Hellbrunn – „Lustort“ wider der „Melancholie“

Fotos: ©V. u. H. Holzinger        
Kleines Telefonat mit einem unserer Lieblingsjunioren und schon kommt die Frage „Wo treibt Ihr Euch denn schon wieder herum?“. Nun, liebes Kind, da wir seit längerer Zeit flügge gewordene Eltern sind, haben wir Salzburg einen Besuch abgestattet. 

Was wir dort „schon wieder“ machen? Na, ganz einfach. Zuerst einmal durch die Altstadt gestrandelt, dann das sehr gut gestaltete Salzburg Museum in der wunderschön restaurierten Neuen Residenz sowie Mozarts Geburts- und Wohnhaus besucht und meine ganz persönlichen Lieblings-Mozartkugeln beim Josef Holzermayr besorgt. 

Der zweite Tag war dann ganz für Hellbrunn reserviert, das wir, zum wievielten Mal eigentlich, intensivst erforschten. 

So makaber es ist, aber es entspricht einfach den Tatsachen, dass wir heutzutage froh sein müssen, dass es auch im 17. Jahrhundert sehr reiche Menschen gab, die für sich und ihre „ebenbürtigen“ Zeitgenossen und -genossinnen Freizeiteinrichtungen erbauten, um ihren dekadenten Lebensstil ausleben zu können.

Salzburg, Schloss Hellbrunn, ©V. u. H. Holzinger

Ein wunderbares Beispiel dafür sind die Garten- und Schlossanlagen Hellbrunn, die auf uraltem Kulturboden angelegt wurden. Aufgrund der vielen Wasserstellen, die auch zahlreiche Wildtiere anzogen, schon in der Hallstattzeit besiedelt, wurde das Gebiet im Mittelalter mit einer Mauer umgeben und von der Salzburger Hofgesellschaft als bequemes Jagdgebiet genutzt.

Markus Sittikus, dem späteren Erzbischof von Salzburg, blieb es vorbehalten, Schloss Hellbrunn in Auftrag zu geben, um einen „Lustort“ zu erschaffen, an dem gegen die damals sehr in Mode gekommene Krankheit „Melancholie“ entgegengewirkt werden konnte.    

In nur drei Jahren wurde das Lustschloss vom italienischen Architekten Santino Solari fertiggestellt und noch heute, mehr als 400 Jahre später, zeigt sich der Spätrenaissance-Bau in all seiner Pracht.

Man sollte das Schloss jedoch nicht nur von außen betrachten, die Innenräume, die zur Zeit die interaktive Dauerausstellung „SchauLust – Die unerwartete Welt des Markus Sittikus“ beherbergen, sind absolut sehenswert. 

Bei einem Rundgang durch die Ausstellung geben nicht nur die wunderschön renovierten Zimmer einen Eindruck, mit welchem Prunk sich einst Reich und Schön umgaben, Besucher und Besucherinnen können auch tief in die Geschichte eintauchen und Wissenswertes über Markus Sittikus und sein Umfeld erfahren.  

Salzburg, Hellbrunn Wasserspiele, ©V. u. H. Holzinger

Ein Highlight, das von Touristen und Touristinnen jedes Jahr gestürmt wird – also rechtzeitig Karten sichern – sind die weltberühmten Wasserspiele. Federführend war auch bei ihnen Markus Sittikus, der mit viel Sinn für Humor und kleinen Bosheiten inbegriffen, seinen Gästen ein Spektakel der besonderen Art bieten wollte. 

Bei einer Führung sollte auch heute noch Obacht gegeben werden, denn es könnte leicht sein, dass die im ganzen Bereich versteckten Düsen für ein sehr kühles Vergnügen sorgen. Da pritschelt es aus einem Geweih oder in einer der Grotten gibt es eine kleine „Unterbodenwäsche“. Sollten Sie sehr müde sein, dann wählen Sie zum Ausruhen nur den ehemaligen Sitz des Erzbischofs, sonst gibt es eventuell eine böse Überraschung.

Aber nicht nur die Pritscheleien machen den Reiz der Wasserspiele aus, es sind die technischen Finessen, mit denen schon zu Zeiten des Markus Sittikus Gestaltungselemente eingefügt wurden. Von dem wunderbaren mechanischen, mit Wasserkraft betriebenen Theater, das auch heute noch voll funktionsfähig ist, bis zu Wasserautomaten, die Figuren zum Leben erwecken, oder der auf einem Wasserstrahl tanzenden Krone, warten technische Spielereien, die begeistern.

Schloss und Wasserspiele sind umgeben von einem traumhaften Garten, der zum Spazieren einlädt. Rund 60 Hektar stehen da zur Verfügung, um sich so richtig an frischer Luft auszupowern. Neben alten Baumbeständen warten zahlreiche Teiche, die mit Fischen besetzt sind, ein Kinderspielplatz, verschiedenste Brunnen oder im Winter auch eine gespurte Langlaufloipe, auf Frischluft-Fans. 

Auf dem Hellbrunner Berg befindet sich das Hellbrunner Monatsschlössl, das ehemalige Jagdschloss von Markus Sittikus, das heute als Heimat-Museum genutzt wird.

Salzburg, Hellbrunn, Zoo Salzburg, ©V. u. H. Holzinger

Tja, und da wäre noch der Salzburger Zoo, der ebenfalls über den Schlosspark zu erreichen ist. Traumhaft gelegen, liebevollst gestaltet und für Kinder, aber auch für Erwachsene, ein Highlight. Auf rund 14 Hektar Fläche kann bequem und ganz kommod ein Rundgang quer durch die Tierwelt aller Kontinente absolviert werden. 

Im Zoo, der, so weit es eben in einem Tierpark möglich ist, auf artgerechte Haltung Wert legt, finden sich rund 1.200 Tiere von 140 Arten. Gleichzeitig wird, ganz ohne Holzhammer, Wissenswertes über die einzelnen Tiere vermittelt. Nett, kompakt, interessant und lehrreich – was willst mehr. 

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es jedoch in Hellbrunn. In der kalten Jahreszeit sind Schloss, Parkanlagen und Zoo geöffnet, die Wasserspiele müssen jedoch geschlossen bleiben. 

Nach diesem erlebnisreichen Ausflug nach Hellbrunn wollten wir eigentlich nur mehr die Füße hochlagern und verschnaufen, damit wir fit und voll Energie den nächsten Tag angehen konnten.

Frisch ausgeruht verbrachten wir dann den folgenden Tag wieder in der Salzburg Innenstadt. Die Katakomben besichtigt, dann hinauf auf die Festung Hohensalzburg, auf der Aussichtsterrasse viele, viele Sonnenstrahlen auf die Nase scheinen und den Blick über Salzburg schweifen lassen, danach noch ein kleiner Spaziergang am Kai und schon war unser kleiner Zwischenurlaub aus. 

Aber wir kommen wieder – versprochen.