Sie, dass das „Die Perle Hamburg“ mehr Brücken als Amsterdam und Venedig zusammen hat? Hamburg ist auch eine grüne Stadt. Allein 126 Grünanlagen laden zum Verweilen, darunter die berühmten „Planten un Blomen“, wo auch der größte Japanische Garten Europas mit Botanischem Garten, Tropenhaus und Wasserlichtorgel liegt.
Wer gerne Golf spielt, findet rund um Hamburg mehrere Golfplätze und auf der Derbybahn in Hamburg-Horn fanden bereits 1855 die ersten Galopprennen statt.

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Kulturbegeisterte haben die Qual der Wahl zwischen 3 Staatstheatern und 30 Privattheatern mit mehr als 40 Privatbühnen. Das älteste Theater der Hansestadt ist das Thalia Theater, das als bestes und vielseitigstes staatliche Sprechtheater Deutschlands gilt. Die größte Sprechbühne Deutschlands, das Deutsche Schauspielhaus, blickt auf eine mehr als 100jährige Geschichte zurück und bringt fast in jedem Monat eine Premiere. Vom experimentelles Tanztheater und Ballet-Inszenierungen bis zu Aufführungen in Plattdeutsch – hier kommen Theaterfans auf ihre Rechnung.
Nach New York und London zählt Hamburg zu den Musical Hochburgen der Welt und gleich drei Sinfonie- und Philharmonische Orchester bieten KlassikliebhaberInnen eine große Anzahl an Konzerten.
40 Museen und circa 200 Galerien machen die Auswahl für einen Besuch schwer. Zwei der größten und schönsten Ausstellungsräume Europas sind die in ehemaligen Markthallen angesiedelten Deichtorhallen. Mit ihrer offenen Stahlglas-Architektur bieten sie den passenden Rahmen für Großausstellungen. Zu den bedeutendsten Kunstmuseen Deutschland gehört der ornamentgeschmückte Backsteinbau der Hamburger Kunsthalle. Hier findet sich zeitgenössische Kunst genauso wie impressionistische Werke.
In Hamburg befindet sich auch das modernste Planetarium der Welt mit Universarium IX-Sternprojektor. Für genügend kulturellen Abwechslung sollte also gesorgt sein.

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Die Hansestadt bietet nicht nur viel Grün und Kultur, hier kommen alle Shoppingbegeisterten voll auf ihre Rechnung. Zwischen Jungfernsteig, einem der schönsten Boulevard Deutschlands, und dem Gänse- und Rathausmarkt findet man Designer-Labels auf engstem Raum. Vom Hauptbahnhof zur Rathausmarkt führt die Mönkebergstraße, in der zahlreiche Kaufhäuser und Geschäfte für jeden Geschmack vorhanden sind. Insgesamt 26 überdachte Hamburg „Passagen“ laden zum Kauferlebnis. Im Hanse-Viertel warten mehr als 50 Boutiquen und Fachgeschäfte auf kaufwilliges Publikum. Ausgefallene Mode findet man im Karolinenviertel, in Eppendorf geht es modemäßig eine Spur eleganter zu. Vinylliebhaber sollten im Karoviertel bei der Groove City vorbeischauen und wer Lust auf Flohmarkt verspürt, sollte am Samstag zur „Flohschanze“ pilgern.

Die Altstadt Hamburgs ist der älteste Teil der Stadt. Die meisten alten Baudenkmäler sind aber dem großen Brand im Jahre 1842 und dem „Unternehmen Gomorrha“ im Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen.
Die die Altstadt beherrschenden Kirchtürme von St. Petri, St. Jacobi, auf deren imposanten Arp-Schnitger-Barockorgel bereits Johann Sebastian Bach spielte, St. Katharinen und St. Michaelis mussten im Laufe der Jahre nach Zerstörungen oder Beschädigungen wiederhergestellt werden. Der Rathausmarkt bietet einen wunderschönen Ausblick auf das Rathaus mit seiner prächtigen Fassade im Neorenaissancestil.
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Nett zu besichtigen sind auch die Krameramtsstuben. Die Anlage aus dem 17. Jahrhundert beherbergte einst kostenfreie Wohnungen als Alterssitz für die Witwen. Nur ein paar Schritte davon entfernt prangt das Wahrzeichen Hamburgs „der Michel“ in die Höhe. 449 Stufen oder ein Aufzug bringen BesucherInnen auf eine Aussichtsplattform in 82 m Höhe. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Stadt und zum Hafen. Über 2500 Menschen finden im Inneren von St. Michaelis bei Gottesdiensten und Konzerten Platz.
Bereits im 12. Jahrhundert stand am mittelalterlichen Hafen eine kleine Kapelle nach dem Schutzpatron der Fischer benannt. Beim großen Brand wurde die später errichtete Kirche vernichtet. 1874 wurde St. Nikolai neu errichtet und ihr 147 m hohe Turm diente während des Zweiten Weltkrieges den alliierten Bombern als Orientierungspunkt. Durch Fliegerbomben stark beschädigt, steht die Ruine heute als Mahnmal gegen den Krieg.
Zu den wenigen historischen Häuserzeilen Hamburgs gehören die Kontor- und Speicherhäuser am Cremon. Ein paar Schritte weiter gelangt man zur Trostbrücke und noch ein Stückchen weiter in Kontorhaus-Viertel mit seinen historischen, denkmalgeschützten Kontorhäusern und zum berühmten Chilehaus.

