Mit dem Wohnmobil kreuz und quer durch Schottland

Da das Wetter leider nicht so mitgespielt hatte, war unsere Tour quer über die Island of Skye doch etwas zügiger als geplant gewesen. Nach knusprigen Fish and Chips in Kyle of Lochalsh machten wir uns auf Schottland weiter zu erforschen.
Der Wettergott hatte ein Einsehen mit uns und hielt zwar nicht strahlenden Sonnenschein aber doch freundliches Wetter bereit. Gleich nach Auchtertyre schwangen wir uns auf die A890 und fuhren dem Loch Carron entlang. Nördlich von Loch Carron liegt Wester Ross mit dem Torridon-Massiv, das mit einigen der ältesten Berge der Welt aufwartet. Über das 600 Millionen Jahre alte Gestein schleichen heute noch Wildkatzen durch die Gegend, Rothirsche und Wildziegen fühlen sich wohl.

Loch-Carron_©V.Holzinger
Loch-Carron_©V.Holzinger

Weiter dann auf der A832 befindet sich das fast 600 Hektar große Beinn Eighe National Nature Reserve, der älteste Naturpark Großbritanniens. Vom wunderschön gelegenen Loch Maree gehen etliche Wanderwege in die Natur, um die Schönheiten der Landschaft so richtig zu genießen. An den Ufern des Loch Maree findet man noch Überreste eines Kaledonischen Kiefernwaldes, der durch viel Glück allen Kahlschlägen entgangen ist.

Gairloch_©V.Holzinger
Gairloch_©V.Holzinger

Wer dann der A832 immer weiter folgt, kommt nach Gairloch, das direkt am Meer liegt und mit schönem Sandstrand und Infrastruktur aufwartet. Natürlich nutzten wir diese gleich und füllten die Lücken in unserem Kühlschrank auf. Danach machten wir uns zum Loch Ewe auf, wo Inverewe Garden, eine der schönsten Park- und Gartenanlagen Schottlands, liegt. Durch den milden Golfstrom begünstigt, gibt das Klima auch exotischen Pflanzen eine Chance zum Wachsen.

Loch-Ewe_©V.Holzinger
Loch-Ewe_©V.Holzinger

Immer der A832 folgend, mit schönen Ausblicken auf das Meer und Sandstrand belohnt, quer durch Berge, die mit blühendem Ginster bedeckt sind, geht es entlang dem Little Loch Broom. Immer bergauf stößt man dann auf die Falls of Measach, wo man sich bei einer kleinen Wanderung die Füße vertreten kann.
Kurz darauf wechselten wir auf die A835, die entlang des Loch Broom Richtung Ullapool führt. Vor dem Städtchen Ullapool können Wanderfreudige noch im Lael Forest Garden ihrer Wanderlust frönen und werden es sicher nicht bereuen. In Ullapool, das malerisch vor einer grandiosen Bergkulisse liegt, gibt es neben feinen Fish and Chips auch die Möglichkeit, Bootssafaris zum Robben beobachten oder zu den Vogelinseln zu machen. Hier fahren auch die Fähren zu den Isles of Lewis und Harris ab.

Schottland_Highlands_©V.Holzinger
Schottland_Highlands_©V.Holzinger

Nach Ullapool führt die A835 durch eine zauberhafte Landschaft über den Strath Canaird Pass Richtung Elphin. Dem Fluss Loanan entlang, von grandioser Bergkulisse umgeben, gelangt man zum Loch Assynth, wo auf einer Landzunge Ardvreck Castle der Besichtigung harrt.
Hinauf auf das schroffe Quinang-Plateau, durch Moorlandschaft, entlang des Loch Glencoul, wieder hinunter zum Meer, über die Brücke von Locha’ Chagrin Bhain und Loch Glendhu und nach Scourie an der Scourie Bay.
Wieder bergauf, Felsen, kleine Seen, immer weiter um dann bei Laxford Bridge auf die A838 zu stoßen. Wer weiter in den Norden Schottlands will, kann hier wechseln und durch North-West Sutherland bis zum obersten Zipfel gelangen.

