Projekt Word!Up Leopoldstadt und Tagung „Wem gehört die Stadt“

Unter dem Motto „Wem gehört die Stadt“ fand Ende September die wienXtra-institut für freizeitpädagogik Tagung statt, bei dem das Zusammenleben im öffentlichen Raum für Alt und Jung, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung im Mittelpunkt standen.

Anstelle von Stadtplanung tritt heute zunehmend Improvisation, da sich Nutzungen des städtischen Raums innerhalb von kürzester Zeit radikal ändern können.
Im urbanen Zusammenleben werden die Freiräume der/des Einzelnen immer knapper, was gestern noch bei Jugendlichen als modern galt, ist heute bereits überholt und ein Miteinander der Generationen aufgrund der immer knapper werdenden Platzressourcen schwieriger.
Univ.-Prof. DI Dr. Sabine Pollak, deren Arbeits- und Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Genderforschung, Urbanistik, Wohnbau und Architekurtheorie liegen, musste am Ende ihres Vortrages eingestehen, dass auch Stadtplaner und Architekten vor oft unlösbaren Aufgaben stehen. Im Laufe des letzten Jahrhunderts wurde die Stadt zwar immer kontrollierter, aber Planung kann oft mit den Erwartungen der Nutzer nicht mithalten.

Auf der Suche nach Freiräumen wird die Frage immer relevanter „Wer ist wann und wo in einer Stadt?“ Vor dem Hintergrund einer Zunahme der Gegensätze von Arm und Reich und einer Vielfalt von Lebensstilen, werden das eigene Grätzel und der Zustand der Infrastruktur, insbesondere der Schulen und die Erreichbarkeit der öffentlichen Verkehrsmittel sowie die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung zur Beantwortung dieser Frage immer wichtiger. Um Konflikte zu vermeiden, Ghettobildung zu verhindern und öffentliche Räume lebenswert für alle Bevölkerungsgruppen zu erhalten, gibt es, so o.Univ. Prof. Dr. phil. Dipl.-Soz. Jens S. Dangschat, keine endgültigen Antworten, sondern die Herausforderung, die sozialräumlichen Bedingungen in ihrem Wandel zu verstehen und unterstützend auf die bisweilen spannungsreichen Beziehungen einzuwirken.

In einer angeschlossenen Projektausstellung zeigten 25 Trägervereine mit insgesamt 54 Projekten, welche Initiativen es derzeit in Wien im öffentlichen Raum für Kinder und Jugendliche gibt, welche Formen des Zusammenlebens bereits gelebt werden und wie Fachkräfte voneinander lernen können.

Das Projekt von Word!Up Leopoldstadt hat uns besonders gefallen. In Form eines Jugendparlaments können SchülerInnen der 7. und 8. Schulstufe Wünsche und Forderungen an die Bezirksvertretung stellen. Und da Wünsche frei sind, die Realisierung aber oft eine lange Planung und zeitweise auch Geld nötig ist, haben SchülerInnen und Schüler der KMS Pazmanitengasse und des BRG2 Vereinsgasse bei einem ihrer Projekte „viel Hirnschmalz“ verwendet, um dieses Realität werden zu lassen. Mit finanzieller Unterstützung von der Bezirksvertretung Leopoldstadt und dem Verein Wiener Jugendzentren, begleitet von Jugendtreff Alte Trafik (J.at) und Jugendzentrum MexTreff wurde das Projekt Parkgestaltung Gelände Nordbahnstraße/Am Tabor in Angriff genommen.
Das über 5000 m2 große Gelände der ÖBB Immobilien GmbH, zur Zeit auf gut Wienerisch eine „Gstättn“, soll in den nächsten Jahren neu gestaltet werden und neben Wohn- und Bürogebäuden soll auch ein Park entstehen.
Bei Workshops wurde das Projekt 300 Schülerinnen und Schülern erklärt und die SchülerInnen deponierten ihre Wünsche und Ideen für den aus ihrer Sicht perfekten Park. Und nun ging es an das „Eingemachte“. Drei Gruppen wurden gebildet, Pläne des Geländes verteilt und da Wünsche, wie gesagt, auch oft was kosten, gab es drei Mappen mit Spielgeräten, alle mit Maßen und Preisen versehen. Wie im wirklichen Leben gab es ein Budget, in diesem Fall zirka 900.000,– Euro, das eingehalten werden musste und die Planung konnte realistisch und maßstabsgetreu beginnen.
Nach Erarbeitung der Vorschläge, wurden diese übereinander gelegt, in unterschiedlichen Farben dargestellt und es zeichnete sich eine Vielfalt der einzelnen Ideen ab.
In einer geheimen Wahl wurden 21 Delegierte gewählt, die die Vorschläge im Namen der Teams berieten und im Plenum präsentieren konnten.
Da Planer nicht vom Himmel fallen, wurden die Delegierten beim Erstellen eines maßstabgetreuen, konkreten Plans von den Wiener Stadtgärten unterstützt. Dr. Ursula Dominikus stand mit Rat und Tat zur Verfügung und schließlich konnten die gewählten Delegierten mit viel Lampenfieber und unter reger Beteiligung des Publikums ihre Ideen präsentieren. Wie in großen Firmen üblich, erfolgte eine laufende Evaluierung, Protokollierung und Dokumentierung jeder Phase des Projektes. Eine eigene DVD wurde erstellt und soll unter der e-mail Adresse wordup2@gmx.at oder im Büro Jugendtreff Alte Trafik unter den Telefonnummern 01/218537 und 0670/897060422 kostenlos erhältlich sein.

wordup2@gmx.at
www.facebook.com/wordup.leopoldstadt
www.jugendzentren.at

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