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Hamburg liegt zwar nicht am Meer, besitzt aber nach Rotterdam den zweitgrößten Hafen Europas.
Der Hafen ist Hamburgs wichtigster Arbeitgeber und der zollfreie Handel auf der Elbe bis zur Nordsee brachte in der Vergangenheit Reichtum und Ansehen. Die hektische Betriebsamkeit des Hafens und die Großstadt Hamburg inspirierten Maler und Künstler wie Emil Nolde, Ernst Eitner, Arthur Illies, Arthur Siebelist und Max Liebermann.
Zwischen dem 9. bis 11. Mai 2014 wird mit einem großen Programm der 825. Hafengeburtstag gefeiert.
Zu jedem Besuchsprogramm gehört eine Rundfahrt durch den Hamburger Hafen. Mit kleinen, wendigen Barkassen können bei entsprechenden Wasserständen sogar die engen Fleete der Speicherstadt besichtigt werden.
Die zwischen HafenCity und Hamburgs Innenstadt gelegene historische Speicherstadt wurde vor mehr als 120 Jahren als Magazin für Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze sowie als weltweit größtes Lager für Orientteppiche im Freihafen eröffnet. Heute stehen die wunderschönen Backsteinfassaden dieses Lagerhaus-Komplexes unter Denkmalschutz. Hier befinden sich zahlreiche Museen, junge Unternehmen haben sich niedergelassen und nach wie vor werden manche Speicher zum Lagern von Waren genutzt. Sollte das Wetter einmal nicht mitspielen, empfiehlt sich der Besuch des Speicherstadtmuseums, des Gewürzmuseums oder der Erlebnisausstellung Dialog im Dunkeln. Nicht nur EisenbahnfreundeInnen werden von der größten Modelleisenbahn der Welt begeistert sein. Im Kulturspeicher am Kehrwieder sausen hunderte Züge computergesteuert über kilometerlange Gleise.
Beim Hamburg Cruise Center legen regelmäßig große Passagierschiffe aus der ganzen Welt an und im Internationale Maritime Museum Hamburg kann man eine Reise durch die maritime Geschichte bis zur Jetztzeit antreten. Am Liegeplatz des Versmannkais im Baakenhafen befindet ein besonderer Leckerbissen zum Besichtigen. Hier liegt das größte nicht nukleare Unterseeboot der Tango-Klasse. Das 90 m lange U-Boot U-434 stand bis 2002 im Dienst der russischen Nordmeerflotte und wurde auch als Spionageboot vor der Ostküste der USA eingesetzt.
Wer sich für Architektur interessiert, sollte die HafenCity Hamburg besuchen. Dort wo früher Lastenschiffe ihre Waren an Kaianlagen ausluden, wächst seit mittlerweile mehr als zehn Jahren ein komplett neues Stadtviertel. Futuristische Bauten, die Elbphilharmonie, Kreuzfahrtanleger, kilometerlange Spazierstrecken am Wasser, Restaurants und Cafés wollen entdeckt werden.
Am östlichen Ende der Landungsbrücken liegt der frühere Großsegler Rickmer Rickmers. Der ehemalige Kap-Horn-Segler wurde aufwendig restauriert und kann vom Steven bis zum Steuerrad besichtigt werden. Schräg gegenüber ist der Liegeplatz des ehemaligen Stückgutfrachters Cap San Diego, der der letzte fahrbereite Museumsfrachter seiner Größe ist. Gleich daneben hat das knallrote Feuerschiff, das zu einem Restaurant umgebaut wurde, einen festen Platz gefunden.
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Nicht weit entfernt kommen nicht nur Fischliebhaber im Portugiesenviertel mit seinen vielen Restaurants und Cafés auf ihre Rechnung.
Von den Pontons der Landungsbrücken verkehren Hafen- und Elbfähren, Ausflugsschiffe und Rundfahrt-Barkassen. Von dem vor über 100 Jahren im historischen Stil erbauten 200 m langen Abfertigungsgebäude am Ufer hat man einen schönen Blick auf die Elbe und auf die ankommenden und abfahrende Schiffe.
Hier gehen auch Barkassen zur BallinStadt am südöstlichen Rand des Hamburger Hafens. Von hier aus brachen zwischen 1850 und 1939 rund fünf Millionen Auswanderer über den Atlantik in eine neue Welt auf. In drei Museumshallen informiert eine interaktive Ausstellung über die Schicksale dieser Menschen und die historischen Hintergründe.
Wer einen Ausflug nach Övelgönne mit seinen kleinen Lotsenhäuschen und zum privat betriebenen Oevelgönner Museumshafen plant, kann sich von den Landungsbrücken mit einem normalen Busticket direkt schippern lassen.
Gleich am westlichen Rand der St. Pauli Landungsbrücken befindet sich der im Jahre 1911 eröffnete Alte Elbtunnel. Hier befördern hydraulische Fahrkörbe Autos, Fahrräder und Fußgänger in 24 m Tiefe. Durch zwei gewölbte und gekachelte Röhren geht es 426 m Richtung Elbinsel Steinwerder. Per Fahrstuhl kommt man wieder an die Oberfläche und zur Aussichtsplattform. Von hier hat man einen schönen Blick auf Hamburg und den Hafen.
Jeden Sonntag startet um fünf Uhr früh der St. Pauli Fischmarkt. Eher ein „hier gibt es alles, was sie sonst nicht kaufen“ Markt, wird von Räucher- und Frischfisch bis zu Topfpflanzen, Socken und Käse viel Krims-Krams angeboten. In der restaurierten Fischauktionshalle kann dann beim Frühschoppen das Frühstück nachholt werden.
Vom Fischmarkt gelangt man über die Reeperbahn, der berühmtesten Partymeile Deutschlands, zum Dom und zurück in die Altstadt.