©V.Holzinger
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Durch fast menschenleeres Gebiet, ein kurzes Stück am Loch Inchard entlang, dann durch Moorlandschaft, hinunter zum Kyle of Durness. Bei gutem Wetter kann man hier zu einer Bootstour aufbrechen, die eine Wanderung vor spektakulärer Kulisse ermöglicht. Da uns das Wetter leider wieder mit Nieselregen und starken Wind beglückte, nahmen wir diese Option nicht wahr, sondern folgten einfach der A838 zu unserem nächsten Ziel.
Mit der Sango Bay hatten wir den nördlichsten Punkt erreicht, den wir mit unserem WoMo anfahren wollten. Was nützt die schönste Küste, wenn der Wind pfeift und es wie aus Schaffeln schüttet?

Schottland_Highlands_©V.Holzinger
Schottland_Highlands_©V.Holzinger

Also weiter zum Loch Eriboll, das uns mit strahlendem Sonnenschein, türkisblauem Wasser und feinem Sandstrand erwartete.
Nach dem Tanken von ein paar Sonnenstrahlen dann wieder hinauf in die Berge, durch eine Landschaft, die fast an Nord-Norwegen erinnert, hinunter zur Kyle of Tongue, quer über den Damm zum kleinen Örtchen Tongue.
Da das schlechte Wetter uns wieder eingeholt hatte, rollten wir Richtung Thurso. Thurso, vor mehr als 1000 Jahren von den Wikingern gegründet, hat mehr als 10.000 Einwohner und ist schon fast als „Großstadt“ zu bezeichnen. Das nett hergerichtete Städtchen lockte mit seiner Infrastruktur. Diesmal wollten wir wieder einen Campingplatz nutzen, unsere Wäsche harrte der Reinigung, daher checkten wir am Thurso Bay Caravan & Camping Park ein, der außerdem mit freiem WiFi punkten konnte.

Thurso_©V.Holzinger
Thurso_©V.Holzinger

Immer der A836 folgend, machten wir uns zum nordöstlichsten Zipfel Schottlands auf. Am Pentland Firth liegt das Dörfchen John o’Groat’s, das nach dem Holländer John de Groot benannt ist, der hier im 15. Jahrhundert ein Haus mit acht Eingängen für all seine Familienmitglieder baute. Nur wenige Kilometer davon punktet das Duncansby Head mit traumhaften Klippen- und Felsformationen. Der Regen hatte zwar aufgehört, uns pfiff aber ein mehr als grauslicher Wind ins Gesicht. Deshalb fiel unsere Besichtigung wieder einmal kürzer als geplant aus, wir kletterten in unser Womo und nahmen die A99 Richtung Wick.
Das nette Städtchen Wick empfing uns mit Nieselregen, starkem Wind und dann einsetzendem Dauerregen. Unsere Stadtbesichtigung fiel sehr kurz aus, danach ergänzten wir unsere Vorräte und starteten nach Lybster, wo wir im netten alten Hafen die gerade hervorkommende Sonne genossen und danach, mit Blick auf die Lybster Bay, eine kleine Jause einnahmen.

Lybster-Bay_©V.Holzinger
Lybster-Bay_©V.Holzinger

Immer der Küste entlang ging es nach Helmsdale, wo wir das dortige Timespan Heritage Centre besuchen wollten. Leider war das Centre umlagert von Touristenscharen. Wir verzichteten auf die Besichtigung und fuhren Richtung Dunrobin Castle, das sich prächtig oberhalb der Küste erhebt. Hier residieren nach wie vor die Earls of Sutherland, die sich durch die ehemalige „Highland Clearance“ nicht mit Ruhm bekleckert haben. Wie ein Märchenschloss aussehend, verfügt Dunrobin Castle über sage und schreibe 189 Zimmer, von denen ein Teil öffentlich zugänglich ist. Bei der Ausstattung und dem Bau selbst spielte Geld keine Rolle, hier wurde nicht gekleckert sondern geprotzt. Ein schön angelegter Garten, die prachtvoll ausgestatteten Innenräume und ein traumhafter Blick auf das Meer versöhnen mit dem doch sehr hohen Eintrittspreis.

