Ein kleiner Spaziergang für Jugendstil-Fans quer durch Wien

Abseits der bereits ausgetretenen Pfade zwischen Sisi, Hofburg und Mozart bietet Wien nahezu an jeder Ecke bemerkenswerte Baujuwele des „Wiener Jugendstils“.

Gustav Klimt, Josef Hoffmann, Otto Wagner aber auch Egon Schiele, Adolf Loos oder Rudolf Kalvach – Namen die untrennbar mit der Keimzelle des Wiener Jugendstils, der Künstlervereinigung „Wiener Secession“, verbunden sind, schufen nicht nur herausragende Kunstwerke, sondern bereiteten den Boden auf der ganzen Welt für diese Kunstrichtung.
Eines der berühmtesten Gebäude des Wiener Jugendstils, die Secession, 1898 von Joseph Maria Olbrich erbaut, vom Kaiser abgelehnt, von den Wienern abschätzig mit „Krauthappel“ betitelt, überrascht bis heute durch ihre Originalität.

Einer der herausragendsten Architekten der die Aufbruchstimmung von damals konsequent umsetzte, war Otto Wagner. So zeichnet Wagner nicht nur für den Bau des k.k. Postsparkassenamts verantwortlich, er entwarf auch Innenarchitektur und Möblierung. Verkleidet mit witterungsbeständigen Granit- und Marmorplatten mit Geländer und Türbeschlägen aus dem damals neuartigen Aluminium, wirkt dieses Gesamtkunstwerk des Jugendstils nach wie vor modern.
Vergoldete Ornamente und bunte Majolikakacheln beherrschen auch die Wohnhäuser Linke Wienzeile 38 und 40.
Benutzer des Wiener U-Bahn- und S-Bahn-Netzes begegnen Otto Wagners Schaffen an vielen Orten. Brücken, die ehemaligen Stadtbahn-Stationsgebäude in Schönbrunn, Währinger Straße/Volksoper, Gersthof oder am Stadtpark, der Wagner-Hofpavillon Hietzing oder der Pavillon am Karlsplatz zeugen noch heute von Wagners städtebaulicher Bedeutung.
Als erste „moderne“ Kirche Europas gilt die von Wagner am Zenit seines Schaffens erbaute Kirche Am Steinhof im 14. Bezirk. Kolo Moser stattete die Kirche mit Glasmosaiken aus, Säulenengel des Hauptportals und Engel am Hochalter stammen von Othmar Schimkowitz. Die Entwürfe für den größten Teil der Inneneinrichtung, von den Beleuchtungskörpern, der Sitzbänke und der Altäre stammen von Otto Wagner. Hervorragend restauriert, gilt die Kirche St. Leopold am Steinhof als Juwel des Jugendstils.
Auch der größte Friedhof Wiens ist von Jugendstil geprägt. Durch das von Max Hegele gestaltete Hauptportal des Zentralfriedhofs führt der Weg direkt zur neu restaurierten Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus, besser bekannt als Dr. Lueger-Gedächtniskirche. Max Hegele, ein Schüler Otto Wagners, zeichnet für den Bau dieser mit einer großen Kuppel gekrönten Kirche verantwortlich.
Das von Adolf Loos am Michaelerplatz errichtete Looshaus wurde ob seiner schmucklosen Fassade vom Kaiser komplett abgelehnt und zählt heute zu einem Schmuckstück des Stadtbildes.
Der 19. Bezirk ist zum Teil geprägt von stattlichen Villen, entworfen von Josef Hoffmann. Auch die Gemeinde Wien griff in späterer Zeit auf die architektonischen Entwürfe Hoffmanns zurück und wer einen kleinen Ausflug nach Purkersdorf einplant, kann nahe der Stadtgrenze das von Josef Hoffmann entworfene Sanatorium Purkersdorf bewundern.
Auch die Museen in Wien bergen immense Schätze. So sollte ein Besuch des Leopold Museums genauso eingeplant werden, wie die Besichtigung des Stiegenhauses des Kunsthistorischen Museums, das von Klimt gestaltet wurde. Wichtige Werke sind auch im Oberen Belvedere, im Wien Museum oder im MAK zu bewundern.

All diese Schätze und noch viel mehr kann man auf eigene Faust oder bei einer Jugendstil-Führung mit staatlich ausgebildeten Fremdenführern erkunden. Eines ist aber gewiss – Sie sollten viel Zeit für die Besichtigung all diese Kostbarkeiten einplanen.

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