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Wer lieber dem Lauf der Elbe Richtung Nordsee folgt, sollte gut zu Fuß sein oder sich ein Fahrrad ausleihen.
Elbabwärts findet man auf dem Dach des Dockland, einem 40 Meter über die Elbe ragenden Bürogebäudes, ein frei zugängliche Aussichtsterrasse, von der man eine schöne Sicht auf die riesigen Containerschiffe hat, die an den modernen Terminals auf der anderen Elbseite ein- und ausgeladen werden.
Immer Elbe abwärts gelangt man nach Övelgönne und Elbuferweg und Elbchaussee immer entlang, nach Blankenese. Vom Fischmarkt bis Blankenese sind es immerhin circa 13 km. Wer den Weg nicht zu Fuß wandern will, nimmt einfach Schiff und Bus um den früheren Fischereihafen mit der markanten sandigen Landzunge zu erreichen. Über 58 Fußwege mit 4864 Treppenstufen und nur zwei Straßen führen vom Elbstrand zum malerischen Treppenviertel.

Wer Hamburg entdecken möchte, sollte die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Die Tickets des Hamburger Verkehrsverbundes gelten auch für Busse, Regionalbahnen und einige Fährlinien. Auch die Hamburg-Card enthält, neben den öffentlichen Verkehrsmitteln, allerlei Vergünstigungen für Touristen.
Für all jene, die die weitere und nähere Umgebung per Fahrrad erkunden wollen, stehen an vielen S- und U-Bahnhöfen Leihfahrräder zur Verfügung. Eine eigene Regionalkarte zeigt was es in Hamburg und Umgebung per Rad alles zu entdecken gibt. Über 200 Radtouren helfen beim „Erradeln“ aller Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten.
Wer aus Deutschland anreist, sollte sich bei der Deutschen Bundesbahn schlau machen. Es gibt immer wieder Aktionen mit kostenloser Anreise, wenn man für mehrere Tage ein Quartier in Hamburg bucht.
Was uns bei unseren letzten Besuchen auffiel und uns eher traurig stimmte, ist, dass diese lebenslustige, freundliche Stadt innerhalb von kürzester Zeit sich in einen Hexenkessel verwandeln kann. Bei den diversesten Demonstrationen versucht ein kleiner, vermummter Teil der Demonstranten zu provozieren und verbreitet Hass so spürbar, dass es fast schon körperlich weh tut. Sachbeschädigungen nehmen zu, Unbeteiligte geraten zwischen die Fronten, Gewalt erzeugt Gegengewalt. Was uns besonders stört: Friedliche Demonstranten, die sicher gute Argumente haben, werden in Geiselhaft von einigen wenigen genommen, ihr Protest geht unter – es bleibt ein schaler Geschmack und die Erinnerung an frühere Zeiten, wo Andersdenkende Glück hatten, wenn sie mit dem Leben davon kamen.