Dunrobin_©V.Holzinger
Dunrobin_©V.Holzinger

Nicht weit entfernt von Dunrobin Castle liegt Dornoch, das mit seinen Sandstränden ein beliebter Ferienort ist. Mit seinem ehemaligen Bischofspalast, der heute als Hotel dient und den Resten der mittelalterlichen Kathedrale, die einst zerstört und in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Kirche restauriert wurde, bietet das Städtchen auch einige nette Häuserzeilen. Am Ende der River Street erinnert ein Stein an die dunkle Zeit der Hexenverfolgungen. Die Markierung zeigt die Stelle, an der im Jahre 1722 Janet Horne als letzte schottische Hexe verbrannt wurde.
Über die Clashmore Brücke, die über den Dornoch Firth geht, erreichten wir Tain. Beim Vorbeifahren an einer Tankstelle fielen uns sofort die günstigen Preise auf. Also beim nächst möglichen Punkt gewendet und Tankstelle angefahren. Hier war das Tanken nur mit Karte möglich. Auch kein Problem – sollte man meinen. Leider funktionierte keine unserer Karten bei den Tankautomaten. Auf unsere Bitte an zwei Frauen, ob sie uns vielleicht behilflich sein könnten, warf die eine einen Blick auf unser Kennzeichen, drehte sich wortlos um, stieg in ihr Auto und sie fuhren davon. Der neben uns stehende Lenker sah unsere ratlosen Gesichter, fragte, ob er denn helfen könne, probierte erfolglos selbst sämtliche Karten durch, setzte sich in sein Auto und was dann folgte, war die bisher von uns erlebte typische Gastfreundschaft in Großbritannien. Der Fahrer meinte nur, wir sollen ihm folgen und lotste uns quer durch das Städtchen Tain zu einer Tankstelle, die zwar nicht ganz so günstig war, dafür aber unsere Karten akzeptierte. Herzlichen Dank im Nachhinein für die erwiesene Gastlichkeit.
Tain, an dem wir eigentlich nur vorbeifahren wollten, stellte sich als reizendes Städtchen heraus, das wir sofort besichtigten.
Nach dem kleinen Tankabenteuer nahmen wir wieder die A9 unter die Räder, rollten entlang und dann über die Brücke des Cromarty Firth. Am Parkplatz vor der Brücke machten wir eine kleine Pause und beobachteten die Seehunde, die auf den Felsen ein Sonnenbad nahmen.
Bei Tore zweigt die A832 ab, die zum netten Städtchen Rosemarkie führt. Gleich in der Nähe des Ortes befindet sich der Chanonry Point, von dem man, wenn man Glück hat, Delfine beobachten kann.
Auch Fort George, die wuchtige Militärfestung, liegt hier und kann zum Teil besichtigt werden.

Inverness_©V.Holzinger
Inverness_©V.Holzinger

Unser nächstes Ziel, Inverness, die wichtigste Stadt des Hochlandes, empfing uns schon vor der Stadt mit einem riesigen Stau. Wir quälten uns Meter für Meter zur und dann durch die Stadt, immer auf der Suche nach einem Parkplatz, der aber leider nicht vorhanden war. Da wir nicht auf einen örtlichen Campingplatz einchecken wollten, machten wir gezwungenermaßen „Sightseeing by car“, was durch die Kolonnenbildung äußerst erleichtert wurde.
Entlang des von Thomas Telford errichteten Kanals, der Loch Ness, Loch Oich und Loch Lochy verbindet, fuhren wir Richtung Loch Ness, um Nessie einen Besuch abzustatten. Das fast 40 Kilometer lange und 350 Meter tiefe Loch Ness füllt einen Teil des Kaledonischen Grabens, der vor 380 Millionen Jahren entstand und der die Highlands von Fort William bis Inverness durchzieht.

