Vietnam – Der Tiger erwacht

Vietnam, geprägt von großen Kulturen und einer sehr wechselhaften und tragischen Vergangenheit, ist touristisch schon lange kein weißer Fleck auf der Landkarte.

Von der Fläche her etwa so groß wie Italien, gleicht die Form des Landes einem in die Länge gezogenen „S“. An der schmalsten Stelle von West nach Ost gerade einmal 50 km breit, misst die Entfernung von Nord nach Süd an die 1.700 km, wenn man die Küstenlinie entlang des Chinesischen Meers fährt, über 3.400 km. Der höchste Berg des Landes, der Phan Si Pan, ist stolze 3.143 m hoch und liegt an der Grenze zu China. Mit einer Reiskammer im Norden und einer im Süden gesegnet, besteht das Land aus dem Norden, dem ursprünglichen Siedlungsgebiet der Viet, der das fruchtbare Delta des Roten Flusses und die Gebirgsregion umfasst, der trockenen Region im Zentrum und dem tropischen Süden mit den Ausläufern des Mekong.

Vietnam_copyright Veronika Holzinger_IMG_0222
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Eine natürliche Grenze zu Laos und Kambodscha bildet die fast 1200 km lange Truong Son-Gebirgs-Kette, die das Land auch kulturell zu diesen Ländern abschottete.
Auf einer Fläche von circa 332.000 Quadratkilometer tummeln sich in etwa 92 Millionen Einwohner, die Bevölkerungszahl ist nach wie vor steigend, obwohl von der Regierung eine Ein-Kind-Politik favorisiert wird.

Vietnam_copyright Veronika Holzinger_IMG_0216
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Während des Vietnamkrieges wurde die Natur enorm geschädigt, ganze Landesteile wurden vergiftet und leiden noch heute an den Spätfolgen. Nach dem Krieg wurden Millionen Hektar tropischer Wälder durch Brandrodung und Abholzung vernichtet, der Naturschutz steckt noch in den Kinderschuhen. Auch heute noch werden ganze Landstriche der Industrialisierung geopfert und entlang der Küste werden für Touristen Hotelburgen aus dem Boden gestampft. In manchen Gegenden werden riesige Wunden in die Landschaft geschlagen, die sicher nicht so bald verheilen.

Vietnam_copyright Veronika Holzinger_IMG_0220
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Wer Vietnam bereisen möchte, fängt am besten an einem Zipfel an. Wir wählten den Weg von der im Norden liegenden Hauptstadt Hanoi nach der im Süden gelegenen Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon.
Auch heute noch ist Hanoi von dem kolonialzeitlichen Ambiente aus der Besatzung durch Frankreich geprägt. Die durch die UNESCO geschützte Altstadt mit ihren schmalen Alleen und den unzähligen Geschäften für traditionelle Handwerkskunst lädt zu einem Bummel und vor allem die Touristen zum Kaufen von Souvenirs. Hanoi ist aber auch eine Stadt der Parks und vor allem Seen. Der Hoan-Kiem-See mit seinem auf einer Insel gelegenen Pavillon zu Ehren der Schildkröte oder der Ho Tay, der Westsee, ursprünglich ein Seitenarm des Roten Flusses, der durch einen Damm abgeteilt und 1620 in einen See verwandelt wurde. Die älteste Universität Vietnams befindet sich in Hanoi, die Einsäulenpagode aus dem 10. Jahrhundert darf bei keinem Rundgang fehlen und das gleich nebenan befindliche Ho-Chi-Minh-Museum ist ein absolutes Muss im Besichtigungsprogramm.

Vietnam_copyright Veronika Holzinger_IMG_0169
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So wie in vielen Großstädten verändert auch hier der herrschende Bauboom das Gesicht der Stadt und immer mehr Hochhäuser verdrängen Altes.
Wer genügend Zeit hat, sollte den äußersten Nordwesten Vietnams besuchen. Durch eine beeindruckende Berglandschaft, vorbei an Dörfern in denen noch ethnische Minderheiten wohnen, wurde bei Dien Bien Phu 1954 die letzte und entscheidende Schlacht gegen Frankreich ausgetragen.
Bei einer Reise durch Vietnam gehört ein Bootsauflug mit einer Dschunke in der Ha-Long-Bucht zum Pflichtprogramm. In der 1994 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärten Bucht ragen rund 3000 durch Wind und Salzwasser geformte ehemalige Bergspitzen in den bizarrsten Formen aus dem Wasser. Trotz der Massen von Touristen wirkt Vietnam hier ursprünglich und bietet so manchen Einblick in das tägliche Leben. Schwimmende Dörfer, Höhlen in den Kalksteinfelsen und die diversesten Stopps an verschiedenen Inseln bieten so manches Fotomotiv.

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Nicht weit von Hanoi, mitten in der Reiskammer des Norden von Vietnam, liegt die „Trockene Halong-Bucht“. Hier ragen Felstürme aus den Reisfeldern, die durch Verwitterung die skurrilsten Formen haben. Mit dem Boot können viele Höhlen und Grotten befahren werden. Am bekanntesten sind die Drei Höhlen, in denen bizarre Felsformationen zu besichtigen sind. Wo viele TouristInnen sind auch viele SouvenirverkäuferInnen und damit auch viel Remmidemmi.