Calledonia_Kanal_©V.Holzinger
Calledonia_Kanal_©V.Holzinger

Trotz eifrigen Suchens erblickten wir Nessie nicht. Gerüchten zufolge soll sie sich zur Zeit irgendwo in Österreich auf Urlaub aufhalten, um das Sommerloch, verkleidet als irgendein exotisches Tier, zu füllen.
Nach dem wir uns den Trubel rund um das wunderschön gelegene Loch Ness und dem touristisch überlaufenen Urquhart Castle hingegeben hatten, checkten wir auf der Cumberlands Campsite in Fort Augustus ein. Von der Campsite ist es nicht weit zum Caledonian Canal, der einen Besuch wert ist.
Parallel dem Canal folgend, gelangt man zur historischen Brigde of Oich und fährt dann entlang des Loch Oich und des Loch Lochy durch eine bezaubernde Landschaft. Kurz vor Spean Bridge liegt das Commando Memorial, das an die gefallenen Soldaten aus dieser Region erinnert. Von der Memorial-Anlage hat man einen wunderschönen Blick auf das grandiose Ben Nevis-Massiv und die umliegende Landschaft.
Bei Spain Bridge zweigt die A86 nach Nordosten ab und führt vorerst quer durch die Traumlandschaft der Highlands. Immer dem River Spean folgend, begleitet von Bergmassiven, fährt man zuerst an den Monessie Falls und später am Loch Spean vorbei. Die Straße führt dann entlang des von Wäldern umgebenen Loch Laggan. Bei der Staudamm-Mauer sollte man kurz Halt machen, denn von dem dazugehörigen Parkplatz hat man einen schönen Blick auf die umliegenden Berge. In der Nähe von Newtonmore gibt es die Möglichkeit, das recht interessante Highland Folk Museum zu besuchen, das einen guten Einblick in die Lebensweise bietet.

Schottland_Highlands_V.Holzinger
Schottland_Highlands_V.Holzinger

Das Städtchen Kingussie bildet das Eingangstor zu den Cairngorms, die mit ihren bis zu 1300 m hohen Gipfeln eines der beliebtesten Skigebiete Großbritanniens bilden. Auf den 1245 m hohen Cain Gorm geht eine Zahnradbahn, hier befindet sich auch der Ben MacDhui, der zweithöchste Gipfel Großbritanniens.
Auch in der wärmeren Jahreszeit ist das Gebiet fest in touristischer Hand, hier wird gewandert, Rad gefahren, Tiere können beobachtet werden. Am River Feshie lockt ein Wildwassergebiet, das Loch Morlich wartet, vor einer traumhaften Kulisse, auf Wassersportler und -sportlerinnen.

Schottland_Highlands_V.Holzinger
Schottland_Highlands_V.Holzinger

Zwischen Aviemore und Broomhill fährt seit 1863 die Strathspey Steam Railway, am Loch Garten wurde im Abernethy Forest ein Schutzgebiet eingerichtet, in dem nach langer Zeit wieder Fischadler gesichtet wurden.
Immer den River Spey entlang, dessen Einzugsgebiet zu den wichtigsten Whisky-Regionen zählt, bis nach Fochabers, wo am Rande der Ortschaft das Baxter Highland Village auf uns wartete. Ein kurzer Streifzug durch das angeschlossene Museum und dann ab in den Shop, wo es die verschiedensten Leckereien gibt.

Baxter-Village_©V.Holzinger
Baxter-Village_©V.Holzinger

Entlang der Spey Bay gelangt man zu einem Zuckerl für Tierfreunde, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Mitten in der Spey Bay liegt das Scottish Dolphin Centre, das neben Tier-Exkursionen auch Besichtigungstouren anbietet. Gleich neben dem Centrum mündet der Spey ins Meer, über Kameras kann man vom Zentrum Robben und Delphine beobachten. Nur einen kleinen Spaziergang über das mit Schotter bedeckte Ufer und schon sieht man, so man Glück hat, die Tiere in Ufernähe.

Coastel-Trail-East_©V.Holzinger
Coastel-Trail-East_©V.Holzinger

Nach einem Rundgang mit einer Praktikantin, die, wie sich herausstellte, aus Deutschland stammte, machten wir es uns auf dem vor dem Centrum befindlichen Parkplatz bequem, nahmen unsere Ferngläser, suchten am Ufer ein windgeschütztes Platzerl und konnten bis spät am Abend zahlreiche Tiere bewundern.
Entlang des Coastal Trail East geht bei Portknockie ein Stichsträsschen zum Bow Fiddle Rock, der malerisch aus dem Meer ragt.

Bow-Fiddle-Rock_©V.Holzinger
Bow-Fiddle-Rock_©V.Holzinger

Das schön am Meer gelegene Cullen wird von einem Eisenbahnviadukt durchquert, das beinhart über den Dächern der umliegenden Katen errichtet wurde. Bei Culllen findet man auch die Felsengruppe The Three Kings, vom Städtchen aus kann man schöne Klippenwanderungen entlang des glitzernden Meeres unternehmen.
Immer dem Coastal Trail East folgend, zeitweise mit prachtvollem Ausblick auf das Meer, gelangt man nach Fraserburgh. Hier befindet sich das Fraserburgh Heritage Centre und das Scotland’s Lighthouse Museum mit seinem großen Freigelände. Ein absolutes Highlight für alle Technikbegeisterte.

Kinnaird-Head_©V.Holzinger
Kinnaird-Head_©V.Holzinger

Von Fraserburgh rollt man auf einer zeitweise sehr gut ausgebauten Straße Richtung Aberdeen, das heute als Ölstadt schlechthin gilt. Vor der Küste stehen mehr als 120 Bohrinseln, die Stadt selbst wirkt eher puristisch.
Nach einer kurzen Besichtigung, über die gut ausgebaute A90 nach Stonehaven, um dem nahe gelegenen Dunnottar Castle einen Besuch abzustatten. Dann wieder auf der A957 in das Landesinnere, Richtung Crathes.
Entlang des River Dee gelangt man zu den Falls of Feugh, die mit Schatten und nahe gelegenem Kaffee zum Rasten einladen.

Falls-of-Feugh_©V.Holzinger
Falls-of-Feugh_©V.Holzinger

Nach einem kurzen Abstecher zum Tomnaverie Stone Circle war es wieder Zeit, unseren Tank zu leeren und Frischwasser aufzunehmen. Wir checkten auf der Tarland by Deeside Club Site ein, die uns die nötige Infrastruktur und WiFi bereithielt.
Über Ordie und entlang des Loch Kinord gelangten wir nach Dinnet und wieder ins Deeside, dem Tal des River Dee.
Ab sofort bewegten wir uns auf hochherrschaftlichem Gebiet. In dem Gebiet verbringt die königliche Familie ihren Sommerurlaub, hier befindet sich Kincardin O’Neil, das älteste Dorf der Deeside. Nicht zu vergessen Balmoral, das von Königin Victoria gekauft und zu einem herrschaftlichen Schloss umgebaut wurde. Im Örtchen Ballater dreht sich alles um die königliche Familie. Das als Kurort bekannte Städtchen wartet mit Kitsch vom Feinsten auf. Hier stürmen Touristenmassen die Läden, um Teetassen oder andere Nippes mit königlichen Porträts zu erwerben. In Braemar finden im Herbst Highland Games statt, unter dem Jahr wird der kleine Weiler von Touristenscharen gestürmt.

Schottland_Highlands_©V.Holzinger
Schottland_Highlands_©V.Holzinger

Der Cairngorms National Park bietet sich zum Wandern an. Hier gibt es Gipfel bis über die Tausendmeter-Marke, die, wenn man sie erwandern will, unbedingt gute Kondition voraussetzen.
Durch den Cairngorms NP führt die A93, die über den Cairnwell Pass, vorbei am Glenshee Ski Centrum, hinab ins Glen Shee führt.
Bei Bridge of Cally zweigt die A924 ab, die entlang des River Ardle verläuft und links und rechts von Bergen gesäumt ist.
Von dem mehr als überlaufenen, aber trotzdem netten Städtchen Pitlochry, das am Rand der Grampian Mountains liegt, geht ein Abstecher zum Blair Castle, das mit einem riesigen Gartenareal und mit seinen weißen Gemäuern das Publikum beeindruckt.
Zurück nach Pitlochry und dann die A9 weiter, die nach Dunkeld führt. Das entzückende alte Städtchen liegt am Ufer des Tay und wurde 1689 fast völlig zerstört. Inmitten einer Grünanlage liegt die Ruine der Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert, dahinter thronen die steilen, bewaldeten Berge. Dunkeld ist als Ausgangspunkt für nette Wanderungen ideal, von hier kann man sich so richtig „auswandern“.