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In Hoang Tru steht das einfache Geburtshaus von Ho Chi Minhs und ist heute ein „Wallfahrtsort“ der Vietnamesen.
Nicht fehlen darf ein Besuch der alten Kaiserstadt Hue. Hue, der „Verbotenen Stadt“ in Peking nachempfunden, liegt am „Duft-Fluss“, der zu einer Bootsfahrt einlädt. Die malerisch am Fluss gelegene Thien Mu Pagode, das Kaisergrab von Minh Mang, das Ngo Mon Tor, der Thai Hoa Palast mit seiner mächtigen Halle, die verbotene purpurne Stadt, das malerisch gelegene Grabmahl von Tu Duc – zur Besichtigung von Hue sollte man mindestens zwei bis drei Tage einplanen.

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Von Hue geht es durch die weite Ebene Richtung Wolkenpass, der den subtropischen Norden und den tropischen Süden teilt. Von der 496 m Passhöhe hat man herrliche Ausblicke auf das südchinesische Meer und den Küstenstreifen von Lang Co bis nach Danang.
Eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Danang ist das Cham-Museum mit seinen mehr als 300 Originalstücken. Nicht weit von Danang liegt der bekannte China Beach und die Marmorberge. Entlang der Straße nach Hoi An reiht sich Stand an Stand, bei denen man aus Marmor gemeißelte Figuren erstehen kann.

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Das malerisch gelegene Hoi An, dessen Altstadt unter dem Schutz der UNESCO steht, war einst der bedeutendste Hafen des Landes. Ein Fixpunkt zum Besichtigen ist sicher die überdachte japanische Brücke, die früher das chinesische mit dem japanischen Geschäftsviertel verband. Auch sollte man dem Museum, dem Pung Haus, dem anmutigen Quang Dong Tempel und der Phuoc Kein Pagode einen Besuch abstatten.

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Die Küste entlang geht es Richtung Nha Trang. Vorbei an Chamtürmen aus dem 1. Jahrtausend und den bizarren Chong Felsen, zieht sich die Straße doch etwas, bis Nha Trang erreicht ist. Die weitläufige Hafenstadt wartet mit dem Pasteure-Institut und dem Ozeanographischen Institut auf. Sehenswert auch die im Stil der französischen Gotik errichtete Kathedrale und die Iang Son Pagode.

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Ein fast fünf Kilometer langer Sandstrand entlang der Uferstraße bietet Strandleben. Im Hafen findet man auch die großen runden Körbe, die aus dünnen Zweigen geflochten sind und noch immer zum Transportieren verwendet werden. Wir haben es nicht ausprobiert, aber Einheimische benutzen diese wackeligen Gefährte nach wie vor. Unweit vom Hafen ragen die Türme von Po Nagar, dem Cham-Heiligtum in den Himmel und noch ein Stück weiter kann man den Handabdruck eines Riesen am Hon-Chong-Felsen bewundern.

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Die Küstenstraße entlang, an den Cham Türmen von Po Klong Garai aus dem 13. Jahrhundert vorbei, erreicht man den Küstenort Phan Thiet. Der touristisch erschlossene Ort bietet einen 10 km langen Sandstrand und lädt zum Baden. Ja, wenn da nicht diese verflixten winzig kleinen Biester wären, die ahnungslose StrandspaziergängerInnen beim Einbruch der Dämmerung umschwärmen und beißen. Am nächsten Tag bilden sich juckende Bläschen, die noch lange an den Badeaufenthalt erinnern.

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Herrschte in Nordvietnam der noch eher asketisch wirkende Menschentyp vor, wurden die Bewohner, je weiter wir uns vom Wolkenpass entfernten, und uns Ho-Chi-Minh-Stadt, dem einstigen Saigon näherten, immer molliger.
In Ho-Chi-Minh-Stadt brodelt das Leben, hier gibt es Straßenmärkte, Straßencafés, moderne Geschäfte und weite Boulevards. Cholon, das ehemalige Chinesenviertel, die Kathedrale, das Rathaus und die Oper in der Neustadt, die Pagode des Jadekaisers und auch der Palast der Wiedervereinigung sind zu erkunden. Bummeln Sie über den Hauptmarkt in China Town, besichtigen Sie die Thien Hau und die Giac Lam Pagode, schlendern Sie über den Ben Thanh Markt, tauchen Sie ein in den Trubel, lassen Sie sich treiben. Beim Kriegsmuseum werden einem die noch immer drastischen Auswirkungen des Vietnamkrieges vor Augen geführt. Kriegsveteranen zeigen ihre Verstümmelungen und erwarten eine kleine Wiedergutmachung in Form eines Obolus.

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Wenn Sie vom Großstadtleben genug haben, buchen Sie eine Bootsfahrt auf dem Mekong, der Lebensader Vietnams. Vom Schiff aus bekommt man einen guten Einblick in das Leben der Fischer, fährt an kleinen Dörfern vorbei, besichtigt My Tho im Herzen der südlichen Provinz, erkundet die Einhorn und Phoinix Insel und stattet der Vinh Trang Pagode einen Besuch ab.

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Von Cholon bis zur kambodschanischen Grenze verläuft ein circa 200 km langes Tunnelsystem auf drei Ebenen, das während des Vietnamkrieges von den Mitgliedern des Viet Minh genutzt wurde und das die Amerikaner, trotz Napalm-Bomben und Entlaubungsmittel nicht geknackt werden konnte. Für Touristen wurden bei Cu Chi einige Tunnel zum Besichtigen verbreitert, es gibt Video-Vorführungen und Souvenirs.

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Für eine Reise durch Vietnam sollte man sich mindestens drei Wochen Zeit nehmen. Da das Wetter zu keiner Jahreszeit annähernd gleich ist, gibt es keinen Monat, der besonders empfohlen werden kann, Regenschutz, Mückenschutz und eine Jacke sollten immer im Gepäck sein.

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