Schottland_Highlands_©V.Holzinger
Schottland_Highlands_©V.Holzinger

Wenn man von Dunkeld Richtung Dundee weiterfährt, überschreitet man die Grenze von den Highlands und befindet sich ab sofort im schottischen Tiefland.
Dundee, am Firth of Tay gelegen, war im 18. und 19. Jahrhundert für seinen Schiffbau bekannt. Am Craig Pier liegt das 1901 erbaute Segelschiff Discovery, mit dem Robert Scott seine erste Fahrt in die Antarktis unternahm. Einen schönen Überblick über die Stadt bekommt man von dem Kirchturm The Old Steeple. Wer einen kleinen Spaziergang entlang der Ufer-Promenade macht, kommt zur Tay Railway Bridge. Von hier kann man, wenn man Glück hat, die hier vorkommenden Seehunde beobachten.
Zuerst die A92 und die Tay Bridge über den Firth of Tay genommen, dann bei Newport on Tay auf die A914, gleich darauf auf die A919 gewechselt und bald erreicht man die A91, die direkt nach St. Andrews führt.

St.-Andrews_©V.Holzinger
St.-Andrews_©V.Holzinger

In St. Andrews ist bei allen Golfern und Golferinnen hoch geschätzt und wohl bekannt. Aber nicht nur Golfspiel ist hier angesagt, hier findet man die älteste Universität Schottlands, St. Andrews Castle thront majestätisch auf einem Felssockel, die Ruinen der St. Andrews Cathedral zeugen von ehemaliger Pracht, rund um die Market Street findet man Restaurants und Pubs, die müde Besucher und Besucherinnen zum Rasten einladen. Das äußerst nette Städtchen besitzt auch einen langen Strand, den man entlang des Coastal Path erwandern kann.

Schottland_Ölbohrturm_©V.Holzinger
Schottland_Ölbohrturm_©V.Holzinger

Über die Fife Coastal Tourist Route „hüpft“ man von Küstenörtchen zu Küstenörtchen, um dann auf die A92 zu gelangen, auf der es dann, je nach Verkehr, mehr oder weniger flott zum Firth of Forth geht.
Über die Forth Road Bridge, eine der längsten Hängebrücken Europas, übergesetzt und schon geht es auf bestens ausgebauten Straßen Richtung Edinburgh.
In der Nähe von Musselburgh checkten wir am Campingplatz Drummohr ein, um am nächsten Tag das „Athen des Nordens“ zu erkunden.
Gleich beim Einchecken am Campingplatz erkundigten wir uns nach den Möglichkeiten, nach Edinburgh zu gelangen. Da am nächsten Tag Sonntag war und wir aus Erfahrung bereits wussten, dass manche Park & Ride-Systeme an diesem Tag nicht betrieben werden, waren wir diesbezüglich vorsichtig geworden. Bei der Rezeption wurde uns versichert, dass dies kein Problem sei. Am Morgen sollten wir vorbeikommen und würden dann zum Bus gefahren werden. Für die Rückfahrt stünden dann genügend Busse zur Verfügung, die nicht weit entfernt vom Campingplatz ihre Station hätten.

Edinburgh_©V.Holzinger
Edinburgh_©V.Holzinger

Am nächsten Morgen frisch zur Rezeption gepilgert, in ein Privatauto verfrachtet und schon ging es flott zum weiter entfernt gelegenen Park & Ride. Da es dort vor Menschenmassen nur so wuselte, schnell aus dem Auto gesprungen und zur Haltestelle gepilgert. Ein Stockbus stand neben dem anderen, aber kein Bus kam zur angegebenen Zeit zur Station. Also einige Fahrer angesprochen, die etwas entfernt in einer Gruppe zusammenstanden, wann den der nächste Bus nach Edinburgh führe. Auf die Gegenfrage, ob wir denn wirklich in die Stadt wollten und unser bestimmtes „Ja“, sahen sich die Fahrer ratlos an. Dann wendete sich ein Fahrer an eine andere Person, die uns nochmals fragte, ob wir denn wirklich nach Edinburgh wollten. Auf unser „Ja“, meinte er nur, wir sollen in den einen Bus einsteigen, es wäre nur eine Station, an der wir aussteigen müssten, gab dem Fahrer noch eine kurze Anweisung, dass wir mitführen und schon ging unser „Privat-Stockbus“ Richtung Stadt.

Edinburgh_©V.Holzinger
Edinburgh_©V.Holzinger

Bei der Endstation hatte der Fahrer schon fast vergessen, dass er Fahrgäste hatte. Als wir ausstiegen, nickte er uns höflich zu, murmelte etwas von „Marathon“ und ließ die wartenden Menschenmassen einsteigen.
Wir waren glücklich in einer der schönsten Städte Mitteleuropas gelandet und machten uns auf, diese zu erkunden.
Die Stadt besteht aus zwei Hälften und gliedert sich in eine Altstadt und eine Neustadt, die im 18. und 19. Jahrhundert jenseits der mittelalterlichen Mauern entstand und Edinburgh drohte, aus allen Nähten zu platzen.
Da die Altstadt durch Stadtmauern begrenzt und somit Platz Mangelware war, wurden manche Gebäude bis zu 20 Stockwerke hoch gebaut. Auf der einen Seite wird Edinburgh vom Vulkanfelsen Arthur’s Seat überragt, auf dem Edinburgh Castle thront. Im Norden ragt der Norden Dalton Hill auf, von dem man den schönsten Blick auf das Schloss genießt.

Edinburgh_©V.Holzinger
Edinburgh_©V.Holzinger

Wer vom Castle die Royal Mile, die Hauptstraße des mittelalterlichen Edinburgh bis zum Palace of Holyroodhouse, dem offiziellen Wohnsitz der Königin in Schottland, entlang spaziert, trifft auf die wichtigsten Bauten, die wunderschön restauriert wurden.
Edingburgh Castle besteht aus mehreren Gebäuden und blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Im Königspalast brachte einst Mary Stuart ihren Sohn zur Welt, später beherbergte der Palast die schottischen Kronjuwelen. Heute wird der „Schicksalsstein“, ein Relikt aus vergangenen Tagen, hier aufbewahrt. In der Great Hall, die über eine wunderbare Holzdecke verfügt, trat eins das schottische Parlament zusammen. Das älteste Gebäude der Anlage ist die St. Margaret’s Chapel, die mit herrlichen Bleiglasfenstern ausgestattet ist.
Von der Argyle Battery schweift der Blick über die Neustadt mit ihren georgianischen Bauten und weiter bis zum Meer.
Nach dem Besichtigen der steilen Gässchen wechselten wir in die Neustadt und bewunderten dort die meist von reichen Kaufleuten errichteten Gebäude.

Edinburgh_©V.Holzinger
Edinburgh_©V.Holzinger

Da es bereits spät war, machten wir uns auf, um mit dem Bus zu unserem Campingplatz zu fahren. Also am Stadtplan orientiert, nach einmaligen Fragen die richtige Station gefunden und auf den Bus gewartet, der auch bald kam. Da die Linie zweigeteilt geführt wird und nur eine Busstrecke für uns in Betracht kam, ließen wir den ersten Bus fahren und warteten auf den nächsten. Da auch dieser nicht die benötigte Strecke fuhr, fragten wir beim Busfahrer, ob wir denn richtig wären. Dieser drückte uns nur ein Flugblatt in die Hand und meinte entnervt, es sei Marathon und es gäbe nur kurzgeführte Busse. Auf unsere Frage, welche Alternative es gäbe, zuckte er nur mit den Schultern und fuhr ab.

Edinburgh_©V.Holzinger
Edinburgh_©V.Holzinger

Also auf zur Fremdenverkehrszentrale, die sich nicht weit entfernt befand. Eine fast nicht enden wollende Schlange hatte sich vor den Schaltern gebildet. Eine Mitarbeiterin ging die Kolonne ab und fragte die Wartenden nach ihren Wünschen. Es stellte sich heraus, dass 95 % der Gäste in Edinburgh gestrandet waren und jetzt eine Verbindung suchten, um genau dorthin zu gelangen, wohin sie wollten. Als wir nach längerer Zeit endlich an der Reihe waren, standen wir einer bereits sehr schwitzenden Mitarbeiterin gegenüber, die seufzend meinte, wir hätten „the worst day of the year“ gewählt, um die Stadt zu besichtigen. Es sei nämlich Marathon-Tag und die ganze Stadt befände sich im Ausnahmezustand, da sämtliche Busse rund um das Marathon-Gebiet eingestellt seien. Unser Timing war wieder einmal perfekt gewesen. Nach Recherche in ihrem Computer schrieb sie uns eine Bahnverbindung auf. Bei der Station gäbe es Taxis, die uns dann weiter befördern könnten. Auf unsere Frage, ob denn nicht ein Taxi direkt zum Campingplatz besser wäre, meinten zwei Angestellte unisono, dass das viel zu teuer käme und wir mit der Bahn ein größeres Stück zurücklegen könnten.

Edinburgh_©V.Holzinger
Edinburgh_©V.Holzinger

Nun, am Bahnhof Terminal gecheckt, Zug bestiegen, bis zur angegebenen Station gefahren und gleich „verfallen“. Außer dem Bahnsteig und einem Fahrkartenautomaten war keinerlei Infrastruktur vorhanden. Von Taxis oder Häusern keinerlei Spur. Zufällig fuhr ein Taxi vorbei, das Fahrgäste absetzte. Auf unser Winken winkte der Fahrer kurz zurück, schüttelte den Kopf, und schon war er fort. Ein einsamer Zettel hing an einem Mast, auf dem eine Taxinummer notiert war. Also Smartphones heraus und festgestellt, dass alle drei mitgeführten Handys über keinen Empfang verfügten. Ein Pärchen, das gerade Richtung Bahnsteig unterwegs war, telefonierte mit einem ihrer Smartphones nach einem Taxi. Die Antwort der Taxizentrale lautete, dass es zur Zeit keines gäbe. Es sei nämlich Marathon und sämtliche Taxis seien auf Stunden hin ausgebucht.
Das Pärchen meinte noch, wir sollen in Richtung Ort gehen, in circa drei Meilen gäbe es eine Kreuzung mit einer Hauptstraße, von dort gäbe es eventuell die Möglichkeit, ein Taxi zu erwischen. Also frisch darauf los marschiert und nach circa 2 Meilen kam uns ein Taxi entgegen, das sogar auf unser Winken hin stehen blieb. Der Fahrer war zwar außer Dienst, fuhr uns aber doch zu unserem Campingplatz, wo wir sehr spät, aber doch, endlich eintrafen.
Am nächsten Tag machten wir uns nach Rosslyn auf, um der Rosslyn Chapel einen Besuch abzustatten. Die Kapelle ist ein Juwel der Steinmetz-Kunst und im Inneren üppig ausgestattet.

Tantallon-Castle_©V.Holzinger
Tantallon-Castle_©V.Holzinger

Am feine Sandstrand von Gullane Bents kann man Meeres-Feeling genießen, in Dirleton findet man die trutzige Ruine der Normannen-Festung Dirleton Castle.
Der Küstenstraße folgend, kommt man zu den Ruinen des Tantallon Castle, das im 14. Jahrhundert erbaut wurde und einen schönen Blick aufs Meer und zum Bass Rock bietet.

Bass-Rock_©V.Holzinger_
Bass-Rock_©V.Holzinger_

Immer der Küstenstraße entlang erreicht man Dunbar und die kargen Reste von Dunbar Castle. Der kleine Hafen von Dunbar ist nett gelegen, besitzt aber, bis auf einen kleinen Shop, keinerlei Infrastruktur.

Dunbar-Harbour_©.V.Holzinger
Dunbar-Harbour_©.V.Holzinger

Die Küste verlassend, wieder in das Landesinnere hinein, gelangt man nach Duns uns seinem gleichnamigen Castle.
Die in der Sonne rosafarben scheinenden Ruinen von Melrose Abbey standen als nächstes auf unserem Programm. Im Jahr 1136 erbaut, wurde die Abbey mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Heute ragen nur mehr die Ruinen gegen den Himmel, die aber noch immer durch Steinmetz-Kunst punkten.

Melrose-Abbey_©V.Holzinger
Melrose-Abbey_©V.Holzinger

In Jedburgh besichtigten wir die imposante Jedburgh Abbey, von der einige Teile auf die Kelten zurückgehen.
Wir checkten auf der Jedburgh Club Site ein und verbrachten hier unsere letzte Nacht in Schottland.

Jedburgh_Abbey_©V.Holzinger
Jedburgh_Abbey_©V.Holzinger

Am nächsten Tag fuhren wir durch das Grenzland, erklommen den Carter Bar, den Grenzpass zu England und nahmen bei stürmischen Wind, aber trockenem Wetter, Abschied von Schottland.

The-Border_Carter-Bar_©V.Holzinger
The-Border_Carter-Bar_©V.Holzinger